Einzelhandel: Die Kö zeigt kalte Schulter

Schluss ab 16 oder 18 Uhr: Zur boot machten viele Kö-Händler am Samstag den Kunden die Tür vor der Nase zu. Bei der Modemesse nächste Woche dürfte sich das Trauerspiel wiederholen.

Düsseldorf. Bei "Bär" surrt der Staubsauger, das Putzteam wirbelt. Schräg gegenüber bei Schlichtmann ist schon alles dunkel. Noch um drei Uhrt hat Horst Schlichtmann ausrichten lassen: "Der Laden ist richtig voll." Um vier Uhr fallen dennoch die Gitter, kein Bedarf nach längeren Öffnungszeiten. Nach und nach schließen sich die Kollegen an. Gegen 18 Uhr haben fast alle Geschäfte auf der Kö geschlossen.

17.59 Uhr. Bei Louis Vuitton kann eine Dame im Pelz nur noch zuschauen, wie sich das Türgitter langsam senkt. Sie bittet - und darf noch rein. Einladend ist anders. "Nein, tut mir leid, hier kommen Sie nur noch raus", ruft der Türsteher Minuten später durch die einen Spalt geöffnete Tür. Paul van Alphen bleibt vor dem Gitter stehen und schaut auf die Uhr. 18.12 Uhr. "Ich dachte, ich wäre in einer Einkaufsmetropole." Um 15 Uhr ist der Holländer in Düsseldorf angekommen, um mehr als nur Kleingeld auszugeben. "Ich habe gehört, dass die Öffnungszeiten gefallen sind."

Das stimmt auch. Theoretisch. Praktisch hat sich nach einem Zwischenhoch im Weihnachtsgeschäft auf der Nobelmeile nichts geändert. Während an Schadowstraße und in den Einkaufsstraßen der Altstadt nach 18 Uhr noch Leben in vielen Geschäften herrscht, schließen die Kö-Läden ihre Kunden um 18 Uhr aus. Lediglich einige Ausnahmen, etwa Franzen, gewähren Verlängerung bis 19 Uhr.

"Der Handel jammert immer, und wenn die Leute Zeit haben einzukaufen, werden sie hinausgeworfen", beschwert sich Elisabeth Werner. Wir ihr geht es vielen. Denn während die meisten Händler ihr Personal zwischen 16 und 18 Uhr ins - sicherlich verdiente - Wochenende schicken, strömen viele Kunden zu dieser Zeit erst in die Stadt.

"Den Kunden werden die Türen vor der Nase zugeschlagen", beobachtet Sevens-Manager Michael Bünnagel. Das Bild auf der Straße gibt ihm Recht: An den Kreuzungen herrscht Gedränge, auf den Gehwegen ist es eng. Bei René Kern drücken sich die Menschen die Nasen an den Schaufenstern platt.

19 Uhr. Wer noch auf der Kö ist, der pendelt zwischen den großen Galerien und dem Kaufhof - den einzigen Einkaufsmöglichkeiten um diese Zeit. Wenn auch gegen Abend offenbar das Personal ausgedünnt wird. Im Kaufhof bilden sich Schlangen an den Kassen, im Saturn ist das Auffinden einer Servicekraft wie ein Sechser im Lotto.

Dabei herrscht bei den Händlern Skepsis, was Geschäftsmöglichkeiten nach 18 Uhr angeht. Kaum einer will sich dazu äußern. Jörg Winterbauer, Geschäftsführer bei Herbert Stock, sagt: "Mit längeren Öffnungszeiten haben wir während der WM ein blaues Auge bekommen und im Weihnachtsgeschäft wieder." Es habe sich gezeigt, dass nach 18 Uhr kaum ein zahlender Kunde in die Geschäfte komme. Auch der Kassierer im Flagstore einer Modemarke meint: "Wer es bis 18 Uhr nicht schafft, einzukaufen, der kauft auch danach nichts."

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