Erste Einblicke in fremde Kulturen

Eine Gruppe der Jugendberufshilfe lernte die Synagoge, eine Moschee und eine christliche Kirche von innen kennen.

Düsseldorf. Fremdenfeindlichkeit, wie sie sich Montag für Montag durch Dügida äußert, ist vor allem ein Zeichen von Unkenntnis anderer Kulturen. Nun haben Polizei und die Jugendberufshilfe Düsseldorf (JBH) gemeinsam Initiative in Sachen Verständigung ergriffen.

Erste Einblicke in fremde Kulturen
Foto: Melanie Zanin

Bei der JBH finden insbesondere ehemalige Förderschüler oder Hauptschulabbrecher Unterstützung bei der gesellschaftlichen Integration. Jetzt hat Dirk Sauerborn, Kontaktbeamter und Spezialist für interkulturelle Angelegenheiten des hiesigen Polizeipräsidiums, mit einer JBH-Gruppe eine multikulturelle Exkursion durch Düsseldorf unternommen. Stationen waren eine Synagoge, eine Moschee und eine Kirche.

Los ging es in der Synagoge an der Zietenstraße. Nach den obligatorischen Sicherheitskontrollen an der Pforte begrüßte Michael Szentei-Heise, Direktor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, die Jugendlichen und führte sie in den Synagogensaal hinein. Für die meisten Jugendlichen war der Besuch eine Premiere. Sie erfuhren etwas über Gottesdienst-Rituale und erhielten Einblicke in den heiligen Schrein mit Torarolle und allerhand religiösem Silberschmuck. Die in Samt eingeschlagene Heilige Schrift machte ziemlichen Eindruck auf die jungen Besucher, die jetzt erfuhren, dass die Tora auf echtem Pergament, also auf dünner Tierhaut und handgeschrieben ist.

Ein weiteres Stück jüdischer Kultur bekamen sie in der nahe gelegenen Chabad-Gemeinde zu sehen — und zu probieren. Aus dem Laden mit koscheren Lebensmitteln machte eine Tüte koscher hergestellter Gummibärchen die Runde — und die schmeckten. Ein bärtiger Rabbiner erklärte, dass das Wichtigste im Umgang mit Religionen der Respekt voreinander sei. Manchen Teilnehmer der Führung bewegte allerdings etwas ganz anderes. So fragte ein Mädchen: „Wie lang soll ihr Bart noch werden?“

Dass die Jugendlichen einfach mal solche flapsigen Fragen stellen dürften, gehöre beim Kennenlernen der Vielfalt vor Ort einfach dazu, sagt Sauerborn. „Wir können die Unwissenheit hier nicht komplett aufarbeiten“, meint er. Aber es sei ein guter Anfang.

In der evangelischen Kreuzkirche, die danach besucht wurde, übte gerade der Kantor an der Orgel. Auf Sauerborns Bitte spielte er mal etwas Wuchtiges von Bach, der allerdings keine große Begeisterung bei den Jugendlichen aufkommen ließ. Nach ein paar Erklärungen vom Pfarrer ging es dann weiter zur Ditib-Moschee an der Münsterstraße. Allerdings nicht für alle. Einige Jugendliche wollten ihre Schuhe nicht ausziehen und blieben deshalb lieber draußen. Nicht so der 16-jährige Engin. Er zeigte sich beeindruckt von Erklärungen über Betrituale sowie Sinn und Zweck des Ramadan. „Eigentlich dachte ich, das wird heute blöd. Jetzt fand ich es aber doch sehr interessant. Es hat Spaß gemacht.“

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