Müll OB Geisel ärgert sich über Müllecken – und schreibt Brandbrief an den Awista-Chef

Düsseldorf · Nach Weihnachten und Silvester sah es teilweise wüst in der Stadt aus, weil Straßen nicht gereinigt, Container nicht geleert wurden. Jetzt überlegt man im Rathaus, die Verträge mit der Awista neu zu gestalten.

 Gestern stand immer noch ein alter Kühlschrank an der Liebigstraße herum.

Gestern stand immer noch ein alter Kühlschrank an der Liebigstraße herum.

Foto: Michaelis, Judith (JM)

Bekanntlich ist OB Thomas Geisel ein Freund des Joggens. Und so brach er auch jetzt wieder, Anfang der Woche (nach seinem Urlaub in den Alpen), zu einer Lauf-Runde auf – bei der er allerdings immer wieder mal stehen blieb, um sein Handy zu zücken und Fotos zu machen. Unschöne Fotos. Von vermüllten Ecken an seiner Laufstrecke. Die Bilder schickte er per Mail an Awista-Chef Peter Ehler – garniert mit einigen geharnischten Sätzen.

Zum Beispiel dem: „Mit dem Thema Straßenreinigung und Müllentsorgung werden bei der Awista und ihren Gesellschaftern (Stadtwerke, Remondis) erhebliche Gewinne erwirtschaftet. Es entsteht der Eindruck, dass diese Profite auch zulasten der Servicequalität erwirtschaftet werden.“ Der Awista-Chef verstehe sicher, dass er, der Oberbürgermeister, nicht bereit sei, dies hinzunehmen. Und am Ende schreibt Geisel: „Ich wäre Ihnen daher dankbar, wenn Sie uns zeitnah ein Konzept vorlegen wollten, was sie gedenken (zu tun, Ergänzung der Redaktion), um diese Missstände so schnell wie möglich abzustellen.“

Der Vertrag mit der Awista soll geändert werden

Den OB auf die Palme gebracht hatten diverse überquellende Papiercontainer in Pempelfort und Derendorf (etwa am Dreieck), zugemüllte Umgebungen von Glas-, Papier- oder Altkleider-Containern, aber auch Müllhalden (womöglich Sperrmüll), der auf dem Bürgersteig der Liebigstraße seit Weihnachten herumgelegen hat, wie Anwohner gegenüber der WZ bestätigten. Am Dienstag-Vormittag war der Unrat übrigens verschwunden, nur ein ausrangierter Kühlschrank stand noch länger da. Für die Container sei die Awista verantwortlich, schreibt Geisel an Ehler, und wenn man die Zustände sehe, dränge sich der Eindruck auf, „dass unsere Stadtsauberkeitskampagne gescheitert ist“.

Und was sagt die Awista dazu? Erst einmal (fast) nichts. „Wir befinden uns in Abstimmungsgesprächen mit dem Umweltamt der Stadt und es kann noch einige Tage dauern, bis es eine abgestimmte Stellungnahme gibt“, teilt Awista-Sprecher Ralf Böhme lediglich mit.

Tatsächlich ist das Vertragsverhältnis Stadt-Awista vertrackt und schon länger ein Quell von Ärgernissen. Die Stadt bestellt bei der Awista gleichsam alle Leistungen bis ins Detail und bezahlt sie entsprechend. Im Umkehrschluss heißt das freilich: Die Awista macht nur genau das, was bestellt wird, also zum Beispiel: Eine Straßenreinigung in der Woche oder eine Papiercontainer-Leerung alle drei Wochen. Aber nicht mehr. Im Büro von OB Geisel, aber auch in der Politik erwägt man, statt Reinigungs- oder Entsorgunsintervallen lieber einen bestimmten Sauberkeitsstandard zu bestellen, Motto: Auf der Straße darf nicht länger als einen Tag Müll rumliegen, gleiches gilt für das Umfeld von Containern. Wie und mit welchem Umfang die Awista das hinkriegt, ist ihre Sache. Dagegen hätte wohl auch die Awista nicht viel einzuwenden, klar ist allerdings, dass die Stadt ihr dafür unterm Strich mehr bezahlen müsste.

Nun muss man fairerweise festhalten, dass es in Düsseldorf nach Weihnachten und nach Silvester keineswegs überall wüst aussah. an vielen Container-Plätzen gab es nichts zu beanstanden, obwohl naturgemäß das Papier-/Paketaufkommen in der Woche nach dem Fest naturgemäß extrem hoch ist. Auch weil die Awista schon länger nicht mehr nur stur ihre vorgegebenen „Putzpläne“ abarbeitet. Andererseits gibt es immer noch Ecken und Reviere, an denen zum Beispiel am Silvestertag die Straße gereinigt wird. Und dann bleibt der ganze Raketen-Böller-Müll eine ganze Woche liegen.

Selbst dann, wenn dort ein OB vorbeijoggt.

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