Gastbeitrag Ein Stadt-Kultur-Forum für die Zukunftsthemen

Für eine mutige Profilbildung jenseits der Vielfalt: Hier schreibt Prof. Dr. Bernd Günter, der bis 2013 Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität - Fachgebiet Marketing - gewesen ist. Er schlägt vor den Bau eines Stadt-Kultur-Forums, das gleichzeitig einen interaktiven Ort der Begegnung für Bürger und Gäste darstellen soll.

Prof. Dr. Bernd Günter, ehemaliger Dekan der Heinrich-Heine-Universität.

Prof. Dr. Bernd Günter, ehemaliger Dekan der Heinrich-Heine-Universität.

Foto: Michaelis, Judith

Düsseldorf. Stadtmarketing — das bedeutet: 1. Gestaltung der Außenwirkung und der Anziehungskraft nach außen, für Zielgruppen außerhalb der Stadt. 2. Gestaltung der Identität der Stadt, der Identifikation der Bürger und der „stadtinternen“ Organisationen mit der Stadt.

Stadtmarketing ist einfach, wenn es um Küstenbadeorte geht, um Weinorte oder um kleinere Orte mit Schlössern und Burgen. Für Städte in der Größe Düsseldorfs wird es schwerer. Weil Städte dieser Größenordnung sehr viele Facetten besitzen und Pfunde, mit denen sie wuchern können. Also: Vielfalt! Vielfalt als kleinster gemeinsamer Nenner taugt aber nicht als markantes Profil, als Alleinstellungsmerkmal oder als Vorteilsargument im Wettbewerb der Städte!

Marketing und auch Stadtmarketing setzt gern an einem einzigartigen Merkmal an, das weithin anerkannt ist, das vielleicht Nr. 1 in Rankings ist. Welche Nr. 1 hat Düsseldorf zu bieten? Neben anderen Nennungen wie etwa „Vielfalt“ sicherlich die Kultur- und Kreativwirtschaft mit dem Leuchtturm Kunstakademie, verbunden mit einer qualitativ wie quantitativ herausragenden Museums-, Künstler-, Galerie- und Kulturszene, aber auch einer ausgeprägten Medien-, Werbe-, Marken- und Internetindustrie.

Der Vorschlag „Art City Düsseldorf“ ist wahrhaftig nicht neu, war aber bisher nur begrenzt konsensfähig. Auch liegt in der Kulturszene einiges im Argen, anderes ist im Umbruch oder reparaturbedürftig. Was könnte ein großer Schritt vorwärts sein?
Düsseldorf braucht einen interaktiven Ort der Begegnung für Bürger und Gäste, der internationale Strahlkraft besitzt und den Charakter eines Wahrzeichens erhalten sollte. Mir scheint: Düsseldorf leidet traumatisch darunter, dass die Stadt kein wirkliches Wahrzeichen besitzt! Taugen Rheinturm und die Gehry-Bauten im Medienhafen als Wahrzeichen? Oder sollte man eines schaffen?

Wenn „Kultur“ und „kreativ“ Düsseldorfs Markenkern sind, dann geht es darum, das Profil dieser Stadt-Kultur in Architektur umzusetzen. Schon ein entsprechender internationaler Wettbewerb erregt Aufmerksamkeit. Es geht also um eine Art Stadt-Kultur-Forum, das gleichzeitig ein interaktiver Ort der Begegnung für Bürger und Gäste darstellt.

Bei dieser Gelegenheit könnte an einigen Stellschrauben gedreht werden, die seit langem diskutiert werden: Filmmuseum, gegebenenfalls neu strukturiertes Theatermuseum. Weltweit gibt es keine Kombination solcher Präsentationen. Wenn Düsseldorf also nicht das Aus, sondern eine Zusammenlegung beschließen sollte — wäre das nicht ein Grund mehr, etwas auch nach außen ganz Besonderes daraus zu machen?

Zentral für ein Stadt-Kultur-Forum ist ein multifunktionaler zeitgemäßer Veranstaltungs- und Begegnungssaal und ein Informationszentrum rund um die künftige Positionierung Düsseldorfs. Der Standort? Passend wäre... am Rande des Hofgartens zwischen Ratinger Tor und Ehrenhof. Unrealistisch! Am Rheinufer? Nördlich oder südlich an die Rheinterrasse anschließend neben der Cecilienallee?! Weithin sichtbar und zentral, nahezu ideal, wenn die Architektur wahrzeichentauglich ist. Wir brauchen einen idealen Platz mit hoher Sichtbarkeit und Präsenz im Alltag externer und interner Zielgruppen des Stadtmarketings! Ein idealer Platz — wenn er verfügbar wäre oder gemacht würde und man sich einig wird, „mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen“. „Und die Finanzierung?“ höre ich schon rufen. Im Wörterbuch der deutschen Sprache kommt sehr bald hinter „Finanzierung“ das schöne Wort „findig“!

Düsseldorf erfand und erfindet sich immer wieder neu. Das ist verbunden mit Mode, mit der Medien- und Werbewirtschaft, mit der Kunstakademie, aber auch mit der Digitalen Stadt, mit „mobile“, IT, Internet of Things, Virtual Reality usw. Düsseldorf verkörpert „Intellectual Property mit Spaß am Leben“. Wenn man das mit einem Wahrzeichen verbinden will, sind wir bei einem multifunktionalen Gebäude, das seine Inhalte ständig ändern kann: eine digitale Welt, montags ein virtuelles Stadtmuseum, dienstags ein virtuelles Museum der Zukunft, mittwochs ein virtuelles Theatermuseum, donnerstags ein Film- und VR-Museum, freitags ein virtuelles Museum der ... Menschheit, samstags und sonntags immer das, was in der letzten Woche am besten besucht war.

Das macht die bestehenden analogen, also realen Museen nicht überflüssig, sondern ist vielmehr ein zeitgerechtes Neugierig-Machen als Marketing-Maßnahme. Und immer, wenn es Sinn macht, gibt es aktuelle Sonderausstellungen oder -veranstaltungen — zum Marathon, zur Drupa, zur Tour de France, zum Ski-Langlauf, zur ProWein oder was sonst noch alles in Düsseldorf los ist.

Wir sprechen über eine profilbildende Zukunftsvision, die auf einer markanten Positionierung beruht. Welche Metropole in Deutschland eignet sich mehr für die Profilbildung als Zentrum der Kultur- und Kreativwirtschaft als Düsseldorf? Düsseldorf steht für „Art, Creativity, and Cultural Entrepreneurship“ und sollte dies in ein sichtbares Branding, in Wahrzeichen und Markenzeichen und in ein spektakuläres Stadt-Kultur-Forum als Plattform für Zukunftsthemen umsetzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort