Tag eins in der Gastronomie Endlich wieder „zuhause“ – im Lieblingsrestaurant

Düsseldorf · Tag eins in der Gastronomie: Die strengen neuen Regeln nach der langen Coronapause.

 Alexa und Hans-Joachim Gresser sind treue Stammkunden im „Schwan“ in Derendorf. Sie freuen sich, wieder „zuhause“ zu sein.

Alexa und Hans-Joachim Gresser sind treue Stammkunden im „Schwan“ in Derendorf. Sie freuen sich, wieder „zuhause“ zu sein.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Als Alexa und Hans-Joachim Gresser Ende vergangener Woche erfuhren, dass ihr Lieblingsrestaurant, der „Schwan“ in Derendorf, wieder öffnet, da reservierten sie sofort einen Tisch für den ersten Tag. Und jetzt, am Montag, kurz nach 13 Uhr, sind sie da, zwei weitere Tische sind mit je zwei Personen besetzt. Die Gressers warten voll Vorfreude auf Cheeseburger und Schnitzel. „Wir fühlen uns, als wären wir nach einem langen Urlaub nach Hause zurückgekommen“, sagt sie. „Alles entspannt“, sagt er, obwohl die beiden eine ungewohnte Prozedur hinter sich haben: Desinfektion der Hände am Eingang, den Mund-Nasen-Schutz anbehalten, bis der Kellner sie an ihren Tisch begleitet hat. Und dann den dort liegenden Zettel ausfüllen: Name, Telefonnummer, Ankunftszeit. Die Zeit des Verlassens wird später eingetragen. Auf der Rückseite des Zettels wird erklärt: „Diese Daten werden ausschließlich dafür genutzt, Euch im Notfall kontaktieren zu können, um der Ausbreitung des Corona-Virus entgegenzuwirken.“ Die Zettel werden nach vier Wochen vernichtet. Die Gressers haben dafür Verständnis. Sollte sich herausstellen, dass an eben jenem Tag ihres Restaurantbesuchs ein infizierter Gast in der Nähe war, würden sie informiert.

Restaurants retteten sich mit Lieferdienst über die schwere Zeit

Daran wollen die beiden jetzt aber nicht denken. Sie freuen sich einfach nur auf ihr erstes Essen in dem Restaurant, das sie wie viele andere Stammgäste in den vergangenen Wochen unterstützt haben, indem sie den Außer-Haus-Lieferservice nutzten. „Solche Treue der Gäste hat uns geholfen, die Kosten wenigstens ein bisschen zu decken“, sagt Sandra Grunwald, operative Leiterin der drei Schwan-Restaurants in Düsseldorf (ein weiteres ist in Neuss). „Wir haben das auch gemacht, um von den Gästen nicht vergessen zu werden.“

 Kellner Benjamin Kluss hält sich streng an die Hygienevorgaben.

Kellner Benjamin Kluss hält sich streng an die Hygienevorgaben.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Grunwald und ihre Mitarbeiter haben nicht nur frustrierende Wochen, sondern auch stressige Tage hinter sich. Erst vergangenen Mittwoch erfuhren sie, dass es am Montag wieder los geht. Wenig Zeit, um sich auf all das einzustellen, was nun Alltag im Restaurant ist. Die Zahl der Tische wurde drastisch reduziert, so dass jetzt nur noch etwa 17 Gäste statt vorher 60 gleichzeitig bedient werden können. Das Speisenangebot musste verkleinert werden, weil man es sich nicht leisten kann, für so viel weniger Gäste die gleiche Anzahl an Personal zu beschäftigen. Und das Personal, das nun da ist, am Montag ist es ein Koch und ein Kellner, muss viel mehr Zeit einplanen. Vom Geleiten der Gäste an die Tische, dem Einweisen in die neuen Regeln bis zum großen Hygieneaufwand. Spätestens alle 30 Minuten muss der Kellner sich die Hände desinfizieren, die Toiletten müssen viel häufiger gereinigt werden, all das ist zu dokumentieren. Jeder Lieferant, jeder Handwerker, der das Restaurant betritt, wird registriert.

Auf den Tischen liegen QR-Codes, die die Gäste mit ihrem Handy scannen können und so auf die Speisekarte geleitet werden. Wer das nicht will, bekommt natürlich auch noch eine Speisekarte, ein Blatt, das nach einmaliger Nutzung vernichtet wird. Wird ein Tisch frei, werden die Möbel desinfiziert. Dem Coronavirus Covid 19 setzt der „Schwan“ 19 Hausregeln entgegen, die er den Gästen auf einem Papier erklärt. Der Gast möge doch bitte „mit viel Verständnis und noch mehr guter Laune darüber hinwegsehen“, heißt es in der Einleitung. Die Gressers finden sich mit all dem ab, Hauptsache, sie sind wieder in ihrem Stammlokal.

Genauso viel Verständnis registriert am Montag auch Thea Ungermann, Junior-Chefin der Brauerei Schumacher an der Oststraße. Hier erfolgt die Selbstregistrierung der Gäste an vier Tischen im Eingangsbereich, niemand habe sich darüber beschwert, was ohnehin keinen Sinn hätte, es sind halt die vom Land gesetzten Spielregeln. Wann immer sich jemand im Restaurant bewegt, etwa zur Toilette geht, muss er die Maske aufsetzen. Die Kellner tragen sie ohnehin. Auch das Schumacher hat die schwere Zeit mit Lieferdienst und Abholservice überbrückt. Nun arbeitet das in Kurzarbeit befindliche Personal in drei Schichten, jeweils für eine Woche, so dass man, sollte es einen Coronafall geben, auf eine unbelastete Schicht zurückgreifen kann. „Das waren und sind sehr kräftezehrende Tage für alle“, sagt Ungermann, man müsse sehr viel mehr Aufwand treiben, rechtfertigt sie den leichten Preisanstieg für Gerichte und Getränke gegenüber der Vorcornazeit. Nach gut vier Stunden waren 60 Gäste da. Eine Zahl, mit der Ungermann zufrieden ist.

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