Nach 66 Jahren Eisen-Weber an der Collenbachstraße schließt

Düsseldorf · Seit 1953 gab es Eisen-Weber im Ladenlokal in Pempelfort. In Egon Webers Eisenwarengeschäft konnte man noch jede Schraube einzeln kaufen.

 Egon Weber geht mit 79 Jahren in Rente. In dem Geschäft an der Collenbachstraße hat er 65 Jahre gearbeitet.

Egon Weber geht mit 79 Jahren in Rente. In dem Geschäft an der Collenbachstraße hat er 65 Jahre gearbeitet.

Foto: Joachim Hennig

Schrauben, Schlüssel, Schlösser Aluminium-Nieten, Gläser, Elektrogeräte. Es gibt kaum etwas, was es bei Eisen-Weber in Pempelfort nicht gibt, beziehungsweise gab, denn Egon Weber hat seinen „Jedönsladen“, wie er selber sagt, geschlossen. „Jetzt simmer die Bude am leer machen hier.“ Mit fast 80 Jahren ist es Zeit für die Rente. So richtig scheint er sich mit der Entscheidung noch nicht abgefunden zu haben. Schließlich stand er seit seinem 14. Lebensjahr hinter der Theke des Eisenwarenfachgeschäftes.

„Meine Frau sagt, ich hätte das schon früher machen können“, sagt Weber. Ursula Weber hat immer mitgearbeitet. Früher gab es noch mehr Angestellte, aber in den letzten Jahren haben sie alles zu zweit gemacht. Das Ladenlokal an der Collenbachstraße 5 ist schon gut entrümpelt. Einige Regale sind schon komplett leer. Vor allem die alten Sachen, die man nicht mehr verkaufen kann, habe man schon ausgeräumt. Mitten im Raum steht noch eine Kiste mit Schlüsseln. „Die haben wir schon seit 80 Jahren“, erzählt Weber. Das mag etwas übertrieben klingen, aber so weit von der Wahrheit entfernt ist es nicht.

Webers Vater eröffnete 1933 sein erstes Geschäft

Egon Webers Vater hat am 24. Oktober 1933 einen Eisenwarenladen auf der Kaiserswerther Straße eröffnet. Ein Foto von dem Geschäft erinnert im Schaufenster an die Eröffnung. Im Krieg wurde das Gebäude zerbombt. Webers Vater eröffnet in der Privatwohnung seiner Mutter auf der Rolandstraße ein neues Geschäft. Die selbstgebauten Holzkästen aus der Nachkriegszeit sind bis heute bei Eisen-Weber im Schaufenster zu bestaunen.

 Ein kleiner Teil der Schrankwand von Eisen-Weber.

Ein kleiner Teil der Schrankwand von Eisen-Weber.

Foto: MArkus Luigs/Markus Luigs

Die Wohnung wird schnell zu klein. Eisen-Weber zieht 1948 auf die Collenbachstraße. Zwei Häuser neben dem heutigen Geschäft. Heute ist dort ein Reisebüro. „Mein Vater hat Herde und Waschmaschinen verkauft“, erinnert sich Weber. Aber, weil das Geschäft so klein war, hat er sie morgens auf den Bürgersteig gestellt und von dort verkauft. Ein Konkurrent von einem Geschäft um die Ecke hat ihn dann bei der Stadt angeschwärzt. „Aber mein Vater kannte auch jemanden bei der Stadt, der hat dann immer angerufen, bevor jemand vom Ordnungsamt vorbeikam.“

1953 wurden dann keine Waschmaschinen mehr von der Straße aus verkauft. Egon Webers Vater erwarb das zerbombte Grundstück nebenan und baute das heutige Haus mit dem großen Ladenlokal im Erdgeschoss auf. Ein Jahr später ging Weber dann im Geschäft in die Lehre und hat seitdem nicht mehr aufgehört, dort zu arbeiten. Bis jetzt. „Eigentlich wollte ich was anderes machen, aber ich hatte keine Lust nach Neuss oder Ratingen mit dem Fahrrad zur Lehrstelle zu fahren“, erinnert er sich. Stattdessen ging es von Pempelfort oft nach Bilk. Weber spielt in Bands Schlagzeug und Saxofon. „Ein Lehrling hat mich mal gefragt, ob ich Gitarre spielen kann, da hab ich gesagt: Ne, aber ich kann dir eine bauen.“ Gesagt, getan. Egon Weber ist ein Bastler. In der kleinen Werkstatt hinten im Laden hat er nicht nur Musikinstrumente, sondern vor allem Schlüssel und Schlösser gebaut. Die Schlüssel hat er noch von Hand gefeilt. Kunden konnten mit einem Schlüssel in den Laden kommen und Weber hat das passende Schloss angefertigt. „So was gibt es heute gar nicht mehr.“ Ein Satz, der immer wieder fällt, wenn man sich das Geschäft anschaut. Alleine die Schrankwände mit den vielen kleinen Schubladen für die unterschiedlichen Schlüssel und Werkzeuge gibt es so in keinem Baumarkt und auch die etlichen Werkzeuge und Schlüssel findet man so kaum noch auf einem Fleck.

Jetzt ist es Zeit für den Ruhestand. So ganz kann sich Weber noch nicht vorstellen, was auf ihn zukommt: „Mal gucken, wie das so ist als Rentner“.

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