Reiterhof Das Gut Niederheid stellt den Reitbetrieb ein

Düsseldorf · holthausen Die Pächterin reagiert auf die ungewisse Zukunft des Reiterhofs. Angesichts der Corona-Krise verkauft sie die Pferde schneller als geplant.

 Christina Tschorn mit ihren Pferden auf Gut Niederheid.

Christina Tschorn mit ihren Pferden auf Gut Niederheid.

Foto: Michaelis, Judith (JM)

Eigentlich wollte Christina Tschorn, die Pächterin des Gutshofs Niederheid in Holthausen, ihren Betrieb nach den Sommerferien umstellen. Jetzt geht aber alles ganz schnell. „Wir befinden uns in einer totalen Ausnahmesituation“, sagt Christina Tschorn. Sie spricht schnell, die Informationen sprudeln nur so aus ihr heraus. Aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus darf sie keine Reitstunden mehr anbieten. Die hätte sie auf Dauer reduzieren wollen, jetzt geht alles ein bisschen schneller.

Zur Vorgeschichte: Der Gutshof Niederheid befindet sich im Besitz der Stadt Düsseldorf. Seit mehreren Jahren hatte sie mit einem Investor über den Verkauf verhandelt. Der Investor, der in Rommerskirchen einen Reiterhof betreibt, wollte das Gut Niederheid mit einem ähnlichen Konzept übernehmen und der Pächterin eine Perspektive bieten. Im vergangenen August kündigte die Stadt an, das Gut Niederheid zum Verkauf auszuschreiben. Die Frist für ein Angebot läuft noch bis zum Frühsommer. Damit ist die Zukunft von Christina Tschorn auf dem Gut wieder unsicher.

„Nach den Sommerferien möchte ich mit einem neuen Konzept starten“, sagt Tschorn. Schwerpunkt soll dann das therapeutische Reiten sein. „Ich plane, noch mehr mit Kitas und Schulen zusammenzuarbeiten und Angebote für den gebundenen Ganztag zu machen“, sagt Christina Tschorn. Auch Förderschulen und Wohnheime kämen als Kunden infrage. Die Schulpferde für den klassischen Reitunterricht wird sie deshalb verkaufen. „Wir behalten nur vier Pferde und die Mini-Shettys“, sagt sie. Auch der Fokus der Ferienprogramme werde sich verschieben. Christina Tschorn will nicht mehr nur Reiten, sondern Bauernhofferien anbieten. „Geplant ist unter anderem die Aufzucht von Küken oder selbst Butter herzustellen“, sagt sie. Tschorn ist sicher, dass die Nachfrage genauso groß sein wird.

In der unsicheren Lage können keine neuen Pferde geholt werden

Die Umstellung hatte sie zum Jahreswechsel beschlossen. „Mehrere alte Pferde gehen in Rente, so dass ich mir neue anschaffen müsste“, sagt Tschorn. Da sie aber noch nicht weiß, wie lange sie noch auf dem Gut Niederheid bleiben kann, hat sie sich zur „Risikominimierung“ entschlossen. „Ich musste handeln, bis eine dauerhafte Lösung gefunden wird“, sagt die Pächterin. Die Verhandlungen mit dem bisherigen Investor seien nach drei Jahren im Sande verlaufen. „Wenn es einen neuen Interessenten gibt, können die Verhandlungen ja auch noch länger dauern“, befürchtet Tschorn.

Mit dem Verkauf der Reitpferde will Christina Tschorn – wenn es geht – schon jetzt beginnen. „Damit wollen wir uns während der Maßnahmen wegen des Coronavirus Luft verschaffen“, sagt sie. Fünf Wochen könne sie überbrücken, aber es sei ungewiss, wann sich die Situation wieder reguliere. „Je kürzer die Phase ist, desto eher ist unser Überleben gesichert“, sagt Tschorn. Sie wisse nicht, ob die Reserven halten, wenn der Betrieb bis zu den Sommerferien geschlossen bleiben muss. „Die Pferde und anderen Tiere sind ein riesiger Kostenfaktor.“

Deshalb ärgert sich Christina Tschorn, wenn sie mitbekommt, dass der Spielplatz in Niederheid noch ein Treffpunkt für Familien und Jugendliche ist. „Da müssen alle einfach mal vier Woche den Hintern zusammenkneifen“, findet sie. Die Folgen der Krise würden ja für viele erst später deutlich: Wenn es keine Angebote mehr gebe, wo Kinder reiten oder tanzen können, weil die kleinen Betriebe pleite sind.

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