Feuerwehr: Brandgefährliche Glutnester

Zwei Mal ist das Feuer im Werstener Hotel wieder aufgeflammt, über zwölf Stunden nach dem Brand. Schuld ist versteckte Glut.

Düsseldorf. Stundenlang griffen die Feuerwehrleute in der Nacht zu Dienstag das Feuer im Werstener Hotel Lindentor an. Von drei Drehleitern aus richteten sie ihre Schläuche auf die Flammen.

Noch am Vormittag, über sechs Stunden später, lief Löschwasser aus dem verkohlten Treppenhaus. Und doch: Gegen 14.20 Uhr entzündete sich das Feuer neu, die Feuerwehr muss wieder löschen. Ebenso gegen 17.15 Uhr - einen halben Tag, nachdem die Flammen eigentlich erstickt waren.

"Bei solchen Einsätzen machen uns Glutnester das Leben schwer", erklärt Feuerwehr-Sprecher Heinz Engels. "Die haben wir vor allem bei Kunststoffen und Holz." Im Fall der Gaststätte an der Werstener Dorfstraße bestanden das betagte Treppenhaus und der Dachstuhl fast vollständig aus Holz. "Und Holz neigt dazu, innen weiter zu glühen, obwohl es äußerlich gelöscht ist", sagt Engels.

Bei einem so verheerenden Feuer wie dem im Lindentor erreichen die Temperaturen im Innern bis zu 1000 Grad. "Ein derart verbranntes Haus ist noch Tage später stark erhitzt", sagt Engels. "In die Gaststätte konnten die Einsatzkräfte auch am Abend nur mit Hitze-Schutzkleidung und Atemschutz eindringen." Denn das äußerlich verkohlte Holz isoliert die gefährliche Glut, die im Kern weiter schwelt. Dringt dann Sauerstoff zu ihr durch, flammt das Feuer wieder auf.

"Deshalb machen wir immer eine Brandnachschau - und müssen nach Einsätzen wie in Wersten erfahrungsgemäß auch nochmals löschen", erklärt Heinz Engels. Mit Wärmebildkameras gingen die Einsatzkräfte am Dienstagabend erneut auf die Suche nach den Glutnestern in der Ruine. Das Schwarz-Weiß-Bild zeigt Hitzeherde als helle Flecken.

Wichtiges Instrument der Feuerwehr im Kampf gegen die tückische Glut ist der so genannte Klasse-A-Schaum - eine Art Seife, die dem Löschwasser in geringer Dosierung beigemischt wird. "Das Wasser verliert dadurch seine Oberflächenspannung und dringt in das Holz ein, statt nur abzuperlen", sagt Engels. "So etwas machen wir natürlich nur in Extremfällen." Aus Umweltschutzgründen - obwohl der Schaum biologisch abbaubar ist.

Lange Zeit wusste man nicht um das Problem versteckter Glutnester. Um die Jahrhundertwende war es noch üblich, Balken einer Dachkonstruktion auf dem Kamin aufzulegen. Laut Engels passierte es damals häufig, dass die Hitze über Jahre oder sogar Jahrzehnte konstant in das Holz eindrang, so dass eine kleine Glut entstand. Und plötzlich entzündeten sich Flammen, das Dach brannte komplett ab. "Diese Bauweise ist heute aber überhaupt nicht mehr erlaubt", sagt Engels.

Weil die Feuerwehr um das Risiko weiß, werden oft schon bei kleineren Küchenbränden heute Zwischendecken und Wände auf der Suche nach Glutnestern geöffnet. Das verursacht einen hohen Schaden. "Aber ab einer bestimmten Dauer und Hitze besteht eben die Gefahr, dass sich die Glut schon durchgefressen hat", sagt Engels.

In Wersten besichtigte die Feuerwehr zuletzt in der Nacht zu Mittwoch die Hotelruine. Ohne Befund. Nach fast 20 Stunden war der Kampf gegen das Feuer endgültig gewonnen.

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