Ehrenamt Erst Turnhalle, dann Preisverleihung

Düsseldorf · Barbara Koßler engagiert sich beim Kinderturnen und erhielt für ihre Arbeit bereits eine Auszeichnung. Nun könnte die nächste folgen.

Barbara Koßler, Übungsleiterin beim Düsseldorfer Turnverein von 1847, wurde für den Publikumspreis des Deutschen Engagementpreises 2018 nominiert. Foto: Maximilian Lonn

Barbara Koßler, Übungsleiterin beim Düsseldorfer Turnverein von 1847, wurde für den Publikumspreis des Deutschen Engagementpreises 2018 nominiert. Foto: Maximilian Lonn

Foto: Maximilian Lonn

Eine Sporthalle mitten in Düsseltal. Überall im Raum liegen blaue Turnmatten, während sich in den Ecken die Turnkästen stapeln. Von der Hallendecke baumeln zwei Ringe, es liegt ein muffiger, aber vertrauter Geruch in der Nase.

Hier, an der Karl-Müller-Straße 25, befindet sich das zweite Wohnzimmer von Barbara Koßler. Seit vier Jahren engagiert sich die 50-Jährige ehrenamtlich beim Düsseldorfer Turnverein (DTV) von 1847 als Übungsleiterin in der Kinderturnabteilung. Zweimal pro Woche (mittwochs und freitags) kommen Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren zu ihr in die Turnstunde und stärken auf spielerische Art und Weise ihre motorischen Fähigkeiten.

Für ihr Engagement, aber auch für ihre innovativen Ideen bei der Gestaltung der einzelnen Stunden wurde sie erst im Frühjahr im Landtag mit dem „Übungsleiter-des-Jahres-Preis“ ausgezeichnet. Und bald könnte sogar die nächste Ehrung folgen, schließlich wurde Koßler auch für den Publikumspreis des Deutschen Engagementpreises nominiert

Koßler nutzt Alltagsgegenstände
für ihre Turnübungen

Geplant sei das alle nie gewesen, sagt die fünffache Mutter. „Meine Kinder haben alle beim DTV mit dem Kinderturnen begonnen, nachdem wir von Heidenheim nach Düsseldorf gezogen sind“, erzählt sie. „Irgendwann wurde ich immer mal wieder gefragt, ob ich nicht einen Übungsleiterschein machen wolle, weil im Verein dringend welche gesucht wurden. Erst habe ich nicht daran gedacht, doch als meine Kinder dann ein wenig größer waren, habe ich mich doch bereit erklärt, weil ich generell vom Kinderturnen begeistert bin.“

Koßler besuchte daraufhin mehrere Lehrgänge und lernte unter anderem wie man eine Gruppe führt, eine Stunde plant oder Übungen gestaltet. Gerade letzteres machte sie auch zum Thema ihrer Abschlussprüfung. „Mir liegt besonders am Herzen, dass Alltagsgegenstände wie Zeitungen, Luftballons oder Klopapierrollen in die Übungen integriert werden“, sagt sie.

So würden die Kinder zusätzlich lernen, dass man Materialien, die man eventuell weggeworfen hätte, auch für sportliche Aktivitäten nutzen kann.

Dass sie es ernst meint, zeigt sich bereits während des Aufwärmprogramms. In einem Sitzkreis erklärt Koßler ihren Schützlingen die Übung. Es soll auf eine Weltreise gehen, dafür brauche man ein Handy (Küchenschwamm), um miteinander zu kommunizieren, sowie ein Fernrohr (Klopapierrolle), um die entfernten Ziel zu erkennen.

Im Dauerlauf macht sich die Gruppe auf den Weg. Plötzlich fragt Koßler die ausgelassenen Vierjährigen, wo Schweden sei? Es dauert nur wenige Augenblicke und schon bewegen sich zwei aus der Gruppe, den Schwamm fest an die Backe geklemmt, zielsicher in Richtung blau-gelber Fahne, die am anderen Ende der Halle hängt. Der Rest folgt ihnen.

Was auffällt: Niemand schubst oder drängelt den anderen. Auch bei den anschließenden Turnübungen, sind die Kinder zwar laut, passen aber aufeinander auf. Koßler klärt auf: „Bei uns dürfen sich die Kinder frei bewegen und sich ohne jeden Leistungsdruck sportlich ausprobieren. Gleichzeitig gibt es aber auch Regeln, an die sich jeder zu halten hat.“ Dazu gehört, nach jeder Stunde gemeinsam die Matten wegzutragen oder erst von einem hohen Kasten zu springen, wenn die Matte frei ist.

Es sind Kleinigkeiten, aber für Barbara Koßler ein Erfolgsgeheimnis des Kinderturnens: „Die Kinder werden gefördert, sie trauen sich von Woche zu Woche mehr zu und auch die Sozialkompetenz wird entwickelt.“ Gerne würde sie noch mehr Kinder betreuen, allerdings sind die Plätze auch aufgrund der wenigen Hallenzeiten in der Stadt begrenzt. Neuanmeldungen landen zunächst auf eine Warteliste. „Das ist sehr schade“, sagt Koßler.

Angesprochen auf den Engagementpreis, bleibt sie bescheiden. „Diesen Preis hätten alle aus dem Verein verdient“, betont sie und fügt hinzu: „Aber wenn mich Leute wählen sollten, dann sollen sie das für die Kinder und den Verein machen.“

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