Im Einsatz für den Zoll Wie Spürhund Luke am Flughafen Düsseldorf mehr als 700.000 Euro erschnüffelt

Düsseldorf. · Er ist der einzige Bargeld-Spürhund in Deutschland - und er ist ziemlich erfolgreich. Bei einem Besuch an seinem Arbeitsplatz im Flughafen Düsseldorf zeigt Schäferhund Luke, was er drauf hat.

 Zollhund Luke hat bei Mitarbeiter Niklas Sieksmeier Bargeld gewittert und hockt sich vor ihn ihn. Er weiß: Gleich bekommt er sein Spielzeug.

Zollhund Luke hat bei Mitarbeiter Niklas Sieksmeier Bargeld gewittert und hockt sich vor ihn ihn. Er weiß: Gleich bekommt er sein Spielzeug.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Die Passagiere schieben sich einer nach dem anderen an Schäferhund Luke vorbei. Nicht mal eine Sekunde hat der Hund, um Witterung aufzunehmen. Was hat der Fluggast in seinem Handgepäck, in den Jackentaschen, am Körper? Dann will Niklas Sieksmeier durchgehen, den Blick starr geradeausgerichtet, die Hände lässig in den Taschen. Doch der Bruchteil einer Sekunde reicht Luke. Er klemmt sich an die Fersen des jungen Mannes.

Als dieser stehen bleibt, setzt sich der Hund vor ihn hin und wartet ungeduldig. Endlich wirft Hundeführerin Sabine Mohren ihm seinen geliebten grünen Ball zu – die größtmögliche Belohnung für den dreijährigen Rüden. Und Niklas Sieksmeier zieht aus seiner Tasche ein dickes Bündel großer Geldscheine. Alle gelocht. Er ist Zollanwärter und der präparierte Dummy, damit Luke bei seiner Schicht auf jeden Fall ein Erfolgserlebnis hat. Er ist der derzeit einzige Bargeldspürhund in Deutschland, der am Menschen eingesetzt wird. Seit Dezember arbeitet er beim Zoll am Düsseldorfer Flughafen, seither hat er mehr als 750 000 Euro erschnüffelt.

Gute Nase, Spieltrieb und ein sanftes Wesen qualifizieren Luke

Sabine Mohren hatte sich Luke eigentlich privat zugelegt, als Rettungshund für ihr ehrenamtliches Engagement. Aber dann wurde am Airport Spürhundnachwuchs gesucht. Sie führte den jungen Schäferhund vor. „Und er war überragend“, schwärmt Trainer Reiner Woytowicz. Damit meint er nicht etwa nur Lukes feines Näschen, sondern auch dessen besonders ausgeprägten Spieltrieb, der Grundvoraussetzung für einen guten Spürhund ist. „Die Tiere müssen für ihr Spielzeug alles tun – in allen Situationen“, erklärt er.

Und für seinen grünen Lieblingsball, den er nur im Einsatz am Flughafen bei einem Fund bekommt, lässt Luke wirklich alles andere links liegen. „Wir hatten schon Passagiere, die sich sorgten, weil sie Wurstbrote in der Tasche hatten“, berichtet Sabine Mohren. „Aber da ist Luke einfach drüber hinweggegangen. Mit Leckerli tut man ihm keinen Riesengefallen. Sein Spielzeug ist für ihn der Jackpot.“

Der Einsatz am Menschen ist für den Hund weitaus fordernder als die Arbeit eines weiteren Geldspürhunds in Düsseldorf, der aktuell ausgebildet wird und Koffer absuchen soll. Luke hat wenig Zeit, seine Suchobjekte bewegen sich für ihn völlig unvorhersehbar, haben einen starken Eigengeruch. „Was er macht, ist mit das Schwierigste, was Spürhunde tun können“, sagt Woytowicz. Und trotzdem könne er Geld sogar in einem Beutel Kaffee aufspüren.

Rund ein Jahr hat Lukes Ausbildung in Anspruch genommen. Er kann alle gängigen Barmittel erschnüffeln. Trainiert, so Woytowicz, werde zwar vor allem mit Euro, Dollar, Pfund und türkischer Lira, aber tatsächlich hätten Barmittel weltweit einen recht ähnlichen Geruch. „Die Tinte und auch das Papier hat einen ganz prägnanten Eigengeruch“, erklärt der Hundetrainer und setzt hinzu: „Von wegen Geld stinkt nicht ...“

Die Passagiere am Airport reagieren sehr unterschiedlich auf den 40-Kilo-Hund. Viele zögern zunächst, an ihm vorüberzugehen. „Ich hatte aber gerade erst auch ein Kind, das war kleiner als Luke und hat ihn im Vorbeigehen noch kurz gestreichelt“, sagt Mohren. Das kleinste bisschen Grundaggressivität sei Ausschlusskriterium für einen Spürhund in Lukes Position – am Flughafen Düsseldorf werden seit den 90ern Spürhunde an Personen eingesetzt, laut Zoll gab es dabei noch nie Zwischenfälle.

Vor allem aber rechnet laut Mohren keiner damit, dass der Hund Bargeld detektiert. So wie bei einer Frau, die 22 000 Euro Schulgeld für ihre Tochter mit in die Türkei nehmen wollte – nicht angemeldet. „Angeblich wusste sie nichts von der Anmeldepflicht“, sagt Mohren (siehe Infokasten „Anmeldepflicht). Die Passagierin hätte ihr Geld ganz legal und ohne Gebühr mit auf die Reise nehmen können – nun erwartet sie ein Bußgeld. Lukes größter Einzelfund bislang – 590 000 Euro, die ein türkischer Fluggast mit ins Ausland nehmen wollte – war allerdings ordnungsgemäß angemeldet. Mohren: „Das weiß der Hund aber natürlich nicht und schlägt trotzdem an.“ Gleichzeitig zeigt er manchmal auch eine Menge an, die unter der 10 000-Euro-Grenze liegt – denn auch zählen kann seine Nase nicht. „Wir haben aber auch schon mal 8000 Euro sichergestellt, wenn der Fluggast nicht nachweisen konnte, woher das Geld stammte“, so die Hundeführerin.

Neben Luke und dem zweiten Geldspürhund hat der Zoll am Düsseldorfer Flughafen mehrere Drogenspürhunde im Einsatz. Einen Artenschutzhund, der Korallen und andere geschützte Arten riechen konnte, gibt es nicht mehr, auch keinen Waffenspürhund. „Die Zahlen waren hier am Flughafen einfach zu gering“, sagt Zollsprecher Michael Walk. Aber an Luke gebe es ein besonderes Interesse: Andere Zollämter fragten bereits an, weil auch sie gern Menschen auf Geld abschnüffeln ließen.

Generell, erklärt Hundetrainer Woytowicz, könne ein Spürhund auf alle Objekte spezialisiert werden, die einen gewissen Eigengeruch hätten. So gebe es in der Ausbildungsstätte für die Zoll-Spürhunde in Hamburg einen Doping-Hund, der Anabolika detektiere. In der freien Wirtschaft würden Schimmel-Spürhunde eingesetzt. Und schwerkranke Diabetiker hätten teilweise Hunde, die sie anstupsen, wenn der Blutzuckerspiegel zu weit absackt. Jüngst waren die speziellen Fähigkeiten von Diensthunden auch durch den Missbrauchsfall in Lügde in die Schlagzeilen gekommen, weil ein Computerspürhund auf dem Campingplatz weitere Datenträger entdeckt hatte.

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