Düsselschlösschen: Stadtbild-Verein für Wiederaufbau

Offener Brief wurde an die Stadt geschickt. Ideengeber war die Junge Union — die Ratsfraktion ist verärgert.

Eine neue Idee für die Rheinuferpromenade geistert gerzeit durch die Stadt. Neu ist dabei relativ, denn sowohl das Düsselschlösschen, um dessen Wiederaufbau es geht, ist nicht neu — es wurde bereits im Zweiten Weltkrieg zerstört und in den 1950er Jahren dann abgerissen —, auch der Wiederaufbau als solcher wurde 2006 schon von der FDP-Ratsfraktion vorgeschlagen. Jetzt aber hat sich der bundesweit agierende Verein Stadtbild mit einem offenen Brief an die Stadtverwaltung gewandt, in dem er den Wiederaufbau nahelegt.

Von allein ist Stadtbild nicht zu diesem Vorstoß gekommen: Die Junge Union hatte die Idee des Wiederaufbaus im Januar aufgegriffen. „Wir glauben, dass viele Menschen in der Stadt sich mehr von dem wünschen würden, was der Krieg und dann die Nachkriegszeit verschwinden lassen haben“, sagt Ulrich Wensel, der Vorsitzende der JU. Marco Freudenberg ist Mitglied des Vereins und wohnt in Ratingen. „ In Düsseldorf werden überwiegend moderne Würfel gebaut. Es gibt aber auch einen Trend zum Historischen, zur Identifikation.“ Zuletzt war der Verein an Projekten in Nürnberg und Dresden beteiligt, gab dort Empfehlungen und beteiligte sich an der politischen Diskussion.

Wo genau das Düsselschlösschen stehen könnte ist noch unklar, was es kosten würde und wofür es genutzt werden könnte ebenfalls. „Früher war es ja ein altes Weinlokal“, sagt Wensel und verweist auch auf den alten Schlager „Am alten Schlossturm“ von Hans Reichert und Leo Hedler, in dem eben jenes Schlösschen und die darin beheimatete Weinstube der Familie Ochsenfort besungen werden. Das im Jugendstil und Historismus errichtete Düsselschlösschen stand an der Rheinpromenade, gegenüber dem Schlossturm, da, wo heute die große Treppe ist. Nach seiner Beschädigung im Krieg wurde es in der Nachkriegszeit zugunsten der Rheinuferstraße abgerissen.

Andreas Hartnigk, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion, muss angesprochen auf das Thema erst mal tief durchatmen. „Haben wir keine anderen Sorgen, als Bauwerke wieder originalgetreu nachzubauen?“, fragt er. „Ich erinnere gerne noch mal daran, dass sich heute unter dem Burgplatz ein Tunnel befindet. Das macht so einen Bau sicher nicht leichter. Und außerdem ist der Tunnel gebaut worden, um mit der Promenade den Rhein zur Stadt zu öffnen.“ Er würde es begrüßen, wenn die Junge Union sich wieder mehr mit den aktuellen Belangen der Stadt beschäftigte. Die Idee sei nicht mit der Ratsfraktion abgestimmt.

„Ich persönlich bin skeptisch beim kompletten Wiederaufbau von früheren Bauwerken. Und wir reden hier nicht vom Berliner Schloss“, sagt der Fraktionsvorsitzende der SPD Markus Raub. Wolfgang Rolshoven, der Baas der Düsseldorfer Jonges, sagt, man sei noch in der Entscheidungsfindung. „Wenn es Möglichkeiten gibt, das Gebäude mithilfe von Fördergeldern und Sponsoren wieder zu errichten, ist das eine Überlegung wert.“ Für die Promenade sei das Gebäude sicher ein Zugewinn. Die Stadt war gestern auf Anfrage zu keiner Stellungnahme bereit.

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