Wohltätigkeit : Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly baut Skulpturen mit Obdachlosen
Mit dem Verkauf der Objekte soll auch ein Grabstein für eine verstorbene Teilnehmerin finanziert werden.
Düsseldorf. Es kostet einiges an Kraft, Ausdauer und vor allem viel Geduld, ein Drahtgeflecht so zurechtzubiegen, bis nach und nach ein Herz oder ein Kopf daraus wird. Mit Papier, Leim und Farbe entsteht daraus eine Figur. Das kann schon mal Tage dauern. Peter hatte Lust, es zu probieren — doch irgendwann kam der Punkt, da ging nichts mehr. „Jacques Tilly war super, er hat mich motiviert, weiterzumachen.“ Jetzt steht der Wohnungslose stolz vor seiner beeindruckenden Plastik: dem mannshohen Kopf eines schielenden Mädchens. Sie ist bei einem Projekt der Diakonie entstanden und ist nun in der Fifty-Fifty-Galerie in der Jägerstraße 15 zu sehen.
Die aktuelle Ausstellung in den Räumen von Fifty-Fifty präsentiert, was zehn Wohnungslose mithilfe von Wagenbauer Tilly entwickelt haben. Er zeigte ihnen, wie sie geeignete Skizzen entwerfen, eine Basis aus Holzstäben bauen und den Draht biegen, wie sie einfache Formen wie Kugeln und Ovale hervorbringen und daraus schließlich Figuren erstellen.
An vier Workshoptagen kam der Künstler in die Werkräume der Diakonie, um mit ihnen ihre Ideen umzusetzen und grundlegende Techniken zu üben. Projektleiter Georg Schmidt von der Diakonie übernahm danach die Federführung, so dass die Teilnehmer Zeit hatten, ihre Werke im Laufe des Jahres fertigzustellen. Nicht alle blieben dabei, andere stießen später dazu und arbeiteten an den begonnenen Objekten weiter. Die Ergebnisse werden nun in der Galerie nicht nur gezeigt, sondern auch verkauft.
Tilly ist begeistert, was dabei herauskam. Die Kunstwerke beeindrucken ihn. Er gibt zwar seit Jahren diverse Kurse, aber es war sein erstes Projekt dieser Art mit Wohnungslosen. „Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mit so herzlichen Menschen zusammenzuarbeiten“, sagt er.
Georg Schmidt hat die Idee ins Rollen gebracht, nachdem er selbst einen Workshop besucht hatte. „Das war ganz schön anstrengend, aber auch wunderbar“, sagt er. Eine solche Erfahrung wollte er Wohnungslosen auch ermöglichen. Vendus Sales und Communications finanzierte das Projekt, Fotos an den Wänden dokumentieren die einzelnen Arbeitsschritte.