Christopher Street Day Düsseldorfer zeigen Toleranz für Schwule

Düsseldorf · 16. Christopher Street Day (CSD): Thomas Grober und sein Mann Marco sind seit dem ersten Demozug dabei.

 Marco (l.) und sein Mann Thomas Grober sind seit dem ersten CSD-Umzug in Düsseldorf dabei.

Marco (l.) und sein Mann Thomas Grober sind seit dem ersten CSD-Umzug in Düsseldorf dabei.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Seit dem 1. CSD in Düsseldorf im Jahre 2004 sind sie jedes Jahr mit dabei: Der Wahl-Düsseldorfer Thomas Grober (52) und sein Mann Marco (46). Gerade ist Aufstellung für den Demozug angesagt. Die Männer tragen schwarze T-Shirts mit der Aufschrift „Original Series by Herzenslust – Netwix“ und strahlen selbstbewusst und voller Vorfreude. Gleich werden sie mit anderen Mitstreitern hinter dem Mottowagen von „Herzenslust“ laufen. Die seit 1995 bestehende NRW-Kampagne der Aidshilfe möchte die Themen HIV, Aids und Safer Sex im Bewusstsein halten und ist auf Veranstaltungen präsent. Thomas erklärt: „Wir verpacken Themen wie HIV, Aids, Sexualität und Gesundheit immer neu.“

Thomas und Marco waren bereits bei zahlreichen CSDs im In- und Ausland dabei. Aber ihr Favorit ist der in „ihrem“ Düsseldorf. Thomas erklärt, warum: „In Köln und Berlin ist die Veranstaltung sehr kommerziell geworden. Der CSD in Düsseldorf ist sehr politisch und informativ. Hier geht es noch um Inhalte: Infos der Aidshilfe, Sportgruppen und politische Bewegungen, Podiumsdiskussionen.“

Im Zuge eines sich entwickelnden Rechtsdrucks in der Gesellschaft sei es wichtig, Flagge zu zeigen, bekräftigen die beiden, die sich in Düsseldorf als Schwule endlich angekommen fühlen. „Ich bin stolz, in so einer tollen Stadt leben zu dürfen,“ schwärmt Thomas, der vor 35 Jahren aus Westfalen kam. „In meiner Heimatstadt wollte ich der gesellschaftlichen Norm entsprechen und versuchte, zunächst heterosexuell zu leben“, erinnert sich Thomas und fährt fort: „Offen schwul gelebt habe ich erst mit Anfang 20 mit dem Umzug nach Düsseldorf.“

Lange vor dem 1. Düsseldorfer CSD sei er mal ungeoutet mit seiner Mutter zufällig über den Kölner CSD gestolpert. „Meine Mutter hatte Lust, sich das anzuschauen und wunderte sich, dass mich so viele kannten,“ erinnert sich Thomas. Das Fazit der Mutter lautete: „Schöne Veranstaltung, aber das mit dem Leder gefällt mir nicht.“ Erst fünf Jahre später beichtete Thomas seiner Familie, dass er Männer liebt. „Ich muss euch was sagen, druckste ich rum, bevor ich Ostern nach Hause fuhr“, erinnert sich Thomas. „Gehst du ins Ausland, wirst du Vater oder stehst du auf Männer?“, habe seine Mutter ihn gefragt. Nachdem dieser die letzte Variante bestätigte, sagte seine Mutter: „Dann ist alles gesagt. Komm’ mal nach Hause.“ Er sei fast enttäuscht gewesen, dass es keine Dramen gegeben habe, meint Thomas lachend. „Seitdem habe ich aufgrund meines Schwulseins keinerlei schlechte Erfahrungen gemacht“, sagt der Oberbilker. Und seine Mutter? Engagiert sich bei Veranstaltungen des Fördervereins der Aidshilfe „Heartbreaker“, der in diesem Jahr 25-jähriges Jubiläum begeht. Auch für Tomas’ Mann Marco, den es als Ex-Koblenzer in die Landeshauptstadt verschlug, sei es ein wichtiger Schritt gewesen, nach Düsseldorf zu gehen.

Welche Erinnerungen hat Thomas an den 1. Düsseldorfer CSD 2004: „Ich hab’ mich frei und mittendrin gefühlt und habe es genossen, mit vielen Gleichgesinnten Präsenz zu zeigen,“ sagt er. Seitdem ist vieles passiert. Noch nicht alles. Thomas benennt, was er noch vermisst: „Die Toleranz ist vorhanden, aber der Respekt fehlt noch.“ Marco ist als Streetworker für Herzenslust viel in der schwulen Szene unterwegs. Der Projektleiter von Checkpoint Düsseldorf, das ein HIV- und STI-Testangebot bietet, berät zu den Themen HIV/Aids und Safer Sex. Er wünscht sich: „Das Erkämpfte zu erhalten.“

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