Falsche Polizisten zocken Senioren ab

Bande erbeutet mehr als eine Million Euro. Spur führt in die Türkei. 26-Jähriger steht vor Gericht.

Düsseldorf. Immer wieder warnt die Kriminalpolizei vor den perfiden Maschen von Trickbetrügern. Doch wenn Polizisten in Uniform an der Haustür klingeln, ist bei Senioren jegliches Misstrauen verflogen. Diese Masche nutzte eine Bande, deren Hintermänner in der Türkei sitzen. Wegen gewerbsmäßigen Betrugs muss sich seit Mittwoch ein 26-Jähriger vor dem Landgericht verantworten. Ihm werden Straftaten mit einem Schaden von mehr als einer Million Euro vorgeworfen.

Er soll sich bei den Opfern telefonisch als „Herr Teichmann“ oder „Herr Maibach“ von der Kripo ausgegeben haben. Dann teilte er den Senioren mit, dass man einer Einbrecherbande auf der Spur ist und die älteren Herrschaften wären als mögliche Opfer ins Visier der Täter gelangt. Darum sei es dringend notwendig, dass alle Wertsachen aus dem Haus geschafft und vorübergehend bei der Polizei gelagert werden. In mehreren Fällen tauchten dann falsche Beamte in Uniform auf und machten Riesenbeute. Tatorte waren unter anderem Düsseldorf, Kaarst und Bergisch-Gladbach.

Besonders hart traf es eine 76-Jährige. Die hatte den Gaunern schon 45 000 Euro und einen Diamant-Ehering gegeben. Beim zweiten Besuch nahmen die netten Polizisten dann auch den Schmuck, darunter mehrere goldene Ketten und ein kostbares Collier im Wert von 977 214 Euro sowie weitere 10 000 Euro Bargeld mit. Ein 86-Jähriger war fest davon überzeugt, dass die 15 Alben seiner Münzsammlung im Wert von 5000 Euro in besten Händen sind.

Eine 80-Jährige Dame hatte sich von einem Call-Center die Teilnahme an einem Gewinnspiel aufschwatzen lassen. Bei der Rentnerin meldete sich ebenfalls ein freundlicher Herr von der Kripo, der behauptete, es gebe noch Schulden aus dem Gewinnspiel. Tatsächlich zahlte die Frau aus Angst mehrere tausend Euro.

In einem anderen Fall bat ein angeblicher Mitarbeiter des Landeskriminalamtes eine alte Dame um Mithilfe. Man sei einer Betrügerbande auf der Spur. Um die Täter verfolgen zu können, sollte die Frau Geld auf ein türkisches Konto überweisen, was sie auch tat. Als die Seniorin 6000 Euro bei ihrer Sparkasse abheben wollte, wurde ein Mitarbeiter am Schalter hellhörig — und informierte die Polizei. So kamen die Ermittlungen ins Rollen.

Zum Prozessauftakt wurde am Mittwoch nur die Anklage der Staatsanwaltschaft verlesen. Bei den nächsten Termin sollen die Opfer aussagen. Es soll auch einen Zeugen geben, der etwas über die Hintermänner sagen kann, angeblich eine Organisation in der Türkei.

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