Düsseldorf Fortuna-Abstieg: Was wäre wenn?

Das Horrorszenario heißt 3. Liga. Die Konsequenzen wären weitreichend — für den Verein und für die ganze Stadt.

Düsseldorf: Fortuna-Abstieg: Was wäre wenn?
Foto: dpa/Lepke/Wolff (2)

Düsseldorf. Die Angst geht um bei allen, die es mit der Fortuna halten. Nach dem düsteren Jahr 2015 sollte jetzt alles besser werden. Doch danach sieht es derzeit überhaupt nicht aus. Auch unter Neu-Trainer Marco Kurz geht es nicht bergauf. Stattdessen stürzt die Fortuna immer tiefer in der Tabelle der 2. Fußball-Bundesliga ab. Mittlerweile sprechen nicht nur Pessimisten vom Abstieg. Was würde der bedeuten? Eine Analyse.

Sie würden radikal einbrechen. Der größte Posten sind die TV-Gelder. In der aktuellen Zweitligasaison bekommen die Düsseldorfer deutlich mehr als acht Millionen Euro aus der TV-Vermarktung, in der 3. Liga sind es nur noch 750 000 Euro. Auch Zuschauer- und Sponsoren-Einnahmen würden sinken. Bereits in dieser Saison sind es mit 17.500 Dauerkarten knapp 3500 weniger als in der Vorsaison. Das dürfte noch mal radikal weniger werden. Bei den Fanartikeln sieht es ähnlich aus. Kamen in den vergangenen Jahren viele Neu-Fans hinzu, die sich erstmal stadiontauglich einkleiden mussten, dürfte das nach einem Abstieg fast kaum noch der Fall sein. Ob der Verein, der neben dem Fanshop am Burgplatz auch den neuen in den Bilker Arcaden halten kann, ist ungewiss.

Ein Abstieg in Liga 3 hätte auch Auswirkungen auf die Einnahmen der Arena — und damit natürlich auch auf die Stadttochter Düsseldorf Congress Sport & Event (DCSE) als Träger der Arena. Zum einen soll Namenssponsor Esprit, der sein Engagement am liebsten schon längst beendet hätte, seine Zahlungen dann reduzieren können, berichten Insider. Zum anderen dürfte bald auch die Fortuna mit der Bitte um eine Minderung der Stadionmiete um die Ecke kommen. Zur Erinnerung: In den Anfangsjahren der neuen Arena 2005 und 2006 stundete die Arena-Betreibergesellschaft dem Drittligisten zum Teil die Miete.

Nach dem Aus für das große Tennisturnier im Rochusclub und den Abstiegen der Hand- (HSG) und Basketballer (Giants) ist der Ruf der selbsternannten „Sportstadt Düsseldorf“ längst ramponiert: „Ein Abstieg der Fortuna wäre schlicht eine Katastrophe für das Image der Sportstadt, ja sogar der Stadt an sich“, sagt Grünen-Bürgermeister Günter Karen-Jungen. In der Tat: Ein Drittligist taugt nicht als Werbeträger, schon gar nicht im verwöhnten Düsseldorf. Möglicherweise könnte die ohnehin aufstrebende DEG von einem Fortuna-Absturz zusätzlich profitieren, in puncto neue Zuschauer oder Sponsoren.

Absteiger haben es in der tieferen Liga immer schwerer. Sie werden von allen gejagt, und gerade gegen den Traditionsverein Fortuna ist es für viele Vereine besonders schön, zu gewinnen. Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass es Vereine gibt, die auf Risiko spielen und den Etat der Vorsaison nur marginal kürzen, um das Gastspiel in der unteren Liga auf ein Jahr zu beschränken. Doch das wäre nicht Fortunas Politik. Der Verein würde die wirtschaftliche Gesundheit nicht aufs Spiel setzen und den Etat wohl um mindestens ein Drittel kürzen. Damit käme der Automatismus „Geld schießt doch Tore“ nicht so recht in Gang, und es würde ein schweres Jahr folgen, wie es viele Vereine, die ehemals Bundesliga gespielt haben und dann in die Drittklassigkeit abstürzten, erleben mussten. Zudem müsste der Kader nahezu komplett erneuert werden, da viele Spieler keinen Vertrag für die 3. Liga haben, zu teuer oder ausgeliehen sind. Das heißt, in der Drittklassigkeit wäre wieder ein Neuaufbau nötig, die Mannschaft müsste sich einspielen, bevor sie so funktioniert, dass an einen Aufstieg zu denken ist.

Für Markus Hirte, den Leiter des Nachwuchsleistungs-Zentrums, geht es bei Fortuna deutlich dahin, dass der Verein den Stellenwert der Nachwuchsarbeit sehr hoch einschätzt. „Wir haben in den vergangenen Jahren auch das Geld nicht mit vollen Händen ausgeschüttet“, sagt Hirte. „Die Signale aus der Vereinsspitze sind eindeutig. Es wäre auch zu kurz gedacht, die Arbeit mit den Talenten zurückzufahren.“ Die Jugendarbeit bleibt für Hirte die Lebensversicherung für einen gut geführten Verein. „Und außerdem glaube ich nicht, dass die Fortuna absteigt.“ Der geplante Ausbau des Leistungszentrums soll nichts mit der sportlichen Situation zu tun haben. Allerdings ist nicht klar, ob die kürzlich hauptamtlich eingestellten Jugend-Trainer alle weiter auf dieser Basis beschäftigt werden können.

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