Bildung und Betreuung Düsseldorfs Kitas sind voll, die Schulen leer

Düsseldorf · Am Montag startete der Distanzunterricht in den Schulen. Für die Notbetreuung entschied sich nur ein kleiner Teil der Eltern. Ganz anders ist das bei den Kindertagesstätten. Im Schnitt sind sie etwa zur Hälfte belegt.

 Der Klassenraum ist derzeit leer: Michael Anger, Leiter des Albert-Einstein-Gymnasiums in Rath, beim digitalen Distanzunterricht.

Der Klassenraum ist derzeit leer: Michael Anger, Leiter des Albert-Einstein-Gymnasiums in Rath, beim digitalen Distanzunterricht.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Trotz der Bitte, den Betreuungsplatz mit Blick auf die Entwicklung der Corona-Pandemie möglichst nicht zu nutzen, sind die meisten der rund 380 Kitas in Düsseldorf gut gefüllt. Die Belegungsquote schwankt meist zwischen 30 und 70 Prozent. Die meisten Träger rechnen mit weiter steigenden Zahlen, sodass in der kommenden Woche im Schnitt knapp die Hälfte der Plätze belegt sein könnte. Einige Erzieher sehen den Infektionsschutz in Gefahr, vermissen die Solidarität bei manchen Müttern und Vätern. Entspannter ist die Lage an den Schulen. Dort startete nach Ende der Weihnachtsferien am Montag der Distanzunterricht. Allerdings sind auch in den Grundschulen zwischen zehn und 25 Prozent der Jungen und Mädchen vor Ort. Sie besuchen die Notbetreuung und erhalten dort Hilfe beim Bearbeiten der Aufgaben und Lerninhalte. Die wichtigsten Fakten im Überblick.

Die Kindertagesstätten

Der Appell von NRW-Familienminister Joachim Stamp, Kinder möglichst zu Hause zu betreuen, bleibt in größerem Umfang ungehört. Zu Wochenbeginn wurden in den städtischen Kitas 1945 von 6286 Kindern betreut, also knapp ein Drittel, wobei die Unterschiede je nach Standort erheblich sind. „Die freien Träger haben uns eine Belegung gemeldet, die zwischen 30 und 70 Prozent liegt und wir rechen in allen Einrichtungen, unabhängig vom Träger, mit weiter steigenden Belegungszahlen“, sagt Dagmar Niederlein, stellvertretende Leiterin des Jugendamts. Genau das sorgt bei Erziehern, aber auch bei Eltern für Verunsicherung. „Natürlich verstehe ich die Nöte der Eltern, bei denen beide Partner voll berufstätig sind“, sagt Angelika Braun, Vize-Leiterin der vom Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SKFM) getragenen Kita St. Bruno in Unterrath. Aber es gebe unter den Betreuten eben auch Kinder aus Familien, in denen mindestens einer zu Hause sei, der zurzeit nicht arbeite, auch nicht im Home Office. „Da frage ich mich schon, wie weit die Solidarität reicht“, sagt Braun. Tatsälich erregt die Debatte die Gemüter, wie unter anderem der in den sozialen Netzwerken durchaus kontrovers diskutierte Beitrag einer anderen Erzieherin aus Düsseldorf belegt. Allerdings warnt SKFM-Geschäftsführer Elmar Borgmann vor voreiligen Schlussfolgerungen. Er glaubt nicht, dass die Mehrheit der Eltern ohne triftigen Grund den Nachwuchs in die Einrichtungen schickt und ist deshalb gegen eine Verschärfung der Regeln. „Wegen dieser vielleicht zehn Prozent, die das womöglich so machen, würde ich nicht die Bürokratie aus dem Frühjahr mit Listen der systemrelevanten Berufen und Arbeitgeberbescheinigungen neu auflegen wollen.“

Der Schulunterricht

Spätestens bis Mittwoch starten auch alle Düsseldorfer Schulen mit dem von Schul-Ministerin Yvonne Gebauer vorgegeben Distanzunterricht. Anna Braun hält die Grundsatz-Entscheidung für richtig. „Meine Schwester arbeitet in der Uni-Klinik, ich weiß, wie gefährlich Covid-19 sein kann.“ Ihre drei Kinder besuchen in Düsseldorf Gymnasium, Realschule und Grundschule. Nicht nur die Schulformen unterscheiden sich, auch die jeweils eingesetzten Lernplattformen. Probleme gab es damit – im Unterschied zu anderen Kommunen, bei denen es am Montag kräftig hakte – zum Auftakt erst einmal nicht. Tochter Isabelle nutzt an der katholischen Grundschule Fuldaer Straße „It’s learning“. Damit kommt die in Eller lebende Familie gut klar. „Viele Schulen haben die vergangenen Monate genutzt, die meisten sind inzwischen gut auf das Distanzlernen vorbereitet.“ Drei Endgeräte sind bei der Familie im Einsatz. „Fehlt ein solches Gerät, kann man eins leihen“, sagt Birgit Nösser, Leiterin der von Isabelles Grundschule. 60 iPads haben ihre Kollegen zu Wochenbeginn an Eltern ausgegeben. Gelernt wird mit Hilfe von Aufgabenblättern, Videokonferenzen und Chats. Nösser hätte sich für die aktuell kritische Phase der Pandemie auch ein Wechselmodell vorstellen können, bei dem ein Teil der Schüler vor Ort, der andere Teil dagegen zu Hause lernt. Damit hatte auch Michael Anger gerechnet. „Aber die Infektionszahlen sind hoch und niemand weiß in diesem Moment wirklich, wie ansteckend Schüler nun tatsächlich sind. Deshalb kann ich mit reinem Distanzunterricht gut leben“, sagt der Leiter des Albert-Einstein-Gymnasiums in Rath. Tatsächlich war am Montag an der Theodorstraße kein Schüler und fast kein Lehrer vor Ort. „Eine Notbetreuung für die fünften und sechsten Klassen hat niemand angemeldet“, sagt Anger.

Die Notbetreuung

Anders ist das an den rund 90 Düsseldorfer Grundschulen. So waren in Nössers Schule 33 von 200 Kindern vor Ort. An einem Standort in Düsseltal waren es 100 von rund 400. „Zu uns in die Kronprinzenschule kamen 50 von 320 Jungen und Mädchen“, sagt Schulleiterin Heide Steinke. Entscheidend sei aber, dass auch diese Kinder die Inhalte des Distanzunterrichts bearbeiten. Dabei würden Schulsozialarbeiter, Betreuungspersonal und „auch mal ein Lehrer“ helfen. Ein Vorteil soll durch die Anwesenheit vor Ort nicht entstehen. „Zurzeit nehmen im stadtweiten Schnitt zwölf Prozent der Grundschüler die Notbetreuung in Anspruch“, sagt Florian Dirszus vom Schulverwaltungsamt.

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