Eine Straße–80 Jahre Erinnerung

Heinz Zillekens wird heute 90 Jahre alt. Seine Familie baute das größte Fahrradgeschäft in Düsseldorf auf.

Düsseldorf. Heinz Zillekens steht sprachlos vor der Hausnummer 37/39 an der Friedrich-Ebert-Straße. Vor 80 Jahren war hier das Fahrrad- und Mopedgeschäft seiner Eltern, heute ist in großer Leuchtschrift "Supermarkt - mediterrane Feinkost" über dem Schaufenster zu lesen. "Hier hat sich einiges verändert", sagt der Rentner, als er die Sprache langsam wieder findet. Das letzte Mal fuhr er gemeinsam mit seiner Frau vor zehn Jahren mit dem Auto über die Friedrich-Ebert-Straße. Die WZ besuchte gestern mit ihm die Straße seiner Kindheit. Zillekens wird heute 90 Jahre alt.

Nur ein Geschäft ist von damals geblieben: "Clasen" - Fahnen und Vereinsbedarf. Im ehemaligen Tante-Emma-Laden an der Ecke ist jetzt ein Chinarestaurant, ein Internetcafé ersetzt heute das Geschäft für "Dental Bedarf". Das gesamte Straßenbild hat sich drastisch geändert. "Damals gab es hier nur zwei Autos", erinnert sich Zillekens. Eines davon gehörte seinem Vater, ein Opel Laubfrosch. Mit dem fuhr Hermann Zillekens jede Woche zum Frisörsalon, der lag zwar nur einige Meter entfernt an der Oststraße, aber damals war jede Autofahrt eine Attraktion.

Im Zweiten Weltkrieg schlugen zwischen 1943 und 1945 gleich zwei Bomben in das Fahrradgeschäft Zillekens ein. Heinz Zillekens war zu dieser Zeit nicht in Düsseldorf. Er flog für die Luftwaffe. Ostern 1944 wurde er über Russland abgeschossen. Seine Eltern hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben. "Ein Abschuss war im Normalfall das Todesurteil." Nach 16 Monaten Kriegsgefangenschaft kehrte er nach Hause zurück. Das Gesicht seiner Eltern, als der totgeglaubte Sohn vor ihnen stand, wird er nie vergessen.

Mit seinem Vater baute er das Geschäft an der Graf-Adolf-Straße wieder auf. Es vergrößerte sich mit den Jahren auf 680 Quadratmeter und wurde zum bekanntesten Fahrradgeschäft in Düsseldorf. Im Rekordjahr 1954 wurden 1100 Mopeds verkauft. "Das Geschäft lief so gut, weil Mopedfahrer noch keinen Führerschein brauchten."

1983 ging Heinz Zillekens in Rente. Seine beiden Kinder wollten den Familienbetrieb nicht übernehmen, deshalb existiert das Geschäft heute nicht mehr.

In Zillekens’ Garage in Himmelgeist steht aber immer noch ein altes Hollandrad. Mit dem fährt der Rentner drei Mal die Woche bis nach Niederheid zum Schwimmen. "Ich war immer sportlich aktiv. Das bleibe ich auch, so lange es geht."

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