Forschungsprojekt im Klärwerk: Kohle gegen Gift im Wasser

Zurzeit wird erforscht, was gegen Medikamentenreste getan werden kann.

Düsseldorf. Ruhr-Uni Bochum, Stadt und Stadtwerke erforschen zurzeit in einem einjährigen Projekt im Klärwerk Düsseldorf-Süd, wie Medikamentenreste aus dem Abwasser absorbiert werden können. Im geklärten Abwasser, das nach einer 48-stündigen Säuberung in den Rhein geleitet wird, sind nämlich Spuren von ausgeschiedenen Präparaten nachweisbar — allerdings nur in sehr geringen Mengen.

Beispiel Diclofenac — ein Schmerzmittel, das unter anderem bei rheumatischen Beschwerden eingesetzt wird: 70 Prozent des Präparats verlassen laut Ingenieurin Karen Clausen unverändert den Körper und geraten damit ins Abwasser. 1,8 Mikrogramm des Wirkstoffs pro Liter Wasser habe die Forscherin des Lehrstuhls für Siedlungswasserwirtschaft und Umwelttechnik an der Uni Bochum damit nachgewiesen.

Im Klärwerk-Süd will sie nun bis Dezember austüfteln, wie diese organischen Spurenstoffe entfernt werden können. „Diese Mikroverunreinigungen werden bislang nicht gezielt eliminiert“, sagt sie. Genau dies will sie nun in einem entsprechenden Testbecken auf dem Gelände am Hammer Deich.

Unterstützt wird die Untersuchung von den Stadtwerken. Beigesteuert wird von dem Unternehmen ein Abfallprodukt: Zur Tinkwasseraufbereitung wird im eigenen Wasserwerk ein Aktivkohle-Granulat verwendet. Bei dem Reinigungsprozess entsteht ein Abrieb, der anschließend nicht mehr benötigt wird. „Das müssen wir entsorgen“, erklärt Christoph Wagner, Leiter der Wasserwerke der Stadtwerke.

Genau dieses Pulver wird nun in dem Testversuch dafür eingesetzt, die Medikamentenreste zu binden. Übertragen auf die Leistungsfähigkeit des Klärwerks Süd, würde jeden Tag eine Tonne Aktivkohle benötigt. Die Kosten für den Versuch in Höhe von 200 000 Euro trägt das NRW-Umweltministerium. Ergebnisse gibt es Ende des Jahres.

Stadtentwässerungschef Claus Henning Rolfs appelliert jedoch vor einer möglichen Erweiterung des Klärwerks um eine vierte Reinigungsstufe an die Vernunft der Bevölkerung. Medikamente gehörten nicht in die Toilette. „Zurzeit bezahlen die Bürger 1,52 Euro pro Kubikmeter für das Schmutzwasser. Mit solch einem Verfahren würden etwa 1,70 Euro herauskommen.“

Christoph Wagner ergänzt: „Das ist auch eine Frage, wie weit wir es treiben.“ Schließlich sei das Belastungspotenzial äußerst gering. Etwa so, als würde man einen Schweizer in China suchen. Dennoch vermuten Experten, dass beispielsweise Rückstände von Antibabypillen zur Verweiblichung von Fischen führen.

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