Fazit zum Jan-Wellem-Jahr 2008: Was bleibt

Die einjährige Geburtstagsfeier brachte viele neue Bücher und eine Dauerausstellung in St. Andreas.

Düsseldorf. Die Bilder der Ausstellung "Himmlisch, Herrlich, Höfisch" im museum kunst palast sind abgehängt und auf der Heimreise. Nur noch der aktuelle Sessionsorden der Prinzengarde Blau-Weiss mit dem Konterfei des Kurfürsten Johann Wilhelm II. und seiner Gattin Anna Maria Luisa Medici erinnert an das vergangene Jan-Wellem-Jahr, mit dem die Stadt den 350. Geburtstag ihres einstigen Herrschers feierte.

Gut zwölf Monate lang stand der prunkliebende Kurfürst, mit dem höfischer Glanz nach Düsseldorf kam, im Zentrum vielfältiger Aktivitäten. Es gab vier große Ausstellungen (und viele kleinere), unzählige Konzerte, Vorträge und Führungen. Sogar die eigens für den Düsseldorfer Hof komponierte Oper, "Giocasta" von Hugo Wilderer, wurde aus der Versenkung geholt. Knapp 80Veranstaltungen waren im offiziellen Festprogramm aufgelistet. Darunter im August auch ein großes Bürgerfest mit rund 300000 Besuchern.

War das etwas zu viel Jan Wellem? Thomas Bernhard von der Düsseldorfer Geschichtswerkstatt sieht das nicht so. "Die Bürger sind gut über den Kurfürsten informiert worden - auch durch die WZ-Serie Anfang 2008 -, und das hat das Interesse geweckt. Wann immer Anfragen zu Führungen kamen: Jan Wellem musste dabei sein", berichtet er. Selbst die Kinder zeigten sich gut informiert. "Nach diesem Jahr ist der Kurfürst nicht nur der Mann auf dem Bronzepferd."

Die Begeisterung packte offenbar sogar die Benelux-Länder. So beobachtete Marina Schuster vom museum kunst palast ungewöhnlich viele Gäste aus dieser Region unter den insgesamt 24300 Besuchern der Schau "Himmlisch, Herrlich, Höfisch".

Bewährt hat sich, dass einige Ausstellungen parallel liefen. "Oft wurde vormittags eine Führung durch den Kirchenschatz von St.Andreas gebucht und nachmittags durch die Ausstellung im Kunstmuseum oder umgekehrt", sagt Pater Antonin. "Die Zusammenarbeit der Kultureinrichtungen war absolut hervorragend", lobt er.

Oft kamen 50 Menschen zu den wöchentlichen Kirchenführungen. Die Schätze werden übrigens nicht wieder in den Depots versteckt, sondern sind ab 31. Januar in zwei neu eingerichteten (und gesondert gesicherten) Schatzkammern zu sehen.

Auch das Stadtarchiv profitierte von der Vernetzung. "Rund 600 Besucher haben sich unsere Ausstellung angesehen. Für unsere dezentrale Lage ein voller Erfolg", freut sich der stellvertretende Leiter des Stadtarchivs, Benedikt Mauer. Der kleine Begleitkatalog musste sogar nachgedruckt werden.

Und nach dem Erscheinen seines Buches über die Bauten aus der Jan-Wellem-Zeit stieg Mauer zum vielgefragten Stadtführer auf. Rund 20Rundgänge schob er in seinen Dienstplan ein - wegen des großen Andrangs oft mit geteilten Gruppen.

Viele neue Bücher, darunter auch ein Roman und zwei Kinderbücher sind in diesem Jahr entstanden. Spitzenreiter unter den Sachbüchern ist ein kleines Büchlein, in dem Historiker Klaus Müller Johann Wilhelms Bedeutung kurz, knapp und knackig zusammengefasst hat - ein Verkaufsschlager. Gar nicht erst erschienen ist hingegen die angekündigte Dokumentation der Ausstellung im Stadtmuseum "Die Akte Jan Wellem".

Trotz allem fehlt noch immer eine Analyse von Düsseldorf als barocker Residenzstadt. Andrea Bartsch, Mitarbeiterin im Stadt- und im Schifffahrtsmuseum, schreibt daher ihre Doktorarbeit zum Thema. "Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, jetzt muss ich in den Archiven in Karlsruhe, Heidelberg und München forschen. Doch das schafft man nicht in zwei Tagen", sagt Bartsch. Auf dieses Werk müssen wir also noch etwas warten.

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