Endspurt bei der Suche nach einer Lehrstelle

Ausbildung: 583 Jugendliche haben noch keinen Ausbildungsplatz, 618 Stellen sind unbesetzt.

Düsseldorf. Etwa 100-mal hat sich Julia Keppner in den vergangenen Monaten beworben. Ohne Erfolg. Eine Ausbildung zur Sport- und Fitnesskauffrau will die 18-Jährige machen. Doch der Job ist beliebt, die Konkurrenz ist groß. Auch wenn die junge Frau das Fachabitur im Sozial- und Gesundheitswesen in der Tasche hat.

"Wenn es nicht klappt, werde ich es für das kommende Jahr erneut versuchen", sagt die Langenfelderin, die gestern zu etlichen Jugendlichen gehörte, die bei der Last-Minute-Aktion "Azubi 2010" auf dem Marktplatz vor dem Rathaus auch nach Alternativ-Angeboten der Arbeitsagentur Ausschau hielt.

Auch Shahim ist noch nicht versorgt. Bei seinem Berufswunsch und der Anzahl der Bewerbungen ist das allerdings nicht überraschend. "Ich habe mich zweimal für eine Ausbildung zum Fotografen beworben", sagt der Düsseldorfer. Eine Rückmeldung habe er nicht bekommen. Der 22-Jährige will sich aber nicht entmutigen lassen. "Ich werde es weiter versuchen, sonst werde ich mich fürs Studium bewerben." Wirtschaftsinformatik soll es dann sein.

So wie Julia und Shahim geht es zurzeit 583 Jugendlichen in Düsseldorf. Allerdings sind noch 618 Stellen offen, die nicht unbedingt die Wunschberufe der Suchenden sind. Arbeitsagenturchef Peter Jäger empfiehlt deshalb, auch über Alternativen nachzudenken. Nicht so bekannte Berufe wie Fachmann der Systemgastronomie oder Zahnmedizinische Fachangestellte seien unter anderem noch zu haben. "Jetzt nicht aufgeben, am Ball bleiben", fordert Jäger die Jugendlichen auf. "Es springen auch noch viele ab." Laut IHK-Geschäftsführer Udo Siepmann breche jeder fünfte seine Ausbildung ab oder trete sie erst gar nicht an.

Mit der Last-Minute-Aktion soll die Zahl der Suchenden laut Jäger "deutlich unter 100" gedrückt werden. Axel Fuhrmann, stellvertretender Geschäftsführer der Handwerkskammer, rät Jugendlichen, die noch keine Lehrstelle haben, davon ab, die Schulbank weiter zu drücken. "Wer jetzt zwei Schuljahre dranhängt, kommt mit sehr viel starker Konkurrenz unter anderem aus dem Doppeljahrgang am Gymnasium im Jahr 2013 auf den Markt." Und das womöglich mit einem dann schlechteren Zeugnis.

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