EM-Berichterstattung: Manipulation mit Tränen

Fan Andrea aus Düsseldorf weint während der Hymne, eingeblendet werden die Bilder im Halbfinale jedoch nach dem zweiten Tor.

Düsseldorf. Beim Halbfinale zwischen Deutschland und Italien in Warschau sind — zum wiederholten Male bei der Euro — Fernsehbilder manipuliert worden. Das sogenannte Weltbild, für das eine von der Uefa beauftragte Produktionsfirma verantwortlich ist, zeigte die Düsseldorferin Andrea, über deren Wange eine Träne kullerte. Gezeigt wurden die Aufnahmen unmittelbar nach dem zweiten Treffer von Mario Balotelli in der 36. Minute. Tatsächlich wurden sie jedoch bereits vor dem Spiel gefilmt.

„Wir sind erstaunt und irritiert. Diese Bilder sind für uns so nicht akzeptabel“, sagte ARD-Teamchef Jörg Schönenborn. Die Uefa räumte die erneute Panne ein — wies den Vorwurf der Manipulation aber energisch zurück. „Die Uefa hat keinerlei Absicht, eine wie auch immer geartete Kontrolle über die den Sendeanstalten zur Verfügung gestellten Bilder auszuüben“, teilte der Verband mit.

Die Uefa bestätigte, dass die Bilder während der Hymne aufgenommen und später verwendet worden seien, „um die Emotionen und die Anspannung der deutschen Fans bei diesem Spiel zu zeigen“. Sie sei mit der Entscheidung des TV-Produktionsteams im Stadion, „diese Bilder gleich im Anschluss an das Tor zu zeigen, nicht einverstanden“. Man habe „keinerlei Absicht, Bilder zu manipulieren“.

Manchmal würden aufgezeichnete Reaktionen von Fans verwendet, um zu vermeiden, dass sie, sobald sie sich auf dem Großbildschirm sehen, zu winken beginnen. Schönenborn begrüßte das Eingeständnis der Uefa. „Das beruhigt mich, weil wir sonst ein unterschiedliches Grundverständnis hätten, und das wäre für künftige Turniere nicht gut“, sagte er.

Schon beim zweiten Gruppenspiel des DFB-Teams am 13. Juni gegen die Niederlande hatte die Uefa eine Manipulation der TV-Bilder eingeräumt. Während der ersten Halbzeit der Übertragung aus Kiew war Bundestrainer Joachim Löw zu sehen gewesen, wie er einem Balljungen den Ball unter dem Arm wegstupst. Diese Szene hatte sich aber in Wirklichkeit während des Warmmachens der beiden Mannschaften vor dem Spiel ereignet.

Nicht gezeigt wurden dagegen zwei Protestplakate gegen Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine. ARD und ZDF hatten sich beschwert und gefordert, dass nicht live gesendete Bilder kenntlich gemacht werden müssten.

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