Düsseldorf Flüchtlinge: Sitzstreik im Bus

15 Menschen weigerten sich aus einem Bus auszusteigen, weil ihnen die neue Unterkunft in Holthausen nicht gefiel.

Düsseldorf. Ihr Ziel war die neue Leichtbauhalle an der Itterstraße in Holthausen. Doch rund 15 der 35 Flüchtlinge, die gestern Nachmittag in die vor zwei Wochen in Betrieb genommene Unterkunft einziehen sollten, weigerten sich nach Ankunft strikt, den Bus zu verlassen. „Die drei Familien lehnen die Unterkunftsmöglichkeit ab. Sie möchten in eine feste Wohnung ziehen“, sagte Sozialamtsleiter Roland Buschhausen, der sich vor Ort selbst ein Bild von der Situation machte.

Mitarbeiter des Jugendamtes versuchten mit Hilfe eines Übersetzers, die Menschen davon zu überzeugen, den Bus zu verlassen. „Es gibt Menschen, die möchten gerne wie die Könige leben. Sie verstehen nicht, dass das nicht so einfach funktioniert“, kommentierte Dolmetscher Yalda Amer die Lage.

Andere Flüchtlinge, die seit zwei Wochen an der Itterstraße untergebracht sind, versuchten zu vermitteln. So wie Mahmod Mohammed, der erfolglos versuchte, die drei Familien, die aus dem Nahen Osten kommen, zum Aussteigen zu bewegen. „Die Bedingungen hier sind gut. Es wird sich um uns gekümmert und wir sind froh, dass wir hier erst einmal bleiben können“, sagte Huwsin Ibrahim. Er ist bereits seit zwei Wochen an der Itterstraße untergebracht und kann nicht nachvollziehen, warum andere Menschen diese Möglichkeit plötzlich ablehnen.

„Das Jugendamt achtet auf das Kindeswohl. Daher soll den Erwachsenen klar gemacht werden, dass es vor allem für ihre Kinder besser wäre, die Unterkunft zu beziehen“, erklärte Peter Lorch vom Amt für soziale Sicherung und Integration, mit welchen Argumenten das Jugendamt die Menschen zu überreden versuchte. Auch die städtische Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch und Diakonie-Pfarrer Torsten Nolting versuchten sich ohne Erfolg.

Auf dem Gelände diskutierten derweil die anderen Flüchtlinge die Situation. Fast alle können nicht verstehen, warum die drei Familien nicht in die Leichtbauhallen einziehen wollen, in denen insgesamt 288 Menschen Platz finden und in denen die Flüchtlinge selbst kochen können sowie abschließbare Zimmer vorfinden. Eine Räumung des Busses war zu keinem Zeitpunkt ein Thema: „Wir lassen ihn auch die ganze Nacht stehen, wenn es sein muss. Im Fall der Fälle bestellen wir noch einen Wachmann“, sagte Buschhausen. Doch das wurde nicht nötig: Kurz vor 20 Uhr verließen die Flüchtlinge unter gutem Zureden doch noch den Bus.

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