Rezension Komödie über werdende und vorhandene Eltern

Düsseldorf · An der Steinstraße ist ein Stück über Schwangerschaft und Generationenkonflikte zu sehen, das nur in Teilen überzeugt.

 Eine Szene aus „1+1=3 - Hauptsache gesund“.

Eine Szene aus „1+1=3 - Hauptsache gesund“.

Foto: ja/Peter Bocklage

Ein Teststreifen hat sich verfärbt. Grund zum Jubeln? Da sind sich Tom und Nicole nicht so sicher. Können sie sich ein Kind überhaupt leisten? Nicole – eine wenig erfolgreiche Schauspielerin –, Tom – ein Fußballtrainer der vierten Liga. Ein Strahlemann, der am liebsten mit Kumpel Mehmet abhängt und feiert. Ob Junge oder Mädchen? Nebensache. „1+1=3 - Hauptsache gesund“, so die Devise des Pärchens, das sich liebt, aber nicht so recht in die Pötte kommt. Um die beiden, ihre überspannte und mit Fremdwörtern hadernde Mutter und seinen Vater, einen alternden Seebär, dreht sich alles in dem Stück von Jens Hajek und Claudia van Veen, das nach seiner Premiere in der voll besetzten Komödie an der Steinstraße herzlich gefeiert wurde. Der Applaus galt weniger dem seltsam konstruierten Stück als den Schauspielern, die munter vor sich hin kalauern, slapsticken, Knittelverse und Sprüche von anno dazumal kloppen. Altherrenwitze inklusive.

Stefan Bockelmann (Tom), Antonia Michalsky (Nicole), Christiane Hecker (Mutter Dagmar), Hannes Schäfer (Vater Hans) und Swetlana Saam (als Oberschwester Olga) – sie alle verkörpern ganz originelle, manchmal schräge Typen und mühen sich, über die Schwächen des Lustspiels mit seinen altbackenen Sprüchen hinwegzusegeln. Für Ambiente sorgen die farbenfrohen und funktionalen Bühnenbilder von Adrian Ochse und Thomas Klode.

Worum es geht? Schwer zu sagen. Am ehesten um die Konfliktchen zwischen dem Paar und seinen ungleichen Elternteilen. Doch, statt auf eine klare Handlung mit Steigerung und raffiniert gebauten Boulevard-Verstrickungen, setzen die Autoren Hajek/Van Veen auf flache Dialoge und herb derbe Sprüche voller Klischees über schwache Männer und halb starke Frauen, die man genauso gut oder schlecht vor 30 bis 40 Jahren hätte erleben können.

Zu sehen: Schwangerschafts-Gymnastik auf dem heimischen Sofa und wenig zündende Plaudereien eines verkrachten Fußballtrainers, der nur dank Finanzspritze seines alten Herrn überleben kann, aber alle Problemchen weglächelt. In Maßen amüsant sind die Momente, in denen Christiane Hecker die aufgekratzte, garstige Großmutter in spe mimt. Oder, wenn sich Hannes Schäfer als bärbeißiger Vater an der Bierflasche festhält und seinem Hallodri-Sohn Kommandos gibt wie einem Marine-Offizier. Kabarettistisch komisch gelingt der Auftritt der russischen Krankenschwester Olga (Swetlana Saam), die im Kreissaal zu Tempo mahnt – „Dawei, dawei“. Stichwort Tempo: Daran mangelt es besonders im ersten Teil (Inszenierung von Rolf Berg), der sich künstlich in die Länge zieht.

Fazit: Stück schwach, Schauspieler engagiert und temperamentvoll.

Das Stück ist bis 30. Juni in der Komödie an der Steinstraße zu sehen. Karten gibt es unter Telefon 0211 133707 oder unter

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