Ein „Schwanensee“ Marke Schläpfer

Der Chef-Choreograf des Balletts am Rhein inszeniert den Klassiker am 8. Juni.

Ein „Schwanensee“ Marke Schläpfer
Foto: Gert Weigelt

„Ich will auch etwas Schönes machen.“ Die Worte, mit denen Martin Schläpfer das Podiumsgespräch zum neunen „Schwanensee“ beendete, klangen wie eine Beschwichtigung. Fast wie eine Beschwörung, hatte der Chefchoreograf des Balletts am Rhein doch zuvor reinen Tisch gemacht: Er, der lange Jahre einen Bogen darum gemacht hat, hält wenig von Rekonstruktion, verabschiedet sich „komplett“ von der ‚Aufführungstradition’ des romantischen Klassikers. Verzichtet auf Grand Pas de deux weißer und schwarzer Schwäne, ebenso auf Nationaltänze im dritten Akt und gefiederte Schwanenhauben. Spitzenschuhe? Wenn ja, dann nur im ersten und dritten Akt. In anderen Szenen wird auch barfuß getanzt.

Das passt zu Schläpfer, dessen Kompanie zum Kultur-Exportschlager der Stadt avancierte, und zu „Märchen und Mythen auf der Ballettbühne des 21. Jahrhunderts“. So der Titel des 80-Minuten-Talks mit Tanz-Expertin Dorion Weickmann, zu dem der Verein der Ballettfreunde geladen hatte. Unter die mehr als 150 Zuschauer mischten sich einige Tänzer. Auch sie sind neugierig auf die Zeit bis zum 8. Juni. Das ist der Tag der Premiere. Schläpfer hatte bei Beginn seiner Intendanz hartnäckig Handlungsballette verweigert. Jetzt scheut er eine direkte Antwort, er sagt: „Jetzt ist es Zeit, ich bin so weit, den Schwanensee zu choreographieren. Fürs Publikum, aber auch für mich und die Kritiker.“ Ironisch schmunzelt er: „Danach bin ich zum Abschuss freigegeben.“ Zuletzt gab es den Klassiker unter Vor-Vorgänger Heinz Spoerli. In dessen Basler Kompanie war der junge Schläpfer einst das einzige Mal im Schwanensee aufgetreten. So schließt sich der Kreis. „Für mich war’s damals eher unbedeutend, zumal ich verletzt war.“ Seine Vorliebe galt zunächst „Dornröschen“.

Den Ausschlag für „Schwanensee“ gab eine CD-Aufnahme mit Pultstar Seiji Ozwawa. Tschaikowsky ohne Süße sei das, stattdessen von urwüchsiger Kraft. „Das hat nichts mehr mit St. Petersburg oder Versailles zu tun.“ Ein Psycho-Märchen ohne Happy End will Schläpfer erzählen. Und beruft sich auf das Ursprungs-Libretto aus dem 19. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt stehen Frauen, die nachts zu Schwänen werden. Wie die Umwandlung der Mädchen in Schwäne funktioniert? Daran arbeite er noch. Immer wieder betont Schläpfer: „Es muss ein Natur-Märchen werden, das zu uns heute passt.“ Die beiden Premieren sind ausverkauft. Für die Folgevorstellungen sollten Interessenten schnell Karten reservieren. Tel. 8925 211.

ballettamrhein.de

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