NRW „Stützen der Demokratie“ ausgezeichnet

Derendorf · Hochschul-Student Marcel Mücke hat für seine Bachelor-Arbeit ein Projekt entwickelt, das zum Nachdenken über politische Fragen anregen soll.  Dank des Preisgelds geht es nun auf Deutschland-Tournee.

 Student Marcel Mücke hofft, dass sein preisgekröntes Demokratie-Projekt fortgesetzt werden kann.

Student Marcel Mücke hofft, dass sein preisgekröntes Demokratie-Projekt fortgesetzt werden kann.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Politisch interessiert sei Marcel Mücke schon immer gewesen. „Allerdings hatte ich das Gefühl, nicht genug zu wissen, um an Politik teilhaben zu können“, erzählt er und weiß, dass es auch vielen anderen so geht. Wie leicht es ist, politisch zu partizipieren und seine Meinung zu äußern, wollte der Kommunikationsdesign-Student mit einem Projekt im Rahmen seiner Bachelorarbeit „Stützen der Demokratie“ zeigen. Mit diesem bewarb er sich auch beim Wettbewerb „Engagement hoch Zehn“ des Deutschen Stifterverbandes und gehörte zu den Siegern.

Die „Stützen der Demokratie“ sind drei Säulen, die mit etwas Abstand nebeneinander an öffentlichen Orten ausgestellt werden. Auf der mittleren Säule steht eine Frage, die von einem Redaktionsteam entwickelt wurde. Im Rahmen der Bachelorarbeit war es die, ob die Inhaftierung der Seawatch-Kapitänin Carola Rackete gerechtfertigt sei. In dem man links oder rechts zwischen den Säulen hindurchgeht, antwortet man mit ja oder nein. Eine Tafel gibt kurze neutrale Infos zum Thema. „Die Fragen sollen immer aktuell sein und Dinge betreffen, über die gerade stark diskutiert wird“, so der gebürtige Bayer.

Das Ergebnis der Umfrage ist für Mücke allerdings gar nicht so wichtig. „Mir geht es mehr um die Gespräche, die sich vor der Entscheidung entwickeln. Die Installation soll die Menschen zum Denken anregen und zeigen, dass die Stimme eines jeden Einzelnen etwas wert ist. Man muss nicht zu jedem Thema was gelesen haben, um mitreden zu können.“ Vielen sei es schwer gefallen sich zu positionieren, sie seien aber froh gewesen, über das Thema sprechen zu können. Und manche hätten erst nachgedacht und seien später noch mal zurückgekommen, um abzustimmen. „Ich war positiv überrascht von dem politischen Interesse der Studierenden an der Hochschule, wo das Projekt durchgeführt wurde. Aber ich finde, dass die politische Teilhabe in Düsseldorf im Allgemeinen größer ist als in vielen anderen Städten. Das sieht man gerade bei Bürgerbeteiligungen.“

Viele sind durchgelaufen, ohne
die Installation zu bemerken

Statistisch relevant seien die Ergebnisse nicht, gibt der Student zu. „Es gab viele, die einfach durch die Installation gelaufen sind, ohne sie zu bemerken“, lacht er. „Das würden wir gerne vermeiden, wissen aber noch nicht wie. Die Ausstellung ist ein ständiges Experiment, das sich weiterentwickelt, möglichst durch demokratische Arbeit daran. Wer möchte, kann sich einbringen. Eine Besucherin hatte zum Beispiel die Idee zu einer Kommentartafel, die wir jetzt umsetzen.“

Das Preisgeld des Stifterverbandes kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Jetzt kann Mücke sein Projekt erweitern und ausstellungsfähig machen. „Ich kann die Tafel für die Kommentare und einen Anhänger anschaffen. Und eine externe Stromversorgung brauchen wir auch noch. Ohne das Preisgeld wäre das nicht möglich gewesen,“, sagt er. Im August möchte er mit seinen „Stützen der Demokratie“ für zwei Wochen durch Deutschland touren. „Und es wäre schön, das auch im September nochmal machen zu können.“ Abhängig ist das Ganze natürlich von der Finanzierung. Der 23-Jährige hofft, nicht nur durch seinen Erfolg beim Stifterverband Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er möchte gerne potentielle Förderer finden, damit sein Projekt auch später noch weiterlaufen kann.

Wie es nach seinem Studium weitergehen soll, weiß Mücke noch nicht. Etwas Politisches soll es aber nicht werden. Irgendetwas zwischen Journalismus, Kunst, Politik und Fotografie sei ideal, findet er. „Mich interessiert so unfassbar viel, und ich mache viel Interdisziplinäres.“ Daher sei das Studium an der Düsseldorfer Hochschule auch perfekt für ihn. „Hier gefällt es mir so gut, weil der Fachbereich so offen und experimentell ist.“

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