Gemeindeleben in Düsseldorf Pläne für ein jüdisches Quartier

Stockum · Das Seniorenzentrum Nelly-Sachs-Haus in Stockum soll erweitert werden. Wohnungen, ein Supermarkt und ein Café sollen entstehen. Die Investition liegt bei 20 Millionen Euro. Ziel ist eine Öffnung zum Stadtteil.

 Bert Römgens vor dem Nelly-Sachs-Haus, das er leitet und das erweitert werden soll.

Bert Römgens vor dem Nelly-Sachs-Haus, das er leitet und das erweitert werden soll.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Jüdische Gemeinde möchte ihr Elternheim, das Nelly-Sachs-Haus an der Ecke Kaiserswerther Straße/ Nelly-Sachs-Straße, erweitern, ein jüdisches Quartier schaffen und sich gleichzeitig zum Stadtteil hin öffnen. Einer entsprechenden Bauvoranfrage hat die Bezirksvertretung 5 nun einstimmig zugestimmt.

Unter anderem werden mit dem Vorhaben dringend benötigte Altenpflegeplätze geschaffen. Diese sind zwar zunächst Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Düsseldorf mit ihren Filialgemeinden beispielsweise in Neuss, Leverkusen und Ratingen, vorbehalten, „aber wir entlasten damit andere Häuser“, sagt Bert Römgens, der das Nelly-Sachs-Haus leitet.

Zurzeit leben in dem 51 Jahre alten Seniorenheim 110 Bewohner. Der Bedarf an Plätzen ist allerdings wesentlich höher, zahlreiche Anfragen werden auf einer Warteliste geführt. Deshalb ist die Errichtung eines fünfgeschossigen Seniorenheims mit
44 vollstationären Plätzen im Bereich der Altenhilfe und mit 15 Tagespflegeplätzen für Senioren geplant. Ein bereits bestehendes Mehrfamilienhaus an der Kaiserswerther Straße 404 wird zudem so umgebaut, dass im Rahmen der Eingliederungshilfe Wohngemeinschaften gebildet werden können.

An der Stockumer Kirchstraße will die Gemeinde ein weiteres neues, fünfgeschossiges Gebäude errichten. Dafür muss eine Kfz-Werkstatt in einer alten Tankstelle abgerissen werden. Geplant ist dort im Erdgeschoss einen ambulanten Pflegedienst, einen kleinen koscheren Supermarkt, ein koscheres Café und einen Mehrzweckraum für bis zu 90 Personen einzurichten. „Das Café soll auch für Bürger aus dem Stadtteil für Begegnungen zur Verfügung stehen. Wir wollen zudem Beratungen für den gesamten Sozialraum, aber auch pflegerische Leistungen und hauswirtschaftliche Versorgung anbieten und öffnen uns damit zum Stadtteil“, sagt Römgens.

Formen des betreuten
Wohnens in den oberen Etagen

In den oberen Etagen werden verschiedene Formen des betreuten Wohnens ermöglicht, teils sozial gefördert, teils frei finanziert. Das Gebäude soll von fünf auf zwei Geschosse zur angrenzenden Nordparksiedlung hin abgestuft werden. Entlang der Grundstücksgrenze zum benachbarten Wohngebiet wird aus Schallschutzgründen eine 3,5 Meter hohe begrünte Mauer errichtet, damit der Lärm des Lieferverkehrs weniger zu hören ist. Der gesamte Verkehr wird über die Hauptzufahrt von der Stockumer Kirchstraße aus abgewickelt, sodass kein zusätzlicher Verkehr über die Nelly-Sachs-Straße erfolgt. Rund 60 Stellplätze sollen in einer Tiefgarage entstehen Zudem sollen sieben zusätzliche oberirdische Stellplätze errichtet werden. Für das Bauvorhaben wird eine umfassende Begrünung geplant. „Die Bewahrung der Schöpfung ist oberstes jüdisches Gebot. Auch aus diesem Grund findet der ökologische Aspekt im Bauprojekt einen hohen Stellenwert“, sagt Römgens. So sollen die Dächer der beiden Neubauten begrünt werden. Zudem ist für beide Häuser eine Fassadenbegrünung geplant. Dabei wird Wert auf eine insektenfreundliche Bepflanzung gelegt, darunter eine große Auswahl an Pflanzen für Bienen und Hummeln. Neun satzungsgeschützten Bäumen müssen allerdings gefällt werden. Ersatzpflanzungen auf dem Grundstück werden geprüft.

„Wir hoffen, dass wir nun zeitnah einen Bauantrag stellen können. Für den Abriss planen wir maximal ein halbes Jahr und für die beiden Neubauten zwei Jahre ein. Unsere Wunschvorstellung wäre, in drei Jahren die Arbeiten abschließen zu können“, sagt Römgens. Insgesamt werden mehr als 20 Millionen Euro am Standort investiert.

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