Neu in den Programmkinos Push: Über Beton-Goldrausch und gentrifizierte Zonen

Ramen Shop

 Kommentarbild, Philipp Koep

Kommentarbild, Philipp Koep

Foto: Judith Michaelis

Familienrezept. Mit der Alterung des Kinopublikums nimmt die Kulinarik auf der Leinwand zu und die Erotik ab. Bestes Beispiel ist diese Mischung aus – einmal salopp formuliert – Kochshow und Reiseromanze. Nach dem Tod seines Vaters bemüht der junge Nudelsuppen-Koch das Rezeptbuch seiner Mutter für die Trauerarbeit.

Auf den Spuren dieser Gerichte reist Masato nach Singapur, dem Heimatland der Mutter. Dort, im Ursprungsland der „Ramen“, lernt er die Food-Bloggerin Miki kennen, die ihm hilft, weitere Verwandte (und deren Kochkünste) zu finden. Über das kulinarische Beisammensein kommen sich Miki und Masato näher...

Bambi, täglich 17 und 19 Uhr (jap. OmU)

The Dead Don´t Die

Und plötzlich erwacht die Kleinstadt zu Leben. Doch die willkommene Abwechslung vom beschaulichen Alltag in Centerville ist das nicht, denn es sind die Toten, die das Örtchen heimsuchen.

Nach der eigenwilligen Vampir-Melanchomödie „The Only Lovers Left Alive“ erweist Jim Jarmusch diesmal dem Zombie-Film seine ganz persönliche Referenz. Auch wenn die Untoten in Horror-Komödien wie „Shaun of the Dead“ schon ordentlich durch die Splatter-Suppe gezogen wurden, so gibt der Indie-Filmemacher dem Genre noch seine eigene Note, die nicht zuletzt durch eine illustre Riege von Stars (Bill Murray, Adam Driver, Steve Buscemi, Danny Glover, Tom Waits, Tilda Swinton usw.) bereichert wird. Wenn die Möchtegern-Kannibalen hier von stoischen Polizisten gemetzelt werden und ihre Sehnsüchte nach Chardonnay, Kaffee oder WiFi rufen, dann ist diese Provinzposse so befremdlich wie der Aufstieg des Trump-Amerika.

Atelier, Vorpremiere am Montag um 19 Uhr im Atelier (englisches Original mit Untertiteln

Burning

Jong-su möchte gern Schriftsteller werden, doch derzeit hält er sich mit Gelegenheitsjobs als Lieferant über Wasser. Zufällig trifft Jong-su mitten in Seoul eine junge Frau, die behauptet, ihn aus der gemeinsamen Jugend in einem Dorf zu kennen.

Jong-su freundet sich mit Hae-Mi an, sie verbringen ein paar Tage miteinander, sie bittet ihn auf ihre Katze aufzupassen, weil sie nach Afrika reisen muss. Dann ist Hae-Mi weg und er füttert die Katze, die er aber – trotz der winzigen Wohnung – nie zu Gesicht bekommt. Bald zweifelt der Zuschauer an der gezeigten Wirklichkeit, war Hae-Mi nur ein Produkt seiner Fantasie? Eine Antwort gibt der visuell eindrucksvolle Mystery-Thriller des südkoreanischen Regisseurs Lee Chang-dong nicht, was den Reiz dieses labyrinthischen Selbsterfahrungsabenteuers nicht schmälert.

Bambi, täglich 21 Uhr (am Dienstag im korean. OmU)

Push – Für das Grundrecht auf Wohnen

Beton-Goldrausch. Die Heuschrecken sind über die Städte hergefallen, doch wer lebt dann noch in den gentrifizierten Kiezen?

Die Mietpreise steigen ins Unermessliche, normale Menschen können sich das Leben in den Metropolen nicht mehr leisten. Die Vermieter sind gesichtslose Investment-Kraken, deren einziges Ziel die Profitmaximierung ist. Doch wofür sind Städte dann noch da? Aktueller denn je ist das Thema, das der schwedische Dokumentarfilmer Fredrik Gertten in verschiedenen Facetten aber keineswegs unparteiisch betrachtet.

Metropol, täglich 16.45 und 19 Uhr, am Mittwoch um 19 Uhr im engl. Original mit Untertiteln

Zwischen den Zeilen

Eine Gesellschaftskomödie über den Literaturbetrieb? Zumindest im Film hat Literatur noch gesellschaftliche Relevanz, sind Autoren Stars und ihre Bücher begehrt. Doch die Digitalisierung kratzt auch hier an die Türen der Verlage. Gut, dass für Alain dabei wenigstens die junge attraktive Digital-Beraterin Laure herausspringt und sein einstiger Erfolgsautor Léonard ohnehin nur seine echten Liebesaffären wieder zwischen die Buchdeckel bannt. So lässt Olivier Assayas mit französisch-leichtem Wortfluss die Themen Literatur, Autofiktion und Digitale Medien vermischt mit allerlei charakterlichen Schwächen, Eitelkeiten und sonstigem Durcheinander passieren.

Metropol, täglich 16.45 und 19 Uhr (am Mittwoch um 19 Uhr im frz. OmU)

Oray

Scheidung auf muslimisch. Wenn der Mann seine Frau verstoßen will, dann – so sagt die Scharia – soll er dreimal „Taláq“ aussprechen. Das hat Oray voller Wut getan. Der junge Mann lebt zwar in Hagen, aber er ist trotzdem konservativer Muslim. Und nun ist er in einem Dilemma. Denn kaum ist die Wut verraucht, da bereut er die islamische Scheidung, er will Burcu zurück und sie liebt ihn auch. Oray erkundigt sich bei seinem Imam... und hier beginnen die feinen Unterschiede, ist der Fatwa-Bann unumkehrbar? Hat Oray wirklich dreimal Taláq gesagt, oder nur zweimal? War das Taláq wirklich deutlich, oder war es unverständlich gebrüllt? Zunächst soll Oray sich für drei Monate trennen...

Nachdem sich der Film „Nur eine Frau“ mit der Unterdrückung der Frau im Kontext eines Ehrenmordes sehr kritisch mit dem islamischen Eh(r)e-Verständnis auseinandergesetzt hat, differenziert der Film des deutsch-türkischen Regisseurs Mehmet Akif Büyükkatalay das Thema. Sein Protagonist versucht die strengen Glaubensregeln und die Herzensangelegenheit zu vereinbaren und trifft schließlich eine Entscheidung außerhalb des Klischees.

Metropol, Dienstag/Mittwoch 21.15 Uhr

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