Eine Madonna für den Garten : Künstler schafft eine moderne Madonna für Gerresheim
Düsseldorf Eine lebensgroße Skulptur hat Bildhauer Bernhard Kucken für die Bürgerstiftung Gerricus geschaffen. Mit ihrem starken Gesichtsausdruck ähnelt sie den für gewöhnlich sehr lieblichen Marienbildnissen kaum.
Sie sieht energisch aus, diese Maria des Düsseldorfers Bernhard Kucken. Sie scheint alle Fragen von Jungfräulichkeit, Keuschheit und Heiligkeit von sich zu schieben. Von Lieblichkeit und Anmut keine Spur. Das ist nicht die Fürsprecherin, die im Zweifelsfall den Gläubigen hilft. Sie ist geerdet, macht eher den Eindruck einer Alleinerziehenden. Wenn man sie denn als ein Symbol bezeichnet, so ist sie eine Frau der Gegenwart. Sie wird ihr Schicksal schon packen, so wie sie ihr Kind packt.
Marienbilder finden sich weltweit. Die bekannteste dieser Frauen ist Raffaels Madonna in der Sixtinischen Kapelle. Fast noch selbst ein Kind ist die Frau in dieser Mariendarstellung, während Kuckens Frauengestalt eher der Jetztzeit entspricht, wo die Frauen im reiferen Alter ihre Kinder zur Welt bringen. Der Sohnemann in Stein entspricht ganz der Mutter. Der Schöpfer des Werks, Leiter der Gipsformerei an der Kunstakademie, weist darauf hin, wie dieser Knabe die Stirn ein wenig runzelt und die Augenbrauen etwas zusammenzieht. Der kleine Kerl scheint etwas skeptisch zu sein. Wie Maria blickt er sein Gegenüber kaum an. Die beiden Figuren im Garten des Gerricus-Stifts sind mit sich selbst beschäftigt in diesem Knäuel aus Händen und Tüchern, die sie umgeben.
Nicht alle Tage erhält man den Auftrag für eine Madonna
Kucken, Jahrgang 1960, bekam den Auftrag nicht über einen Wettbewerb. Vielmehr fragte Michael Brockerhoff, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung, den Akademierektor Karl-Heinz Petzinka, und der empfahl Kucken. Der Künstler war überrascht, sagte aber sofort zu. Denn nicht alle Tage erhält man den Auftrag, eine lebensgroße Figur zu schaffen. Brockerhoff erzählt, wie er sich die Gestalt vorstellte: „Sie sollte nicht so lieblich, nicht so muttergotteshaft sein. Und sie sollte ein Original sein.“