„Zahlen sind nur die Spitze des Eisbergs“ Die Zahl junger Komasäufer ist weiter rückläufig

Düsseldorf · Die Zahl der Patienten mit Alkoholvergiftung sank um mehr als 30 Prozent. Experten sehen Corona-Effekt.

Alkohol ist in Deutschland leicht zu erwerben.

Alkohol ist in Deutschland leicht zu erwerben.

Foto: dpa/Silas Stein

In Düsseldorf zeichnet sich beim Thema Komasaufen eine deutliche Entspannung ab: Mussten nach aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamts NRW 2020 noch 89 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis unter 20 Jahren in einem Krankenhaus wegen einer akuten Alkoholvergiftung behandelt werden, waren es 2021 nur noch 59 – eine Abnahme um 33,7 Prozent. Die Entwicklung zwischen Jungen und Mädchen war dabei sehr unterschiedlich. Während die Zahl bei den Jungen um 48 Prozent sank, waren es bei den Mädchen 15,4 Prozent. Landesweit ging die Zahl der Behandlungsfälle um 7,4 Prozent zurück. Die Zahl der Komasäufer ist seit 2017 rückläufig, Experten sehen einen besonderen Corona-Zusammenhang: 2020, als Lockdowns, Kontaktbeschränkungen und der Verbot des Nachtlebens begannen, ging die Zahl der wegen alkoholbedingter Verhaltensstörungen stationär behandelten Kinder und Jugendlichen mit minus 38,7 Prozent gegenüber 2019 überdurchschnittlich stark zurück. Zehn Jahre zuvor waren in NRW noch 60 Prozent mehr Kinder und Jugendliche aus diesem Grund stationär behandelt worden (2011 insgesamt 6229 Fälle). „Dies ist insgesamt eine sehr erfreuliche Entwicklung. Vor allem, wenn man bedenkt, dass schon von 2019 bis 2020 die Zahl der Komasäufer in Düsseldorf um 28,2 Prozent gesunken ist, auch wenn hier sicherlich die Einschränkungen der Corona-Pandemie eine Rolle gespielt haben“, sagt Michael Lobscheid von der Krankenkasse IKK classic. „Allerdings sollte man auch nicht vergessen, diese Zahlen sind nur die Spitze des Eisbergs. Bei weitem nicht alle Kinder und Jugendlichen mit einem Vollrausch landen auch im Krankenhaus, die Dunkelziffer ist entsprechend hoch“.