Prepper in Düsseldorf Ein Blick in Düsseldorfs Vorratskammern

Die Meinungen zu Vorräten, wie sie der Bund empfiehlt, gehen in der Stadt weit auseinander.

Prepper in Düsseldorf: Ein Blick in Düsseldorfs Vorratskammern
Foto: Henning Kaiser/dpa

Düsseldorf. 70 Seiten umfasst das überarbeitete Konzept der Bundesregierung für die zivile Verteidigung. Die Passagen über Wasser- und Lebensmittelvorräte, die die Bürger anschaffen sollen, sind jeweils gerade mal einen Satz lang. Trotzdem sorgen gerade die für mächtig Gesprächsstoff. Und stoßen auf Ablehnung: Nur 17,5 Prozent der Bevölkerung wollen den Empfehlungen laut einer Insa-Umfrage für das Magazin Focus nachkommen — das ist jeder Sechste. 58,6 Prozent der Befragten lehnen die Vorratskäufe grundsätzlich ab.

Der Düsseldorfer Seniorenbeirat hat sich in seiner gestrigen Sitzung des Themas angenommen und kommt zu dem Schluss: „Vorräte anzulegen ist normal für die ältere Menschen“, so der Vorsitzende Georg Jungbluth. Aber nicht etwa große Katastrophen, sondern eher Glatteis oder Krankheit seien befürchtete Gründe für Senioren, plötzlich das Haus nicht mehr verlassen zu können.

Die Insa-Umfrage bestätigt, dass eher ältere Menschen Vorräte anlegen, jeder Vierte über 65-Jährige wolle sich mit den empfohlenen Vorräten versorgen. Özlem Demirel, Sprecherin der Partei Die Linke in NRW, kritisiert: „Wir habe im Land viele arme Haushalte, die Armutsquote liegt bei 17,5 Prozent. Für die Betroffenen ist es schwer genug, über die letzten zehn Tage des Monats zu kommen, Vorräte anzulegen ist da schlicht unmöglich.“

Platz für Vorräte hätten bei den hohen Mietpreisen in der Stadt ebenfalls nur wenige. Wasser für fünf Tage, Lebensmittel für zehn Tage. Das sollte laut Bundesregierung jeder Bürger in seinem Keller oder Vorratsschrank aufbewahren. Für den Katastrophenfall. Wie wird das in der Stadt angenommen? Wir haben uns am Carlsplatz und bei einigen bekannten Düsseldorfern umgehört.

Einen so gut vorbereiteten Kandidaten wie „Prepper“ — so nennt man sich in der Szene — Bastian Blum aus Krefeld haben wir nicht getroffen. Aber Anja Steinbeck, die Rektorin der Heinrich-Heine-Universität, hat auch Vorräte zu Hause. „Nicht weil die Bundesregierung das empfiehlt, sondern weil ich beruflich so eingespannt bin, dass ich in der Woche oft nicht zum Einkaufen komme.“ Für etwa zehn Tage reichten ihre Vorräte an Nudeln, Wasser und Wein immer.

„Ich mache einmal pro Woche einen Großeinkauf, damit kommen wir Zuhause also sieben Tage aus. Wenn der Weltuntergang dann am Einkaufstag kommt, schauen wir natürlich in die Röhre“, sagt Andreas Krestel mit einem Lächeln. Er nimmt die Empfehlungen der Bundesregierung nicht ganz ernst, sieht darin aber keine Panikmache. „Die Strategie der Regierung für den Ernstfall wurde ja lediglich überarbeitet. Wir leben nach wie vor in einer sicheren Welt.“

Das Konzept der Regierungfindet Ali Arfaoui sinnvoll. Konservendosen habe er immer auf Lager. „Es gibt überall böse Menschen, jederzeit kann ein Terroranschlag stattfinden. Da ist es eine Überlegung wert, genügend Lebensmittel für 10 Tage auf Vorrat zu kaufen.“

Michael Jacob und seine Frau Martina haben keine Lust, Hamsterkäufe zu tätigen. „Was helfen mir tütenweise Reis und Nudeln, sollte wirklich mal das Wasserwerk bei einem Anschlag verseucht werden? Die kann ich ja schlecht roh essen“, sagt Martina Jacob. Kochfreie Bohnen oder Dosenravioli wolle sie auch nicht horten. Ihr Mann ergänzt: „Ich frage mich außerdem, wie Hartz-IV-Haushalte sich Vorräte leisten sollen, allein den Platz, den man zum Aufbewahren braucht.“

Sehr vernünftigfindet Dieter Prause die Empfehlung der Bundesregierung: „Die Vorratshaltung ist meiner Meinung nach nicht kostenintensiv. Einen guten Grundstock an langlebigen Lebensmitteln kann man sich nach und nach aufbauen.“

Die Verbraucherzentrale NRW weist darauf hin, dass die Vorräte aber regelmäßig verzehrt und erneuert werden sollten. Zu Verschwendung sollten Vorräte nicht führen.

Satiriker Christian Ehring beflügelt das Thema geradezu: „Ich horte keine Vorräte. In einem Land wie Deutschland erwarte ich als Bürger, dass mir der Katastrophenfall mit entsprechendem Vorlauf ankündigt wird. 48 Stunden finde ich angemessen. Im Übrigen: Sollen Empfehlungen dieser Art nicht lediglich ablenken vom grandiosen Versagen der Politik? Wie kann es denn sein, dass Terrorakte, Ausfall der Stromversorgung, Hochwasser oder Krieg in diesem Land überhaupt noch möglich sind? Ich sage: Hier ist der Gesetzgeber gefordert. Wir brauchen endlich ein generelles Burkaverbot.“

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