Düsseldorf Düsseldorfs letzte Videothek gibt auf

Auch an der Gumbertstraße ist jetzt im März Schluss. Immer mehr Kunden steigen auf Streamingdienste um.

Düsseldorf: Düsseldorfs letzte Videothek gibt auf
Foto: Sergej Lepke

Es ist das Ende einer Ära - für ihn persönlich, aber auch für die Stadt. Seit fast 30 Jahren ist Jamal El-Ali, der von vielen nur Jimmy genannt wird, in der Videothekenbranche tätig. Erst betreute er mehrere Tümmers-Filialen in der gesamten Stadt. Nachdem diese nach und nach geschlossen worden waren, übernahm er Anfang 2015 die letzte verbliebene Filiale an der Gumbertstraße in Eigenregie. Doch nun soll Schluss sein, Jimmy El-Ali schließt sein Geschäft und damit die letzte verbliebene Videothek in Düsseldorf im März. Obwohl er während der vergangenen Jahre miterlebte, wie eine Tümmers-Filiale nach der anderen ihre Pforten schließen musste, wollte er dem Geschäftsmodell vor drei Jahren noch eine Chance geben. „Ich hatte die leise Hoffnung, wenn ich die einzige Videothek in der Stadt betreibe, würde das vielleicht noch so viele Kunden mit sich bringen, dass es zum Überleben reicht“, blickt der heute 55-Jährige zurück. „Es geht aber nicht mehr. Gegen das Internet haben wir einfach keine Chance.“ Jahr für Jahr sei die Kundenzahl um 30 bis 40 Prozent zurückgegangen. „Die letzten drei Monate waren besonders schlecht.“ Als dann noch gesundheitliche Probleme hinzukamen, entschied sich Jamal El-Ali, einen Schlussstrich zu ziehen.

Der Verleih in dem kleinen Ladenlokal in Eller läuft noch bis zum 3. März. Zeitgleich bietet El-Ali DVDs und Bluerays sowie Spiele für Konsolen zum Kauf an. Zwischen 1,90 und 9,90 Euro soll ein Film kosten - je nach Erscheinungsjahr und Bekanntheit.

Zuletzt sei es in seiner Videothek nur noch darum gegangen, die neuesten Filme im Angebot zu haben, sagt Jimmy El-Ali. Das Geschäft sei damit immer schneller geworden. „Die alten Klassiker schauen sich immer weniger Leute an.“ Das noch größere Problem ist für den Videothekeninhaber aber der wachsende Erfolg von Netflix und anderen Streamingdiensten. „Die Menschen sind bequemer geworden“, sagt der 55-Jährige. „Sie zahlen lieber mehr für einen Film oder eine Serie, müssen dafür aber nicht vom Sofa aufstehen.“ Vor allem jüngere Menschen in die Videothek zu locken, sei immer schwieriger geworden, sagt El-Ali. „Die sind mit der Technik groß geworden, Videotheken kennen sie gar nicht mehr.“

Eine Reihe von Stammkunden aus Düsseldorf und der Umgebung hat Jamal El-Ali und seiner Videothek an der Gumbertstraße bis zuletzt die Treue gehalten, diese müssen sich nun nach einer Alternative umsehen. „Da hat es in den vergangenen Tagen schon die ein oder andere Träne gegeben“, erzählt der 55-Jährige. „Das geht auch mir ans Herz.“

Jamal El-Alis drei Mitarbeiter haben bereits neue Tätigkeiten gefunden. Wie es für ihn persönlich weitergeht, das weiß der 55-Jährige noch nicht. Wenn Ende März der Betrieb eingestellt und das Ladenlokal ausgeräumt sind, steht für ihn erst einmal eine Reha an. Anschließend möchte er sich etwas Neues suchen.

Seiner Leidenschaft für Filme möchte der 55-Jährige aber treu bleiben. „Unsere Zeit ist so hektisch“, findet er. „Bei einem schönen Film kann man auch mal zur Ruhe kommen.“

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