Entscheidend ist neben dem Platz

Zwei frühere Profi-Fußballerinnen haben neue Aufgaben in Düsseldorf übernommen und engagieren sich nun in der Stadtverwaltung und im Aufsichtsrat der Fortuna — auch für ihren Sport.

Entscheidend ist neben dem Platz
Foto: Christian Herrendorf

Die Lebenswege von Linda Bresonik und Martina Voss-Tecklenburg haben sich immer wieder gekreuzt, nun begegnen die beiden einander in Düsseldorf. Anfang 2000 waren sie Fußball-Profis beim FCR Duisburg (Bresonik im zentralen Mittelfeld, Voss auf der rechten Außenbahn), später wurde Voss Trainerin des Klubs und damit auch verantwortlich für die Entwicklung des großen Talents Bresonik. Letztere arbeitet seit Dezember im Gleichstellungsbüro der Landeshauptstadt, Voss-Tecklenburg gehört seit Februar dem Aufsichtsrat der Fortuna an. Da sie auch Nationaltrainerin der Schweizerinnen ist, fand das Interview unserer Redaktion übers Internet statt.

Frau Voss-Tecklenburg, Sie waren schon Teammanagerin der Herrenmannschaft des SV Straelen. Warum tun Sie sich jetzt im Aufsichtsrat der Fortuna noch einmal Männerfußball an?

Martina Voss-Tecklenburg: Das ist doch kein Antun, das ist eine Ehre. Ich bin eine der ganz wenigen Frauen im Aufsichtsrat eines deutschen Profiklubs, da sollte man nicht Nein sagen, wenn man gefragt wird, ob man dabei sein möchte.

Wie sieht die Arbeit praktisch aus?

Voss-Tecklenburg: Wir haben regelmäßige Sitzungen, die wir zum Glück zum Teil per Telefonkonferenz abhalten können. Mein Themenfeld ist natürlich eher der sportliche Bereich, nicht Finanzen oder Personal.

Wie bringen Sie Ihre Erfahrung als Trainerin ein?

Voss-Tecklenburg: Ich gehe das sehr vorsichtig an. Ich möchte mir kein Urteil anmaßen, wenn ich nicht Bescheid weiß. Es geht im Moment erst einmal darum, gut zuzuhören, nachzufragen. Wenn ich glaube, etwas kompetent zu einem Thema sagen zu können, dann mache ich das. Das Ganze braucht Zeit, die Fortuna ist ein großes Konstrukt.

Frau Bresonik, wo haben Sie ihre frühere Mitspielerin und Trainerin in Düsseldorf wieder getroffen?

Linda Bresonik: Es gab ein Treffen zur Förderung von Frauen- und Mädchenfußball. Wir haben uns mit allen Vereinen, die in Düsseldorf im Frauenfußball eine Rolle spielen, zusammengesetzt. Die Fortuna wird dabei direkt oder indirekt einbezogen werden.

Wenn Sie direkt oder indirekt sagen: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Fortuna eine Frauen- oder Mädchenmannschaft gründet?

Bresonik: Das müssen die Mitglieder entscheiden. Ich rechne nicht damit, dass es in den nächsten ein, zwei Jahren passiert.

Voss-Tecklenburg: Es geht jetzt erst einmal darum, Synergien zu schaffen, das Wissen der Trainer auszutauschen, dafür zu sorgen, dass alle an einer guten Infrastruktur teilhaben. Da sind die Vereine in der Verantwortung. Sie müssen besprechen, wie weit sie wollen, ob sie absoluten Spitzenfrauenfußball in Düsseldorf wollen. Deshalb gibt es nun eine Arbeitsgruppe, in der besprochen wird, wie ein Zusammenschluss für ein solches Ziel aussehen könnte.

Frau Bresonik, zu Ihren Aufgaben im Gleichstellungsbüro zählt der Aktionsplan Sport der Europäischen Charta der Gleichstellung. Welche Rolle spielt er in diesem Zusammenhang?

Bresonik: Es sind Maßnahmen und Projekte gelaufen und es werden weitere folgen, unter anderem wird der Frauen- und Mädchenfußball eine wichtige Rolle dabei spielen.

Wie sehen Ihre weiteren Aufgaben aus?

Bresonik: Ich bin Schriftführerin des Gleichstellungsausschusses und bereite die Sitzungen vor und nach. Eines der Projekte ist dabei zum Beispiel die Einführung eines Gleichstellungspreises. Und ich begleite Stellenbesetzungsverfahren und achte darauf, dass Frauen nicht benachteiligt werden.

Bedeutet die bloße Tatsache, dass Sie dies tun, dass noch nicht an allen Stellen 2018 ist?

Bresonik: Definitiv nicht. Wenn Sie überlegen, dass wir vor zwei Wochen auf die Straße gegangen sind, weil Frauen bis zu 21 Prozent weniger für dieselbe Arbeit erhalten, dann ist das ungerecht.

Frau Voss-Tecklenburg, welche Erfahrung können Sie Ihrer früheren Team-Kollegin mit auf den Weg geben?

Voss-Tecklenburg: Bei uns war das immer eine Frage des praktischen Austauschs. Als wir 2012 beide ins Ausland gegangen sind, haben wir auch darüber gesprochen, wie man was angeht, von der privaten Krankenversicherung bis zu den Reisestrapazen.

Bresonik: In Sachen Respekt gab es bei Martina nie ein Problem. Ich habe immer sehr geschätzt, wie erfolgsorientiert, wie fokussiert sie ist. Ich gehe jetzt eine ganz neue Aufgabe an, ich hoffe, dass ich mir davon etwas abschauen kann.

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