Einkaufen bis 22 Uhr: Kunden haben keine Lust

Seit vier Jahren dürfen die Geschäftsleute so lange öffnen, wie sie wollen. Doch bei den meisten ist um 20 Uhr Schluss.

Lange hatte die Wirtschaft darauf gedrängt, die Ladenöffnungszeiten freizugeben. Ende 2006 war es so weit, viele Geschäfte öffneten bis um 22 Uhr, versprachen sich gerade in der Vorweihnachtszeit hohe Umsätze. Doch inzwischen sieht die Realität in der Einkaufsstadt Düsseldorf anders aus. In den meisten Läden ist um 20 Uhr Schluss, in einigen Fachgeschäften sogar eine Stunde früher.Lediglich der Kaufhof hält die Fahne ein Stück weit hoch. Seit Montag ist dort bis 21 Uhr geöffnet. Das aber auch nur bis 23. Dezember. Günther Knie, Geschäftsführer der Galeria Kaufhof an der Königsallee: "Der Kunde hat das so entschieden. Vor drei oder vier Jahren hatten wir bis 22 Uhr geöffnet. Aber das hat sich nicht gerechnet."

Offenbar erwarten auch die auswärtigen Besucher nicht, dass die Läden in der Landeshauptstadt länger geöffnet sind. Auf die Frage, ob sich schon einmal jemand beschwert hat, antwortet Knie kurz, aber prägnant: "Leider nicht."Fachgeschäfte an der Köhatten erst gar nicht mitgemachtAnderswo geht das Rollgitter noch früher runter. Vor allem die Fachgeschäfte an der Königsallee hatten sich von der Begeisterung für die neue Freiheit bei den Ladenöffnungszeiten erst gar nicht anstecken lassen. "Wir haben normalerweise um 19 Uhr geschlossen", sagt Claus Franzen, der mit seinem Porzellangeschäft zu den Alteingesessenen am Boulevard gehört, "wir werden aber in zwei Wochen während des Vorweihnachtsgeschäftes verlängern. Möglicherweise bis 20 Uhr, aber wir haben uns noch nicht entschieden."


Viel herumprobiert hat auch Dirk Henckel, Geschäftsführer von Saturn und Vorsitzender des Düsseldorfer Einzelhandelsverbandes: "Anfangs hatten wir auch bis 22 Uhr geöffnet. Aber wir haben unsere Erfahrungen gemacht. Spätestens ab 21.15 Uhr haben unsere Mitarbeiter allein im Geschäft gestanden." Das können sich bei den hohen Personalkosten nicht rechnen. Darum wird Saturn seine Öffnungszeiten erst vom 25. November an bis 21 Uhr verlängern.
Woran es liegt, dass die Kunden abends wegbleiben? Henckel: "Wir haben immer noch so etwas wie die Tagesschau-Grenze um 20 Uhr. Da fangen auch Theater oder Kino an und die Leute wollen sich mit privaten Dingen beschäftigen." Ganz anders sei es bei den verkaufsoffenen Sonntagen, die hervorragend angenommen würden: "Das ist dann eher so etwas wie ein Familienausflug."


Eva-Maria Illigen-Günther, die Geschäftsführerin der Düsseldorf Marketing und Tourismus GmbH, die für Düsseldorf als Einkaufsstadt die Werbetrommel rührt, ist nicht begeistert: "Ich würde mir wünschen, dass wir wenigstens einheitliche Öffnungszeiten hätten. Das wäre kundenfreundlich." Sie würde es begrüßen, wenn es zumindest ab und zu Einkaufstage bis 22 Uhr gäbe, an denen alle mitmachen: "Das könnte man auch dann ganz anders bewerben."

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