Düsseldorf Eine Stadt an den Grenzen des Wachstums

Düsseldorf ist ein attraktiver Standort für die Wirtschaft. Doch Experten sagen: Drohende Probleme müssen auch regional gelöst werden.

Düsseldorf: Eine Stadt an den Grenzen des Wachstums
Foto: S. Lepke

Düsseldorf. Wohin entwickelt sich die Düsseldorfer Wirtschaft? Noch ist die Landeshauptstadt Magnet für Investoren, Unternehmer und Arbeitnehmer. Aber bleibt das auch so? An welchen Stellschrauben muss jetzt schon gedreht werden, damit die Stadt auch morgen noch ein ökonomisches Vorzeigepflaster ist? Wo kann sie wachsen, wo gibt es Grenzen? Experten aus der Wirtschaftswelt gaben jetzt während einer CDU-Podiumsdiskussion zum Thema „Düsseldorfs Wirtschaft im 21. Jahrhundert: Wandel, Wagnis, Weichenstellung“ eine Einschätzung, wo es hakt.

Von einem Bevölkerungswachstum um 60 000 Menschen auf 660 000 Einwohner ist in Statistiken die Rede. „Dann brauchen wir aber auch 50 000 Arbeitsplätze mehr“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Udo Siepmann. „Wir wollen die Menschen ja nicht nur hier wohnen, sondern auch arbeiten lassen.“ Allerdings fehlten dafür bis zum Jahr 2030 — abgesehen von 12 000 Wohnungen — auch 70 Hektar Gewerbefläche. Das sei kaum realisierbar.

Einig sind sich die Experten, dass die Defizite auf dem lokalen Wohnungsmarkt nur ortsübergreifend bewältigt werden könnten. „Wir können das nicht alleine in Düsseldorf lösen“, sagt CDU-Fraktionschef Rüdiger Gutt. Andreas Schmitz, Aufsichtsratsvorsitzender bei HSBC Trinkaus, glaubt auch an eine regionale Bewältigung. „Man könnte das Problem lösen, wenn man einige Kommunen besser an den ÖPNV anbindet.“ Beispielsweise Willich.

Trotz einer vielfältigen Bildungslandschaft mit privaten und staatlichen Hochschulen finden manche Unternehmer in der Landeshauptstadt keinen Nachwuchs. Beispielsweise das boomende Düsseldorfer Hotelportal Trivago mit mittlerweile rund 800 Arbeitskräften. „Von der Uni haben wir genau null Leute, die unseren Anforderungen gewachsen wären“, sagt Geschäftsführer Malte Siewert. Unter anderem Entwickler für den IT-Bereich finde er demnach vornehmlich an der RWTH Aachen oder an der Ruhr-Universität Bochum.

Ohne Wenn und Aber ist IHK-Chef Siepmann dafür: Der mutmaßlich einmalige Griff in die Schatulle könne schnell Begehrlichkeiten wecken. Dagegen vertritt Banken-Aufsichtsrat Schmitz die Einstellung, dass Schuldenfreiheit kein Selbstzweck sein darf und investiert werden müsse, um die Stadt attraktiv zu halten. „Wir müssen in die Bildung investieren, in die Ausbildung unserer Kinder. Dort ist jeder Euro gut aufgehoben.“ Es müsse aber sicher sein, dass in wirtschaftlich starken Zeiten ein Rückfluss des Investments stattfinden, um nicht nachfolgende Generationen zu belasten.

„Es gibt Schwellen“, sagt Siepmann. Mit einem Satz von 440 Prozent seit Jahren herrschten aber verlässliche Bedingungen. Allerdings sei auch klar, dass ein Hebesatz wie in Monheim (265 Prozent) „eine Signalwirkung“ ausgehe.

Künftige Probleme beispielsweise in der Infrastruktur müssten über die Stadtgrenzen hinaus gelöst werden. „Es fehlt uns überregional eine gute Lobby“, sagt Siepmann. „Das haben wir nachzuholen.“ Das Ruhrgebiet sei beispielsweise besser aufgestellt. Die Architektur der Metropolregion Rheinland (mit unter anderem Düsseldorf, Köln, Bonn und Neuss sei aber auf einem guten Weg.

Alle Experten sind sich einig. Bei der Stadt müsse sich ein Dezernent um den Schwerpunkt Wirtschaftsförderung kümmern. Bestenfalls, um Unternehmen bei der Neugründung an die Hand zu nehmen. Auch bei der Dauer von Genehmigungen werden Defizite ausgemacht. Siepmann: „Wir kriegen auch hier und da den Hinweis, das es schneller gehen könnte.“

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