Düsseldorf "Fiktiva" - ein neues Festival für Düsseldorf

Tanz in der U-Bahn, Konzert in der Altstadt: „Fiktiva“ ist die Erfindung von Gabriel Rodriguez. Auch Paris ist interessiert.

Düsseldorf. Gabriel Rodriguez kam die Erleuchtung während seines Dramaturgie-Studiums in München. Film und Theater habe viel mehr miteinander zu tun, als die Fachleute wahrhaben wollen. Dabei ist gegenseitige Inspiration doch eine feine Sache, weil sie die Zahl der Perspektiven auf die Wirklichkeit erhöht. Letztlich ist es diese Erkenntnis, die Düsseldorf im Oktober das neue Medienkunstfestival „Fiktiva“ beschert. Es zelebriert das Zusammenspiel verschiedener Künste — Film, Theater, Musik, Tanz, Performance — und bezieht auch die Altstadt, ihre Gastronomie und die Besucher mit ein.

Zwischen einer ersten Idee, wie eine solche Veranstaltung aussehen könnte und ihrer Konkretisierung liegt allerdings der changierende Ausbildungsweg von „Fiktiva“-Kurator Gabriel Rodriguez. Nach seinem Studium der Dramaturgie in München ging er an die staatliche Hamburger Hochschule für Musik und Theater und verließ sie als diplomierter Schauspieler, an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf machte er seinen Master in Medien- und Kulturwissenschaft; aktuell promoviert er über den lateinamerikanischen Opernfilm.

Düsseldorf: "Fiktiva" - ein neues Festival für Düsseldorf
Foto: Neidig/Schwarz/Wolf

Es scheint fast so, als habe er an Wissen gesammelt, was zu kriegen war, um sein Interesse an Film und Theater ausreichend zu unterfüttern.

Rodriguez hat in der Vergangenheit Theater-Film-Festivals in Dortmund und Düsseldorf organisiert. Jetzt hat er die Veranstaltung um andere Kunstsparten erweitert, verlässt die Kinosäle und tritt mit „Fiktiva“ hinaus auf die Straße. Festivalbesucher werden durch die Altstadt geführt und erleben einen Parcours der Kunst. Im Kreuzherreneck wird Orgel gespielt, im Uerige werden wahre und erfundene Geschichten zu Bildern erzählt, die an den Wänden hängen; mit Kopfhörern ziehen die Festivalteilnehmer durch die Räume der Hausbrauerei. In der Schneider-Wibbel-Gasse gibt es ein kurzes Gratis-Konzert mit Percussion-Musikern, in der Black Box Tanzfilme, im Cinema Videokunst zu sehen, die an der Kunstakademie entstand. „Wir wollen die Routinen in der Altstadt aufbrechen“, sagt Rodriguez. „Ich hoffe nur, den Leuten platzt der Kopf nicht vor lauter Kultur.“

Das gesamte Programm vom 5. bis 8. Oktober ist für die Besucher kostenfrei. „Jeder soll Zugang haben“, sagt Rodriguez. Eine weitere Prämisse lautet: kein Zwang. „Wer möchte, geht nur ein Stück des Weges mit, macht eine Pause und stößt wieder dazu oder nicht.“

Die Menschen in ihrer vertrauten Umgebung von einer anderen Seite berühren will Rodriguez. Dem „schüchternen Zuschauer“ eine Tür öffnen, die Menschen überraschen mit Tanz- und Klangperformances im Straßenraum. „Es ist ein großes Experiment“, sagt der Kurator. „Ich habe jedoch die Hoffnung, dass es gutgeht.“ Der Betreiber des Pariser Luminor Kino im vierten Arrondissement (Centre Pompidou, Hotel de Ville, Marais) scheint daran nicht zu zweifeln. Er verhandelt aktuell mit Rodriguez darüber, das Düsseldorfer „Fiktiva“-Festival auch in Paris stattfinden zu lassen.

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