Initiative Ein Jahr nach Maria 2.0 in Düsseldorf – wie geht es weiter?

Düsseldorf · Auch in Düsseldorf wehren sich Frauen gegen Ausgrenzung in der katholischen Kirche. Mit Aktionen machen sie auf sich aufmerksam und suchen Verbündete.

 Annette Schüller (3. von links in der hintersten Reihe) und Barbara Krug (2. von rechts) bei der Kirchenstreikwoche im Mai vor St. Margareta.

Annette Schüller (3. von links in der hintersten Reihe) und Barbara Krug (2. von rechts) bei der Kirchenstreikwoche im Mai vor St. Margareta.

Foto: Maria 2.0

Im vergangenen Jahr hatten Frauen in Münster zu einer bundesweiten Kirchenstreikaktion aufgerufen, an der sich in Düsseldorf Frauen und Männer aus verschiedenen Gemeinden beteiligt haben. Ihre Ziele sind für die Amtskirche ein Affront, rütteln sie am Selbstverständnis der patriarchalen Kirche. Die Forderungen von Maria 2.0 lauten unter anderem Aufhebung des Pflichtzölibats, Zugang aller Katholiken zu allen Ämtern der Kirche und Demokratisierung bestehender Kirchenstrukturen. Die WZ hat mit Barbara Krug und Annette Schüller aus der Gemeinde St. Margareta darüber gesprochen, was sich seit der Aktionswoche im vergangenen Mai getan hat.

Welche Aktionen haben Sie seit der Streikwoche veranstaltet?

Annette Schüller: Im September haben wir Düsseldorfer Marias einen Gottesdienst draußen an der Heinrich-Heine-Allee veranstaltet, um eine breitere Masse zu erreichen. So haben wir in der Innenstadt neue Interessenten kennen gelernt. In Gerresheim haben wir am 6. Dezember eine Mahnwache gemacht. Dabei sind wir mit vielen Menschen ins Gespräch gekommen, die sich von der Kirche abgewendet haben, aber noch gläubig sind. In Köln haben wir die Aktion „Umarmung des Doms“ unterstützt, um zu demonstrieren, dass wir katholischen Frauen Kirche sind. Außerdem gibt es eine Dialogreihe der Bürgerstiftung Gerricus und dem ASG Bildungsforum, in der es um die Machtstrukturen in der Kirche geht.

Was hat sich seitdem aufgrund der Aktionen getan?

Barbara Krug: Wirklich bewegt hat sich nichts. Wir merken, dass es viele Menschen gibt, die hinter uns stehen, zumindest hinter unseren Anliegen, die aber entweder mutlos sind oder Sorge um ihre Stelle haben, weil sie im System Kirche arbeiten. Da sind ganz große Ängste. Es sind viele, die aufgegeben haben, weil sie sagen, da ändert sich nichts mehr. Es gibt auch welche, die sagen, dass man zwar nichts ändern kann, aber dass sie sich ihre Wurzeln nicht nehmen lassen wollen. Die engagieren sich dann zum Beispiel bei Gottesdiensten, die wir selbst gestalten.

Könnte das zu einer Spaltung der Kirche führen?

Barbara Krug: Wir wollen keine Spaltung – auch wenn uns nahegelegt wird, die Kirche zu verlassen. Es gibt genügend Menschen, die sagen: ‚Dann geht doch woanders hin!‘ Das ist aber für uns nicht, wie einen Verein zu wechseln. Wir sind in der Kirche groß geworden, haben unsere Heimat darin und wir wollen die Kirche auch erhalten. Aber wir wollen diese männerbündische Kirche nicht mehr. Dieser Klerikalismus, dieses ‚unten und oben‘ und die gestufte Hierarchie ist nicht aus dem Evangelium abzuleiten.

Wie ist die Reaktion der Kirche auf die Aktionen der Maria 2.0?

Annette Schüller: Es gab ein Gespräch mit Kardinal Wölki, aber das war nicht sehr fruchtbar. Die Reaktion ist dann eher, sich zu verschließen.

Barbara Krug: Kardinal Wölki ist der Meinung, dass die Kirchenstrukturen schon in der Bibel angelegt sind. Er macht ja einen starken Unterschied zwischen Theologen und Laien. Wenn es aber um den Glauben geht, haben wir genauso mitzubestimmen. Uns treibt gerade die arrogante Haltung derjenigen raus, die sagen, dann sollen sie doch gehen. Das hat zum Beispiel der Pfarrer in Gerresheim erkannt und bleibt mit uns im Gespräch. Er weiß ja, was alles nicht mehr funktionieren würde, wenn Frauen in der Gemeinde fehlen würden.

Haben Sie noch Hoffnung auf Veränderung in der katholischen Kirche?

Annette Schüller: Sonst würde ich es nicht tun. Das Fenster ist jetzt auf. Das war es immer mal wieder. Das sieht man daran, dass es eine weltweite Bewegung wie die Voices of Faith gibt, eine Initiative, die katholische Frauen in Entscheidungspositionen in der katholischen Kirche bringen will. Das macht mir sehr viel Hoffnung. Wir haben ja die Freiheit, andere Gottesdienste zu feiern. Lamentieren bringt nichts, wir müssen einfach machen.

Barbara Krug: Es gibt ein paar Mutige, sie sich outen und es gibt ganz viele kleine Bewegungen, z.B. die Petition „Kritik an Kardinal Wölki“. Das wühlt natürlich auf und das ärgert auch. Ich habe schon noch Hoffnung, dass sich etwas bewegt, vor allem, weil das große Weltkirchenargument, was uns dauernd um die Ohren geflogen ist, auf einmal bröckelt. Am 8. März werden überall auf der Welt Frauen auf die Straße gehen, um gegen diese Art der Kirche zu protestieren. Das sind nicht nur wir in Deutschland. Es gibt von allem zwei Seiten, aber die die unzufrieden sind, haben beschlossen, zu sagen, was ihnen nicht passt.

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