Durchs Handgelenk ans Herz

Statt durch die Leiste, schieben Kardiologen den Herzkatheter jetzt über die Hand-Arterie in den Brustkorb – ein Vorteil für Patienten.

Düsseldorf. Heute ist Nachuntersuchung für Uwe K. Der 70-jährige Herzpatient trägt seit Anfang des Jahres zwei sogenannte Stent-Implantate an den Koronararterien, die ihm Professor Rolf Michael Klein und sein Team vom Augusta-Krankenhaus im Januar eingesetzt hatten.

Die Röhrchen verhindern, dass sich die verstopften Gefäße des Patienten zusetzen, nachdem sie vom Kardiologen-Team mit kleinen Ballons aufgeweitet wurden. Dilatation nennt der Fachmann diesen Vorgang.

Große Schnitte sind sowohl für den ersten Eingriff als auch für die Nachuntersuchung nicht notwendig. Prof. Klein und sein Team arbeiten mit Kathetern und schieben Uwe K. die Instrumente durch seine Arterien in den Brustkorb. Dennoch unterscheiden sich die Eingriffe voneinander: Bei der Nachuntersuchung wählt Klein den so genannten transradialen Zugang.

"Eine relativ neue Methode, die sich bei uns langsam etabliert", sagt Rolf Michael Klein. "Dabei schieben wir das Katheter nicht mehr über die Leiste zum Herzen, sondern gehen über die Arterien am Handgelenk." Vor allem seine Patienten profitierten von der neuen Methode.

Weil sie im Anschluss keinen Druckverband mehr benötigen, sind sie schon kurz nach der Untersuchung wieder mobil - ein riesiger Vorteil vor allem für ältere Menschen. Zudem sinke die Gefahr von Nachblutungen deutlich. Diese darf man bei einer Katheter-Untersuchung nie unterschätzen, weil die Patienten dabei stets Blut verdünnende Medikamente gespritzt bekommen.

Eingesetzt wird der transradiale Zugang am Augusta-Krankenhaus schon bei jedem zehnten Patienten, die Zahl soll künftig auf bis zu 40 Prozent gesteigert werden. "Vor allem bei nicht zu aufwändigen Untersuchungen wird er einmal das Mittel der Wahl sein", sagt Klein.

Da die Leistenarterie dicker ist als die Arteria radialis am Handgelenk, wird sie weiterhin bei Eingriffen verwendet, für die dickere Geräte nötig sind. Aber selbst bei einem akuten Infarkt kann ein Stent über das Handgelenk verlegt werden. So oder so, von der Untersuchung merkt Uwe R. nichts.

Auch dass seine Gefäße bei der Nachuntersuchung noch ein zweites Mal dilatiert werden müssen, bekommt er kaum mit. Für ihn ist nach einer halben Stunde alles erledigt, die "Schleuse" wird aus dem Handgelenk gezogen und mit einem speziellen Verband verbunden. Nach sechs Stunden darf der Patient ihn wieder ablegen. Bei der ersten Untersuchung musste er noch zwölf Stunden im Bett liegen

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort