Elegante Wandlung: Cindy macht jetzt Mode

Nach ihrem Ausstieg aus der Comedy-Branche hat Ilka Bessin, ehemals „Cindy aus Marzahn“, ihr eigenes Label gegründet.

Elegante Wandlung: Cindy macht jetzt Mode
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Den rosa Plüsch-Anzug hat sie mittlerweile gegen ein Kleid getauscht — eine Mischung aus schwarzer Abendrobe und japanischem Morgenmantel, reichlich bestickt mit bunten Blumen, durchaus elegant im Schnitt. So sitzt sie da, auf einem Klappstuhl an ihrem Stand, umringt von 800 anderen Modemarken in den alten Schmiedehallen auf dem Böhler-Gelände, bei der Modemesse „Gallery“. Auf dem Tisch stehen Brezeln und Kuchen. Ilka Bessin, besser bekannt (und mittlerweile außer Dienst) als „Cindy aus Marzahn“, macht jetzt Mode. Für Damen mit ein paar Kilogramm mehr, versteht sich.

Darin geht sie auf, das sei „ihr Baby“, sagt sie: „Ich mache das, was mir Spaß macht. Das darf auch ruhig unkonventionell sein.“ Und das nimmt man ihr ab. Ihre Art ist locker, fröhlich, trotzdem bisweilen ernst. Die Zeit als Comedyfigur Cindy sei toll gewesen, aber jetzt sei es auch mal gut damit. „Viele Leute fragen mich, warum ich keine pinken oder rosafarbenen Kleider mache. Ich frage dann, warum ich das tun sollte.“ Mit Cindy hat Ilka abgeschlossen. Jetzt fängt ein neues Kapitel an — ganz schlicht als Ilka Bessin.

Ihr Modelabel heißt wie sie und ist noch ganz am Anfang. Vor gut anderthalb Jahren habe sie mit den ersten Ideen angefangen, kurze Zeit nach ihrem Rückzug aus dem Fernsehen. Natürlich habe ihr die Medienpräsenz Aufmerksamkeit und nicht zuletzt viel Geld gebracht, das sie jetzt nicht verschmäht.

Mit vier Mitarbeiterinnen entwirft sie in Meerbusch, direkt an der Düsseldorfer Stadtgrenze, Hosen, Kleider und Oberteile für Frauen. „Von Schnittmustern habe ich keine Ahnung, aber dafür von Stoffen“, sagt Bessin. „Es gibt Stoffe, die sollte man als mollige Frau nicht tragen, weil sie schnell verschwitzt sind oder ungeschickt fallen.“

Darauf achte sie bei ihrem Label, außerdem auf viel Baumwolle, dafür wenig Plastik- und Synthetikfasern. Eine durchgängige Linie gebe es schlicht nicht: „Es soll cool aussehen, man soll sich wohlfühlen. Und es soll so schick sein, dass man sich damit überall hintraut — aber eben auch mal eben in den Supermarkt.“

Sie selbst habe am eigenen Körper erlebt, wie schwierig es für mollige Frauen ist, schöne Kleidung zu finden. „Das ist einfach deprimierend, wenn die Kolleginnen in ein beliebiges Kleid von der Stange schlüpfen und rattenscharf aussehen, während man selbst das nehmen muss, was es eben gerade in Übergrößen gibt“, erzählt die Berlinerin. Dagegen wolle sie, vielleicht zumindest zu einem kleinen Teil, ankämpfen. Gewissermaßen einen Kontrapunkt zur Modebranche setzen, in der Magermodels immer mehr zum Objekt verkommen. „Ganz ehrlich, wo soll die Reise da denn noch hingehen?“, fragt sie.

Genau 106 Kleidungsstücke führt ihr kleines Label derzeit, die Winterkollektion für das Ende des Jahres ist schon fertig. Noch gibt es ihre Kollektionen nur im Internet zu kaufen. Ihre Kolleginnen würden aber gerade daran arbeiten, sie auch in den Einzelhandel zu bringen. „Und dann wird meine Mode hoffentlich auch gekauft“, sagt sie. Die Medien sind zumindest am Sonntag drauf angesprungen: Zwei Stunden lang empfing sie Journalisten und Kamerateams, führte Interviews und posierte für Fotografen. Anschließend stand sie noch beim offiziellen Pressegespräch auf der Bühne.

„Aber ich mache natürlich nicht alles selbst“, sagt Ilka Bessin. Nebenbei will sie freilich auch noch andere Projekte in die Tat umsetzen: Als Reporterin ist sie gerade fürs Privatfernsehen unterwegs, dreht Reportagen und Beiträge. Etwas Neues wolle sie eben machen, mit dem rosaroten Plüsch-Image der Cindy brechen. „Trotzdem hat die Mode aktuell den Großteil meiner Zeit in Anspruch genommen. Man muss schon Prioritäten setzen — wenn man zu viel auf einmal macht, wird das nichts.“ Wohin die Reise bei ihrem Label genau gehe, könne sie noch nicht sagen. „Vielleicht kommt irgendwann auch noch Herrenmode dazu, wer weiß das schon.“ Denn Probleme beim Shoppen hätten schließlich nicht nur mollige Frauen.

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