Feinschmecker-Menü für wenig Geld

Im Café Grenzenlos servierten die „Gerresheimer Söhne“ ihre Lieblingsgerichte. Das Projekt vergrößert sich.

Feinschmecker-Menü für wenig Geld
Foto: Melanie Zanin

In der kleinen Küche im Café Grenzenlos geht es munter zu. „Noch einmal Menü 1“, sagt Robert Schmitz und reicht einen Teller weiter Richtung Theke. Neben ihm füllt Christian Liedgens bunten Couscoussalat in zwei Aluringe, umrahmt die entstandenen Kugeln mit Frikadellen, gibt einen Löffel Dip an die Seite. Über 100 liebevoll gestaltete Gerichte gehen am vergangenen Sonntag über den Tresen. Die Hobbyköche servieren ihr Menü an Gäste, die wenig Geld haben — und an alle, die das Projekt unterstützen wollen.

„Unter der Woche kümmert sich ein ausgebildeter Koch um günstige Speisen, einmal im Monat dürfen Gruppen an die Töpfe“, erzählt der Vereinsvorsitzende Walter Scheffler. Die „Gerresheimer Jungs“, eine Gruppe von Freunden, sind zum dritten Mal dabei. Den ganzen Samstag haben sie zu Hause das vorbereitet, was sie selbst gerne essen: Orangen-Süßkartoffel-Suppe, das Couscous, Steinpilz-Risotto mit Parmesan und Panna Cotta. 2,50 Euro kostet das Menü für alle, die wenig Geld haben, für alle anderen 5 Euro.

Das Café ist gut besetzt, zum Start gegen 11.30 Uhr sitzen vor allem ältere Menschen an den gepflegten Holztischen. An den Fenstern stehen große Pflanzen, die hell gestrichenen Wände sind geschmückt mit den Schwarz-Weiß-Fotos einer aktuellen Ausstellung. Der Raum strahlt Gemütlichkeit und Ruhe aus. Manche Gäste wirken tief in Gedanken versunken, löffeln langsam ihre Suppe, andere sprechen angeregt mit ihren Tischnachbarn. Viele von ihnen kommen regelmäßig, teils sogar täglich. Die meisten sind aus den umliegenden Stadtteilen und auf die günstigen Preise angewiesen, wie eine Befragung des Vereins Grenzenlos zeigt.

„Ich wohne in der Nähe“, erzählt ein langjähriger Stammgast. „Für mich bedeutet das Essen deutlich mehr Lebensqualität. Das muss man sich mal vorstellen: Für 2,50 Euro erhält man ein Feinschmecker-Menü — und dabei immer etwas anderes.“ Dazu komme noch das ein oder andere Gespräch mit dem Koch, mit Vereinsmitgliedern, mit den anderen Gästen. „Daheim habe ich keine Unterhaltung. Hier ist immer was los.“

Das genießt auch eine ältere Frau am Tisch nebenan. Zunächst blättert sie noch interessiert durch eine Zeitung, dann schaltet sie sich in ein Gespräch mit ein. „Hier kann man sich mal mit Menschen austauschen, die auch wenig Geld haben“, sagt sie. Sie erzählt von ihrem Hobby, dem Malen, teilt Erlebnisse, die sie aufgewühlt haben — und spricht über das Essen. „Ich mag es sehr, wenn es außergewöhnliche Gerichte gibt“, sagt sie.

Ihr Tischnachbar hingegen freut sich über deutsche Küche. „Die Kartoffelgerichte, die oft auf der Karte stehen, finde ich lecker — und die Abwechslung ist toll. Aber auch das heutige Menü war sehr gut“, sagt er. Das ist der Spagat, den die Hobbyköche schaffen wollen: traditionelles Essen mit einer ungewöhnlichen Note zu verbinden. Den Gerresheimer Söhnen ist das gelungen. Immer mehr Gruppen wollen ebenfalls teilnehmen, ihre Kochkünste spenden. Künftig soll die Aktion daher zweimal im Monat stattfinden.

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