Ein Viertel leidet unter seinem schlechten Ruf

Drogenhandel und Prostitution prägen das Bild. Bürger diskutieren mit Experten.

Ein Viertel leidet unter seinem schlechten Ruf
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Die Friedrich-Ebert-Straße, die Charlottenstraße und die Bismarckstraße rund um den Hauptbahnhof leiden unter einem schlechten Ruf. Drogenhandel und Prostitution bestimmen das Straßenbild. Dementsprechend leiden die Anwohner und beschweren sich. Am Donnerstag hatte die Bezirksvertretung 1 und Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner zu einem Bürgerdialog eingeladen, um Verbesserungsvorschläge für das Miteinander im Viertel zu erarbeiten. Als Experten waren die Polizei, das Drogenhilfezentrum, Kompass, das Gesundheitsamt und die Betreiber des Flingernmobil eingeladen.

Karin Mokros-Kreutzer (73) lebt seit 1991 an der Kreuzung Bismarck- Ecke Oststraße. „Es hat sich vieles geändert. Früher standen hier gestandene Prostituierte, die auch mal auf deine Einkaufstüte aufgepasst haben, wenn man etwas vergessen hatte. Heutzutage sind die Mädchen unglaublich jung geworden und es stehen fast nur noch kranke drogensüchtige Mädels auf der Straße. Abends überlege ich dann schon, wo ich entlang gehe.“

„Die Süchtigen sind oft gar nicht das Problem, sondern die betrunkenen rumgrölenden Freier“, entgegnet Birgit Schmitz von der Drogenhilfe Kompass.

Werner Schliepkorte wirft der Polizei und vor allem der Politik Tatenlosigkeit vor. „Die sollen mal aus dem Rathaus rauskommen und sich vor Ort ein Bild machen.“ Dem widerspricht natürlich Sebastian Rehne von der Bezirksvertretung: „Deswegen sind wir ja hier, um uns ein Bild zu machen.“ Schliepkorte bemängelt in erster Linie die schlechte Beleuchtung, die Vermüllung und dass ein Kiosk, der 24 Stunden geöffnet hat, die Süchtigen anzieht. „Deshalb bekommt der Besitzer des Hauses, dem auch der Kiosk gehört keine vernünftigen Mieter mehr, weil die sich da nicht hineintrauen. Das ganze Haus schmiert ab.“

Jürgen Bielor, Leiter der Polieiinspektion Mitte offenbart zahlen: „Wir sind nicht untätig. In 2016 haben wir in dieser Ecke 100 Personen festgenommen, 4000 überprüft und 480 Anzeigen geschrieben.“

Peter Theisen vom Ordnungsamt sagt: „Wenn wir in Zivil agieren, bekommen die Bürger das oft nicht mit. Nimmt ein Freier eine Prostituierte auf und der Zugriff erfolgt erst an der Moskauer Straße, dann merkt das niemand.“

Als weiteres großes Problem sehen die Anwohner die Konzentrierung der Hilfsangebote auf so kleinem Raum. „Das zieht natürlich das Klientel an. Deshalb sollte man mal darüber nachdenken, mehr zu dezentralisieren“, meint Gaby Kafaii, Inhaberin eines Printstudios.

Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner war zufrieden mit dem Dialog: „Jeder konnte seine Meinung äußern und als erstes werden wir die Müllfrage und das Thema mit der besseren Beleuchtung angehen.“

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