Flüchtlinge: Immer öfter fehlen Helfer

Nach der großen Welle der Hilfsbereitschaft stehen in der Flüchtlingsarbeit nun immer weniger Ehrenamtler zur Verfügung. Manche Angebote müssen eingestellt werden.

Flüchtlinge: Immer öfter fehlen Helfer
Foto: Lepke

Düsseldorf. „Unser ehrenamtliches Projekt kann in der bekannten Form leider nicht mehr fortgeführt werden“, teilten die Organisatoren des Düsseldorfer Welcome Dinners über ihre Facebook-Seite mit. Vor knapp zwei Jahren hatten sie angefangen, Düsseldorfer Gastgeber und Geflüchtete zum Abendessen zusammenzubringen und so einen ersten Kontakt herzustellen. Während es am Anfang so viele Anmeldungen gab, dass jeden Abend ein Dinner stattfinden konnte, sind es nun so wenige, dass sich der Aufwand für die Ehrenamtler nicht mehr lohnt.

„Schon seit Frühjahr sind es immer weniger geworden“, sagt Jenny Jokiel, die von Anfang an dabei war. Für August habe es nur noch zwei gegeben, für September und Oktober gar keine mehr. Dabei gebe es nach wie vor genügend Gäste, also Geflüchtete, die Interesse haben, mit Düsseldorfern in Kontakt zu kommen.

Die Erfahrung, dass das Engagement zurückgeht, haben auch Ben Lowinski und Robby Hillmanns vom Zakk gemacht. „Ende 2015 und Anfang 2016 hatten wir über 80 Leute, die sich Projekte ausgedacht haben“, sagt Hillmanns. Viele davon seien aber bald im Sand verlaufen. Ein harter Kern habe sich aber gehalten — an Veranstaltungen und auch an Ehrenamtlern. „Das Welcome Café machen wir immer noch“, sagt Lowinski. Er koordiniert die Aktionen der Ehrenamtler und vom Zakk für Geflüchtete. Man versuche vor allem, Gelegenheiten zu schaffen, Kontakt zwischen den Geflüchteten und den Düsseldorfern herzustellen. Sei das bei Konzerten, Partys oder anderen Veranstaltungen. Besonders gefragt seien aber die Sprachkurse. Hier biete man mittlerweile sogar mehr Kurse an als noch am Anfang. Der Bedarf verlagert sich also — vom ersten Ankommen zur Hilfe, auf Dauer zurechtzukommen.

Ähnlich sieht das Angebot vom Verein „Flüchtlinge sind in Düsseldorf willkommen“ aus. Sprachcafé, Sprach-Tandem und Beratung sind einige der aktuellen Angebote. „Der Bedarf verändert sich ständig, und darauf reagieren wir“, sagt Andreas Vollmert vom Verein. Auch die Ehrenamtler werden vorbereitet, sich dem anzupassen.

Dass Sprachkurse besonders gefragt sind, merkt auch Karin Jungjohann. Sie hat im Juni 2015 das Hispi-Lernhaus für Sprachkurse gegründet. Gab es anfangs noch zwei Kurse pro Woche, sei man mittlerweile bei 15 — kostenlos und ohne Hürde. Auch Ferienprogramm für Schüler bietet das Lernhaus an. Alles getragen von Ehrenamtlern.

Doch auch Jungjohann stellt fest, dass sich hier mittlerweile vor allem ein harter Kern gehalten hat. „Aus der ersten Willkommenskultur ist bei vielen Bedenklichkeit geworden“, sagt sie. Wodurch das passiert sei, könne sie nicht genau sagen — vielleicht, weil auch politisch Stimmung gemacht werde. Definitiv sei der Bedarf nach Hilfsangeboten allerdings nach wie vor groß. „Die Sprache ist die Basis“, sagt Jungjohann. Wenn die geschaffen werde, sei auch das Ankommen einfacher. Doch da viele schon seit einer Weile hier seien, verändere sich auch der Bedarf. Vom ersten Ankommen bis hin zu Sprachkursen, die ausreichen, Arbeit zu finden und sich dort verständigen zu können.

Auch die Ehrenamtlichen vom Welcome Dinner hören noch nicht ganz auf, sondern verlagern ihr Angebot. „Wir haben gute Erfahrungen mit Gastro-Events gemacht“, sagt Jokiel. Dabei werden die Geflüchteten nicht mehr einzeln nach Hause eingeladen, sondern eine größere Gruppe aus Düsseldorfern und Flüchtlingen trifft sich in einem Restaurant oder einem Café. Die Nachfrage dafür sei gut, für die Gastgeber sei hier die Hürde wohl kleiner.

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