Düsseldorferin traut sich ans Romanfach mit einem Eifel-Thriller

Sabine Giesen debütiert als Schriftstellerin mit einem Eifel-Thriller — erfolgreich.

Düsseldorferin traut sich ans Romanfach mit einem Eifel-Thriller
Foto: Porten Düsseldorf Eller

Düsseldorf. Sie wurde zwar in einem Eifel-Dorf in der Nähe von Bad Neuenahr geboren. Doch aufgewachsen ist Sabine Giesen in Velbert, hat in Wuppertal studiert und in Mettmann als Betriebs- und Verwaltungs-Wirtin gearbeitet. Wie kommt es dann, dass die Frau, die seit knapp 30 Jahren in Düsseldorf lebt, vor einiger Zeit mit dem Schreiben begann und kürzlich ihren ersten Eifel-Krimi vorlegte? Herausgegeben in der Oberkassel-Edition, erfreut sich Giesens erstes Buch „Sein Gelübde“ großer Beliebtheit, zunächst zu erwerben in Form eines E-Books.

Es war Giesens kürzlich verstorbener Ehemann, dessen Familie in der Eifel lebt, der regelmäßig seine Verwandten besuchte und dort Urlaub verbrachte. Die Gepflogenheiten eines streng katholischen Elternhauses, die ihr Mann erlebt und am eigenen Leib erfahren hatte, erkennt und fühlt man auch auf den knapp 300 Seiten. Ebenso spürbar der Zwang der Konventionen, unter denen Dorfbewohner heute noch wesentlich stärker leiden als Städter. „Einen Thriller“ nennt die Autorin ihr Opus, das sich wie ein spannendes Psycho-Familiendrama liest.

Es geht um Susanne und Ingrid — zwei Töchter einer verknöcherten Bauernfamilie. Sie heiraten zwei Männer, für die sie bereits als Jugendliche schwärmten. Doch einer der beiden entpuppt sich im Laufe der Geschichte als janusköpfiges Wesen — eine Art Doktor Jekyll und Mister Hyde aus der Eifel, der als Junge ein Gelübde abgelegt hat. Und unter dem Deckmantel eines brav-biederen Staubsaugervertreters zum Serienmörder mutiert.

Bemerkenswert in „Sein Gelübde“ ist, dass nicht etwa wie in einem traditionellen Krimi Kommissare, Staatsanwalt und Pathologen auftreten. Sondern recht grausame Mordfälle objektiv und minutiös beschrieben werden. „Ich lese in Zeitungen regelmäßig Gerichts-Reportagen, beschäftige mich mit echten Fällen und den Aussagen von Gerichtsmedizinern“, sagt die Autorin. Als Kind habe ihre Mutter der jungen Sabine immer Geschichten zum Einschlafen vorlesen müssen. Als 14-Jährige verfasste sie dann ihre ersten Kriminalgeschichten. „Mich haben damals schon die dunklen Seiten der Menschen und das Böse fasziniert“ erinnert sie sich.

Klar, dass Agatha Christies mörderische Spiele lange zu ihren Favoriten zählten. Begeistert liest sie mittlerweile auch skandinavische Krimis, am liebsten aus Schweden oder Island. Doch dann habe sie Jahrzehnte lang — angesichts von Studium, Arbeit und Familie — nichts mehr zu Papier gebracht, bis plötzlich ihr Mann sie motiviert und durch seine Erzählungen Material geliefert habe. Giesen begann mit Recherchen, belegte Schreib-Seminare und geht bis heute regelmäßig zu den Autoren-Treffs in der „Destille“ auf der Bilker Straße. Sie fand einen Lektor, dann den Verleger Detlef Knuth, der sie bestärkte, und machte sich an die Arbeit. „Zuerst wusste ich nicht, dass ich einen 300-Seiten-Thriller einfach so schreiben kann“, sagt sie.

Das Ergebnis verblüfft. Denn für ein Erstlingswerk vermittelt der Thriller nicht nur Atmosphäre, er bietet ein Sittengemälde, das sich in einer Zeitspanne von 30 etwa Jahren entwickelt (von den 1970er Jahren bis ins Jahr 2000) genauso wie den notwendigen Nervenkitzel. Außerdem liest er sich süffig und ist überwiegend mit leichter Feder geschrieben: locker und unprätentiös, auf dem Punkt und erstaunlich direkt. Kaum zu glauben, dass sie den Roman dreimal umschrieb. „Es war eine schwere Geburt.“

Traurig wird Sabine Giesen, wenn sie von ihrem verstorbenen Mann und Motivator spricht. „Es ist so schade, dass er nicht mehr das Erscheinen meines ersten Buchs erleben konnte.“ Doch auch das Schreiben hilft ihr, Trauer zu verarbeiten. Jedes Jahr wolle sie jetzt ein Buch herausbringen. Aber: „Schreiben ist für mich auf keinen Fall Therapie.“ Darauf besteht sie.

So sitzt Giesen bereits am nächsten Buch. Diesmal geht’s um einen Medizinthriller, um Wissenschaft und Pharmakonzerne. Genauer: um „pharmazeutische Vorfälle unter Heimkindern in der DDR“. Im Augenblick arbeitet die emsige Autorin an einem Plan, an Figuren und Handlungsfäden. Auf das Ergebnis darf man gespannt sein.

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