Ermordete Prostituierte Rentner für 35 Euro?

Die 31-Jährige soll den Mann mit insgesamt 169 Schnitten und Stichen getötet haben.

Düsseldorf. Es war ein grausames Verbrechen, das am 26. Juni in dem Appartement an der Hiddenseestraße geschah. Insgesamt 169 Stich- und Schnittverletzungen wurden bei der Obduktion an der Leiche von Rentner Hasan S. gezählt.

Seit Montag muss sich Petra B. (Name geändert) wegen Mordes vor dem Landgericht verantworten. Die Prostituierte soll den 71-Jährigen im Streit um ihren Liebeslohn umgebracht haben — im Zustand verminderter Schuldfähigkeit.

Freundlich und offen wirkt die recht stämmige Angeklagte mit blondem Pferdeschwanz, hatte aber manchmal Probleme, die Fragen von Richter Rainer Drees zu beantworten. Im Alter von sieben Jahren hatte Petra B. einen schweren Verkehrsunfall, bei dem sie ihr gesamtes Sprachvermögen verlor: „Ich musste alles wieder neu lernen.“ Einen Schulabschluss schaffte sie nicht.

Seit 2005 ging die 31-Jährige Mutter von drei Kindern, die in Obhut des Jugendamtes stehen, an der Charlottenstraße auf den Strich. Kurz vor der Tat schien sich eine Kehrtwende anzubahnen. Petra B. wohnte mit ihrem Freund, einem Bauingenieur, zusammen: „Wir wollten sogar heiraten. Das Aufgebot war bestellt.“

Wie ihr 49-jähriger Lebensgefährte später berichtete, kam es dann aber zu einem sonderbaren Zwischenfall. Auf einem Waldspaziergang habe Petra B. plötzlich mit einem Stock auf ihn eingeschlagen. Dabei trug er eine blutende Wunde am Kopf davon. Bis dahin habe er seine Verlobte nur als fröhliche und nette Person erlebt: „Die andere Seite kannte ich nicht.“ Die Hochzeit wurde abgesagt, inzwischen ist das Paar aber wieder zusammen.

Möglicherweise ging Petra B. darum wieder auf den Strich, wo sie wohl auch Hasan S. traf. Der ehemalige Gärtner lebte sehr zurückgezogen in Unterrath. Allerdings hatte sein Sohn, ein Taxifahrer, ihn schon zweimal in der Nähe der Charlottenstraße aufgelesen — und in der Wohnung ein Schreiben des Ordnungsamtes gesehen.

Was an dem Tag geschehen ist, dazu wollte die Angeklagte am Montag nichts sagen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die mehrfach vorbestrafte Prostituierte zur Hiddenseestraße gefahren ist. Dort soll es auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.

Doch der Rentner soll sich geweigert haben, die 35 Euro zu zahlen, die vereinbart waren. Außerdem habe Hasan S. gedroht, sich beim Jugendamt als Vater ihrer Tochter auszugeben, die im März geboren wurde. Da rastete Petra B. offenbar aus und tötete den 71-Jährigen mit einem Messer und einer Schere wie im Blutrausch. Allerdings leide sie unter einer „hirnorganischen Wesensveränderung“ und sei darum nicht schuldfähig.

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