Düsseldorfer Flughafen Ferienzeit: Zu wenig Sicherheitskräfte am Düsseldorfer Flughafen

Mitten in den Sommerferien fehlen am Düsseldorfer Flughafen bis zu 75 Kontrolleure. Die Mitarbeiter klagen über Überforderung und Erschöpfung. Wie sicher sind jetzt die Flüge?

Düsseldorf. Personenkontrolle ist ein Massengeschäft. Täglich müssen Tausende durch den Düsseldorfer Flughafen geschleust werden — jetzt, in den Sommerferien, sind es sogar noch mehr. Erst Anfang Juli meldete der Airport ein neuerliches Passagierplus von zwölf Prozent. Demzufolge sind die Sicherheitskräfte extrem unter Druck. Selbst wenn die Kontrolleure einen guten Job machen, irgendwann kommt der Punkt, an dem sie die Konzentration verlieren — und gefährliche Gegenstände an den Radargeräten übersehen könnten.

Am Düsseldorfer Flughafen bilden sich wieder lange Schlangen. Das Sicherheitspersonal ist überlastet.

Am Düsseldorfer Flughafen bilden sich wieder lange Schlangen. Das Sicherheitspersonal ist überlastet.

Foto: op

Die Gewerkschaft Verdi prangert die extrem hohe Arbeitsbelastung an. Personalnot, vier bis sechs Stunden Kontrolldienst am Stück, veraltete Schulungsprogramme und nur eine Pause führen zu Überforderung und Erschöpfung.

 Sonntagmorgen um kurz vor 5 Uhr am Düsseldorfer Flughafen. Vor dem Flugsteig A hat sich eine lange Schlange gebildet.

Sonntagmorgen um kurz vor 5 Uhr am Düsseldorfer Flughafen. Vor dem Flugsteig A hat sich eine lange Schlange gebildet.

Foto: ES

„Wir haben zu wenig Leute, und die Leute sind überlastet. Das ist gefährlich für die Sicherheit und die Gesundheit der Mitarbeiter. Nach zwei Stunden an der Sicherheitsschleuse muss es eine kurze Erholungspause geben“, fordert Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim. „Bei 60 Prozent geht es um den Preis, 40 Prozent ist Qualität. Sicherheit darf aber nicht vom Preis abhängen.“

Die ohnehin große Belastung für das Sicherheitspersonal am Flughafen wird in den Sommerferien noch zunehmen.

Die ohnehin große Belastung für das Sicherheitspersonal am Flughafen wird in den Sommerferien noch zunehmen.

Foto: Maja Hitij

Eine Entwicklung, die nur schwer aufzuhalten ist, seit private Sicherheitsunternehmen vor Jahren die Polizeiarbeit an den Flughäfen übernommen haben. Die Bundespolizei hat die Fachaufsicht, das Unternehmen Kötter erbringt seit 2014 und noch bis 2020 die Sicherheitsdienstleistungen.

„Unter den schlechten Rahmen- und Arbeitsbedingungen machen die Mitarbeiter einen guten Job“, sagt Tarim. „Doch wie sollen sie sich fortbilden, wenn die Schulungssoftware des Bundesinnenministeriums auf dem Stand von 2009 ist? Das hat mit nachhaltiger Weiterbildung nichts zu tun.“ Ein neues Bildbearbeitungsprogramm ach X-Ray gibt es nicht. Das Bundesinnenministerium meint indes, die Software sei ausreichend. „Passiert ein Fehler, wird der Mitarbeiter sogleich abgemahnt. Doch eigentlich müssten wir die Bundespolizei für diese miserablen Rahmenbedingungen abmahnen“, sagt Tarim.

Sicherheitsmitarbeiter am Düsseldorfer Flughafen

Was die Mitarbeiter aber vor allem ärgert, ist die Tatsache, dass die Kontrollstunden für die Sommerferien von der Bundespolizei viel zu niedrig kalkuliert worden sind, sagt ein Security-Mitarbeiter, der anonym bleiben will. „Rechnet man das durch, sind das in der Spitze 75 fehlende Stellen. Wie soll unter diesen Umständen eine vernünftige Personalplanung stattfinden?“

Peter Lange, Geschäftsführender Direktor von Kötter, weiß um die schwierige Kalkulation, gibt sich aber zuversichtlich: „Wenn wir alle an einem Strang ziehen, ist das zu stemmen“, sagt er. „Angesichts der nicht ganz leichten Situation haben wir einen Zehn-Punkte-Plan vorgelegt.“ Konkret: Freischichten und Urlaube werden getauscht, Personal vom Flughafen Köln/Bonn angefordert. „Damit löse ich das Problem überhaupt nicht, verlagere es nur“, sagt Tarim.

So seien es vor allem die extremen Schwankungen in der täglichen Routine, die den Mitarbeitern zu schaffen machen: Hochbetrieb in Stoßzeiten, dann wieder Leerlauf, ohne in dieser Zeit eine kurze Pause machen zu dürfen. „Dieses ständige Auf und Ab macht unsäglich müde. Es ist mir egal, ob ich Bleistifte zähle oder Integralrechnung mache, ich brauche eine Erholungspause“, sagt ein Sicherheitsmitarbeiter, der schon seit vielen Jahren am Airport tätig ist.

Sechs Kollegen rotieren an einer Station. Sie tauschen zwar alle 20 Minuten ihren Posten, aber insgesamt sei das Pensum zu hoch — vor allem auch für Frauen, denn die seien im Sechser-Team oft nur zu zweit eingeteilt.

Über die Kameras an den Flugsteigen und die hochmoderne Schaltzentrale, das „Airport Control Centrum“ (ACC), wäre dieser Prozess gut zu regeln, sagt der Security-Mann. „Ist an einer Strecke wenig los, könnte man Pause machen oder da helfen, wo viel los ist.“ Verdi wünscht sich daher, dass Bundespolizei und Security enger zusammenarbeiten — zugunsten der Sicherheit.

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