Ermittler stellen Unfall auf der Münchener Straße nach

Vor einem Jahr wurde ein 24-Jähriger von einem Lkw getötet. Ob der Fahrer schuld war, ist noch immer ungeklärt.

Düsseldorf. Hinter dem 24-Jährigen lagen familiäre Probleme, Heimaufenthalte, dann Obdachlosigkeit und Alkoholprobleme. Jetzt hatte er eine Ausbildung, eine Freundin — eine Zukunft. Doch diese fand am 19. März des vergangenen Jahres ein jähes Ende. Nach einer Party verirrte sich der junge Mann zu Fuß auf die Münchener Straße, am frühen Morgen wurde er dort von einem Lkw erfasst und überrollt. Er starb.

Der Fahrer des Lastwagens flüchtete, doch das Unfallaufnahme-Team der Polizei konnte sein Fahrzeug durch akribische Spurensicherung am Unfallort identifizieren. Ungeklärt ist bis heute aber, ob der 45-jährige Berufsfahrer schuld an dem Tod des 24-Jährigen ist. Laut Staatsanwaltschaft will er den Mann nicht gesehen, den Aufprall nicht gespürt haben. Deshalb wurde die Unfallsituation von Gutachtern der Dekra in der Nacht zu gestern nachgestellt.

Um 22 Uhr blockieren Polizeiautos die Zufahrten zur Münchener Straße Richtung Innenstadt. Auf der rechten Spur, direkt an der Auffahrt von der Paul-Thomas-Straße, steht der Original-Lkw, der den 24-Jährigen tötete. Das sei wichtig, weil die Scheinwerfer eines Lastwagens sich im Laufe der Zeit veränderten, erklärt Staatsanwalt Alexander Dirselhuis. „So gibt es keinerlei Abweichungen beim Sichtversuch.“

Dirselhuis soll die Frage klären, ob dem 45-jährigen Fahrer Unfallflucht oder sogar fahrlässige Tötung vorgeworfen werden kann. Deshalb muss er klären: „Wie realistisch ist es, dass der Fahrer die Person auf der Fahrbahn gesehen hat?“

Die Situation damals: Eine dunkle Straße, es hatte geregnet. Der 24-Jährige ist 1,71 Meter groß, 48 Kilo schwer, er trägt eine dunkle Kapuzenjacke und eine pinke Hose. Der Fahrer fährt 80 km/h. Die Situation in der Nacht zu gestern: Die Feuerwehr rückt mit einem Löschfahrzeug an und wässert die Fahrbahn. Als „Dummy“ steht Angelina Rösgen, die etwa Größe und Gewicht des Unfallopfers hat, an der Stelle, an der es damals zum Aufprall gekommen ist. Sie trägt eine schwarze Kapuzenjacke und eine pinke Hose. Alles soll sein, wie es damals war.

Uwe Roggendorf von der Dekra sprüht Markierungen auf den Asphalt. In Fünf-Meter-Abschnitten, Markierung für Markierung, nähert sich dann der Lkw Angelina Rösgen. Aus der Fahrerkabine wird jeweils der Blick auf die Fahrbahn fotografiert, zudem gibt es Lichtmessungen, die jede Reflexion des Körpers auf der Straße festhalten. Zuletzt rast der Lastwagen mit 80 km/h an Angelina Rösgen vorbei — und wieder wird lückenlos dokumentiert, was durch die Windschutzscheibe zu sehen ist.

„Diese Gutachten sind für uns sehr wichtig“, sagt Staatsanwalt Dirselhuis. Seine Hoffnung: Die Bilder und Berechnungen werden schließlich die Details über den Unfallhergang liefern, die der Fahrer möglicherweise verschweigt — und über die das Opfer nicht mehr sprechen kann. Bis die Gutachten vorliegen, wird es voraussichtlich aber noch mehrere Wochen dauern.

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