Firmen investieren gezielt in die künftigen Führungskräfte

Passend zum Frühling blüht der Ausbildungsmarkt auf. Viele Firmen bauen jetzt verstärkt den Nachwuchs auf.

Düsseldorf. Immer mehr Betriebe rüsten sich für den Kampf um Fachkräfte und setzen auf den eigenen Nachwuchs. „Die Unternehmen nutzen die Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und investieren in die Ausbildung junger Menschen“, erläutert Arbeitsagenturchef Peter Jäger. Ein Beispiel dafür ist das Düsseldorfer Logistikunternehmen Schenker. Die Firma wurde am Donnerstag von der Arbeitsagentur für ihr Ausbildungsengagement ausgezeichnet.

Schenker hat alleine in den vergangenen beiden Jahren 60 junge Menschen rund um die Logistik ausgebildet. Die Ausbildungsquote liege damit bei 20 Prozent. Geschäftsstellenleiter Ralf Beyel: „Wir haben uns das Ziel gesetzt, möglichst den gesamten Fachkräftebedarf mit Nachwuchs aus den eigenen Reihen abzudecken.“ Die Lehrlinge sollen auch für die Übernahme von Verantwortung motiviert werden. Ziel im Kampf um die klügsten Köpfe: Die Führungskräfte sollen gezielt aus den eigenen Reihen rekrutiert werden.

Die Beobachtung von Peter Jäger deckt sich mit den aktuellen Zahlen des Ausbildungsmarkts im Raum Düsseldorf: Wirtschaft und Verwaltung haben der Agentur für Arbeit in den vergangenen sechs Monaten 4963 Lehrstellen gemeldet. Dieses fast elfprozentige Plus im Vergleich zum Vorjahr macht unter dem Strich 482 Stellen mehr aus. Aber nicht nur die Betriebe wappnen sich für die Zukunft, auch Schüler glauben nach Einschätzung von Jäger wieder stärker an eine Chance in der Arbeitswelt. Beleg dafür sind auch hier die aktuellen Zahlen: 3381 Bewerber haben mit Hilfe der Arbeitsagentur im vergangenen Halbjahr einen Ausbildungsplatz gesucht. Das sind im Vergleich zum Vorjahr 212 mehr (plus 12,4 Prozent).

Während Jäger den Jugendlichen ein vernünftiges Verhalten attestiert, spricht Handwerkskammer-Geschäftsführer Axel Fuhrmann immer noch von einer „Berufsorientierungslosigkeit“ vieler Schüler. „Das wird jetzt noch verschärft dadurch, dass der Zivildienst weggefallen ist.“ Auch IHK-Geschäftsführer Clemens Urbanek blickt zumindest skeptisch in Richtung Realschüler. „Sie gehen teilweise klassenweise wie die Lemminge auf weiterführende Schulen.“

Peter Jäger rät den Jugendlichen, den Schwung auf dem Arbeitsmarkt zu nutzen — und damit auch die Möglichkeit, jetzt auch ein bisschen wählerisch sein zu dürfen. Denn: Rechnerisch stehen 100 Bewerbern zurzeit 149 Ausbildungsstellen gegenüber. Das kann sich bald ändern. „Ein weiterer Schulbesuch ist nicht in jedem Fall der Königsweg und wird nun unter Umständen in dem Jahr beendet, in dem zwei Jahrgänge gleichzeitig das Gymnasium verlassen und so die Situation am Ausbildungsmarkt etwas schwieriger wird.“

Die „Top 10“ der noch unbesetzten Ausbildungsstellen führen Kaufleute im Einzelhandel (195 Stellen) vor Kaufleuten für Bürokommunikation (149) und Fachkräften für Kurier- und Postdienstleistungen (129) an. Viele offene Stellen gibt es auch noch im Gastronomie- und Hotelsektor — und im kaufmännischen Bereich für Spedition und Logistikdienstleistung.

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