Europawahl: Aufgehübscht und schön gepixelt

CDU und SPD haben die Bilder ihrer Kandidaten digital nachbearbeitet. Die finden das nicht schlimm. Die anderen Parteien winken ab.

Düsseldorf. Ist sie das wirklich? Die Wahl-Plakate von Petra Kammerevert sorgen für Erstaunen. Zumindest bei denen, die die SPD-Frau schon einmal leibhaftig gesehen haben. Denn die Düsseldorfer Kandidatin fürs Europa-Parlament sieht sich auf dem Werbe-Bild nur teilweise ähnlich. Geht das mit rechten Dingen zu? Oder hat da jemand mit dem Computer nachgeholfen?

Zunächst fällt die sehr dunkle Haarfarbe auf. Doch die 42-Jährige - normalerweise dunkelblond - beteuert, dass dabei nicht manipuliert wurde: "Es ist schon eine Weile her, dass die Aufnahme gemacht wurde. Und im Winter, wenn keine Sonne draufscheint, sind die Haare halt etwas dunkler." Ganz ohne Kollege PC ging es aber doch nicht: "Ein kleines Pickelchen an der Lippe wurde weggemacht. Aber das finde ich auch okay", sagt Kammerevert.

Auch bei CDU-Mann Klaus-Heiner Lehne wurde ein wenig nachgeholfen. "Ich weiß es nicht, aber ich vermute es - weil das ja immer gemacht wird", sagt der 51-Jährige. Genau wisse er es nicht, weil die Kandidaten-Fotos von der Bundes-CDU organisiert werden. Grundsätzlich sei eine digitale Nachbearbeitung okay, "solange sie nur dazu dient, das Erscheinungsbild zu optimieren. Wenn einen die Leute nicht mehr wiedererkennen, ist es definitiv zu viel."

Dass Lehnes Bild nachbearbeitet wurde, bestätigt Philipp Wachholz, Pressesprecher der Bundes-CDU: "Schatten, Glanzpunkte und Rötungen wurden wegretuschiert." Dies sei aber sehr behutsam geschehen, denn: "Wir möchten die Kandidaten ja nicht komplett verändern."

Bei den kleineren Parteien fährt man eine ganz andere Linie: "Kein Millimeter wird verändert", sagt FDP-Fraktionsgeschäftsführer Manfred Neuenhaus. Wobei er zugibt, dass es grundsätzlich erlaubt und auch Usus sei, "ein bisschen was zu machen". "Schließlich haben sich die Leute an geschönte Bilder gewöhnt."

Nachgehübscht wird bei den Liberalen auch nicht bei der anstehenden Kommunalwahl. Die Fotos dafür hat die Partei kürzlich vorgelegt bekommen. Sie werden unbearbeitet übernommen. Neuenhaus: "Schließlich sollen uns die Wähler so sehen, wie wir auch sind."

Das halten auch die Grünen so, die bei der Europawahl am 7.Juni den ehemaligen Attac-Mann Sven Giegold auf Stimmenfang schicken. Er lächelt mit Bartstoppeln und blassem Teint vom Wahlplakat -, das Ganze vor hellem Hintergrund. "Sven sieht ein bisschen kränklich aus", findet ein Parteimitglied, hat aber kein Problem damit: "So ist es eben."

Parteichefin Mona Neubaur gibt die Marschroute klipp und klar vor: "Unsere Kandidaten sollen zwar ins rechte Licht gerückt werden, aber Natürlichkeit geht vor Schönheitsidealen."

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