Ein gediegener Konzert-Cocktail

Die „Sternzeichen“ der Düsseldorfer Symphoniker mit dem Komponisten Jörg Widmann.

Ein gediegener Konzert-Cocktail
Foto: Jan Roloff

Wiener Klassik und Zeitgenössische Musik mischen sich beim jetzigen Konzertzyklus der Düsseldorfer Symphoniker - „Sternzeichen“ - auf durchaus anregende und kontrastreiche Weise. Mit dem Komponisten und Klarinettisten Jörg Widmann (geboren 1973) fand sich ein hoch gelobtes Hätschelkind des gegenwärtigen Konzertbetriebs. Widmann ist ein sympathisch wirkender Hansdampf in allen Musikgassen der Welt, ein talentierter Allrounder zwischen ausübendem Instrumentalisten, Tonsetzer und philosophisch angehauchtem Interview-Partner. Der Jörg Widmann kann einfach alles, so scheint es.

Wir erleben ihn in der Tonhalle nun also doppelt: als Komponisten und Klarinettisten. Zu Gehör kommen unter anderem Widmanns „Armonica“ für Glasharmonika, Akkordeon und Orchester und die Elegie für Klarinette und Orchester (beide Stücke komponiert im Jahr 2006). Im letzteren Konzertstück tritt der Komponist selbst solistisch auf. Widmanns Musik zeugt von kompositorischer Könnerschaft. Die Harmonik mit Vierteltönen ist raffiniert, die Dramaturgie ausgeklügelt, die Klangfarben-Palette facettenreich. Und doch will das alles nicht so ganz vom Stuhl reißen. Aber Freunde der Musikanalyse kommen hier gewiss auf ihre Kosten. Und nebenbei fragt man sich, warum ein Arvo Pärt mit dreieinhalb Tönen so viel mehr aussagen kann.

Widmann übernimmt auch das Solo in Wolfgang Amadeus Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur, Köchelverzeichnis 622. Wer in Düsseldorf oder anderswo schon Sabine Meyer oder Sharon Kam mit diesem Konzert gehört hat, wozu es beispielsweise in der Tonhalle öfters Gelegenheit gab und gibt, wird von der bisweilen saloppen Tongebung des Herrn Widmann vielleicht irritiert gewesen sein. Widmann beherrscht sein Instrument zwar souverän und phrasiert sehr klar und verständlich, doch als brillanter Klangzauberer glänzt er nicht gerade. Widmann erinnert etwas an den schweizerischen Kollegen Heinz Holliger, der respektabel Oboe spielt und auch als Komponist und Dirigent einen Namen hat.

Auch Widmann sind dirigentische Ambitionen anzumerken, wenn er sich beim Klarinettespielen den Orchestermusikern mit rhythmischen Bewegungen zuwendet, als wolle er sie zum Setzen von Akzenten ermuntern. Doch am Pult steht Generalmusikdirektor Axel, Kober, Chefmusiker der Rheinoper. Kober dirigiert grundsolide, souverän bei den Werken Widmanns und temperamentvoll und ideenreich bei Mozart. Das Orchester spielt unter Kobers Leitung elegant, federnd und klangvoll.

Die große Stunde schlägt fürs Orchester in Mozarts letzter Symphonie, der Nummer 41 in C-Dur mit dem göttlichen Beinamen „Jupiter“. Sie gilt als Krönung im symphonischen Schaffen Mozarts. Und das mit Recht, wenn man alleine den Finalsatz betrachtet mit der kontrapunktischen Korrespondenz zwischen vier eigenwilligen Themen. Was da Mozart mit scheinbar leichter Hand an Figuren unter einen Hut bringt, grenzt an Zauberei. Den Symphonikern gelingt eine lebendige Aufführung. Etwas sonderbar erscheint lediglich die prominente Positionierung der Pauke mitten im Orchester. Pauken bedürfen hinsichtlich Durchsetzungskraft eigentlich keiner zusätzlichen Unterstützung. So ist sie leider überpräsent, was zwar für aufweckende Knalleffekte sorgt, aber der klanglichen Balance weniger gut tut. Starker Beifall.

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