Ein Raumschiff unterm Barock-Himmel

Kritik Elektronik-Musiker Stefan Schneider belebt die Soundkuppel im Benrather Schloss.

Ein Raumschiff unterm Barock-Himmel
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Wer in Düsseldorf gelegentlich U-Bahn fährt und die Bahnhöfe der Wehrhahn-Linie frequentiert wird die elektronischen Klänge aus dem Studio von Stefan Schneider schon vernommen haben. Im Schloss Benrath war der Musiker nun persönlich zugegen, um den prachtvollen runden Kuppelsaal mit seinem reich verzierten Barock-Himmel zu beschallen. „Soundkuppel“ heißt das Projekt.

Schneider ist nicht nur in Sachen Musik unterwegs, er war Meisterschüler in der Fotoklasse von Bernd Becher an der Kunstakademie. Aber er hat immer auch Musik gemacht und ist beispielsweise Gründungsmitglied der Düsseldorfer Band Kreidler und des Trios To Rococo Rot.

Vertreter der elektronischen Musik bleiben oft als Person im Hintergrund und hinterlassen sogenannte „Klanginstallationen“ wie eben die in der U-Bahn. Denn die musikalischen Abläufe mit synthetischen Sounds lassen sich bestens programmieren. Doch Schneider macht nun alles live. Derweil erscheint der Künstler nicht wie ein Instrumentalvirtuose, sondern eher wie ein DJ, der ruhig und cool an Schaltern regelt und Knöpfe drückt.

Im recht gut besuchten Saal brennen nur zwei der acht Kristallkronleuchter, nahe der Raummitte, aber etwas näher an der Butzenscheibentür zur Gartenterrasse steht Schneider vor seinem Mischpult. Vier kleine Lautsprecher der Luxusklasse sind quadrophon im mittleren Kreis aufgeständert, mehr Brimborium gibt es nicht. Opulent wird es erst hinsichtlich der akustischen Finessen.

Da scheint es fast so, als setze ein Raumschiff unterm Barock-Himmel zu Start und Landung an. Aber die Sounds sind selten laut oder grell, sondern vermehrt zurückhaltend, vor allem am Anfang der Komposition.

Nach einem verhaltenen Rauschen und Zischen ertönen synthetische Glocken, die von der akustischen Farbe her weniger aus Metall als mehr aus Klangholz bestehen könnten. Dumpfe Trommeln mischen sich ein und eröffnen ein lang angelegtes Crescendo.

Viele Loops, also ständige Widerholungen musikalischer Einheiten und minimalistische Rhythmen versetzten den Hörer in eine Art Trance. Das Ganze wirkt aber nicht wie willkürlich aneinander gereiht, sondern besitzt eine symphonische Dramaturgie. Es gibt auch eine gewisse Abwechslung - soweit man im Bezirk elektronischer Musik von großer Vielfalt überhaupt sprechen kann. Nach 70 Minuten fällt denn doch eine gewisse Eintönigkeit auf, obwohl Schneider einen ganzen Zoo an bizarren Sound-Geschöpfen aus seinem Equipment zaubert. Auf den sehr freundlichen Beifall folgt noch eine zehnminütige Zugabe, die aber keine grundlegend neuen Klangeindrücke verschafft.

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