Technische Probleme zwischen Labor und Corona-App Falsche Corona-Diagnosen aus Düsseldorfer Labor

Düsseldorf · In Düsseldorf ist es in mindestens fünf Fällen zu Irrtümern gekommen. Der Grund: technische Probleme zwischen Labor und Corona-App

 Die Corona-Warn-App ist seit Juni dieses Jahres in Betrieb. Mit ihr lässt sich auch eine Diagnose erhalten.

Die Corona-Warn-App ist seit Juni dieses Jahres in Betrieb. Mit ihr lässt sich auch eine Diagnose erhalten.

Foto: dpa/Stefan Jaitner

Als Raul Rothers (Name von der Redaktion geändert) am Dienstag Anfang September aus der Hausarztpraxis seines Vertrauens in Düsseldorf-Bilk kommt, hat er kein gutes Gefühl. Gerade hat er einen Covid19-Test hinter sich gebracht, eines seiner beiden Kinder ist stark erkältet, Rothers hat sich angesteckt. Und dann hat er auch noch Fieber bekommen. Ob das tatsächlich Covid19 ist?

Über die Praxistheke lässt er sich einen Zettel geben: Der ist mit seinem Namen registriert und an die Corona-Warn-App, die millionenfach auf deutschen Smartphones installiert ist, angebunden. Unten rechts auf dem Zettel ist ein QR-Code gedruckt. Diesen Code, das wird auf dem Zettel erklärt, mit dem zahlreiche Getestete nach Hause entlassen werden, müsse man scannen, daraufhin teile die installierte Corona-Warn-App das Testergebnis mit – sobald das Labor die Daten geschickt hat. Zwei Tage nach seinem Test scannt Rothers ungeduldig mit seinem Smartphone den ihm zugeordneten QR-Code. Auf den versprochenen Anruf der Ärztin mag er nicht mehr warten. Die App teilt ihm unverzüglich mit, dass der Test positiv ausgefallen sei. Rothers also leidet an Covid19. Dass das nicht stimmt, wird er erst viel später erfahren.

Der fiebrige Rothers bekommt es mit der Angst zu tun. Die Ärztin ist bis zum Nachmittag nicht zu erreichen. Er ruft in einer Kita des Studentwerks der Heinrich Heine Universität in Düssedorf Wersten. Dort bricht Panik aus, das Kind des vermeintlich Infizierten wird unverzüglich von den anderen getrennt – und muss abgeholt werden. Rothers ruft auch drei, vier Freunde an, denen er in den letzten Tagen begegnet ist. Auch hier beginnen die Ketten zu arbeiten: Arbeitskollegen benachrichtigen, Verwandte, Quarantäne-Vorbereitung. „Es war allerhand in kürzester Zeit losgetreten. Überall ist Panik ausgebrochen“, erzählt Rothers dieser Zeitung. Erst am Nachmittag erreicht er seine Ärztin. Die sagt ihm, dass das Testergebnis negativ sei. Rothers kann es kaum glauben. Alle Kommandos zurück? Am nächsten Tag lässt er sich das Ergebnis auf Papier geben, auch die Kindertagesstätte seines Kindes drängt darauf für optimale Sicherheit. Eine Sprechstundenhilfe in seiner Hausarztpraxis sagt ihm, es handele sich offenbar um einen Fehler des Labors. Das, sagt sie, sei hundertfach passiert. Corona-Fehlalarm in Düsseldorf.

Insgesamt seien dem Labor fünf Fälle bekannt geworden

Nach Recherchen dieser Zeitung ist es tatsächlich zu einem technischen Fehler der „Medizinischen Laboratorien“ gekommen. Das Zentrum ist ein großes medizinisches Labor in der Nordstraße Düsseldorfs, das für eine Vielzahl von Ärzten, Patienten und Kliniken in der Region arbeitet. Es sei am 2. September für insgesamt zwölf Stunden zu Problemen mit einem Upserver gekommen, sagt Paul Nemes, einer der Geschäftsführer. Das heißt: An einer Schnittstelle zwischen Labor, dessen Dienstleister Telekom und der Corona-Warn-App hat es ein technisches Problem gegeben. In der Folge wurden die Daten von einigen Patienten falsch übertragen. Dem Labor sind „fünf Fälle, die wir ausfindig gemacht haben, bekannt“, wie Nemes sagt. Selbst die sind schwer auszumachen, weil die Daten verschlüsselt und anonym übertragen werden. „Das ist bedauerlich und blöd“, sagt Nemes. „Aber der Fehler ist sofort abgestellt worden, als wir ihn bemerkt haben.“ In diesen Stunden wurden aus Gesunden Covid19-Patienten – und wahrscheinlich eine Kette von anhängenden Menschen in Schrecken versetzt. Gleichwohl schränkt Nemes ein: Nur ein Bruchteil der vielen Getesteten im Labor würden sich über den QR-Code registrieren lassen, dafür müsse man ja zunächst einwilligen und den Code dann auch nutzen.

Raul Rothers hat das getan. Er will die Sache auf sich beruhen lassen. Daraus gelernt haben wird er allemal.

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